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Querschnittsanalyse

„Frauenkrankheit“ kann beim Mann das Risiko für Erektionsstörungen verdoppeln

Reizdarmsyndrom Erektionsstörung
Bei einer Erektionsstörung, im Fachjargon Erektile Dysfunktion genannt, handelt es sich um eine unzureichende Versteifungsfähigkeit des Penis Foto: Getty Images / peakSTOCK

10. Januar 2025, 15:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Zwei scheinbar getrennte Gesundheitsprobleme könnten stärker miteinander verknüpft sein als bisher angenommen. Eine neue Studie aus Peru zeigt, dass eine häufige Erkrankung, die man eigentlich insbesondere mit Frauen verbindet, das Risiko einer Erektionsstörung verdoppeln kann.

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Im europäischen Raum schwankt die Prävalenz von Erektionsstörungen zwischen 6 und 64 Prozent – je nach Altersuntergruppe. Im Durchschnitt liegt sie bei 30 Prozent.1 Während Stress, Medikamente, hormonelle oder neurologische Erkrankungen häufig als Auslöser genannt werden, weist eine aktuelle Studie der César Vallejo Universität auf eine mögliche Verbindung zwischen Erektionsstörung und Reizdarmsyndrom hin.2 Diese chronische Darmerkrankung, welche häufiger bei Frauen als Männern diagnostiziert wird, verursacht Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen und Verstopfung.

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Das Ziel der Studie

Die Studie untersuchte, ob eine Verbindung zwischen Reizdarmsyndrom und erektiler Dysfunktion, also einer Erektionsstörung, bei männlichen Medizinstudierenden besteht. Hintergrund war die hohe Belastung durch Stress im Medizinstudium, die sowohl psychische als auch körperliche Gesundheitsprobleme begünstigen kann. Es wird angenommen, dass chronische Entzündungen und Stress, wie beim Reizdarm häufig auftreten, die Gefäßfunktion beeinträchtigen können – ein Faktor, der auch bei Erektionsstörungen eine Rolle spielt. Das Forschungsteam wollte diese mögliche Verbindung analysieren und damit eine bisher wenig erforschte Gesundheitsproblematik bei jungen Erwachsenen beleuchten.

133 Medizinstudenten beantworteten sensible Fragen zu ihrer Gesundheit

Die Wissenschaftler führten eine Querschnittsstudie mit 133 männlichen Medizinstudierenden im Alter von 19 bis 24 Jahren durch. Um eine Erektionsstörung zu erfassen, füllten die Probanden einen bestimmten validierten Fragebogen, den „International Index of Erectile Function“, aus. Dieser bewertet Veränderungen in sexuellen Phasen wie Verlangen, Erektion, Orgasmus und Ejakulation. Zusätzlich fragt er die Zufriedenheit in sexuellen Beziehungen ab. Für das Reizdarmsyndrom hingegen händigten die Studienautoren den sogenannten „Rome-IV-Bristol“-Fragebogen aus. Dieser fragt bspw. wiederkehrende Bauchschmerzen sowie Änderungen der Stuhlfrequenz und -konsistenz ab. Zusätzlich erhob die Studie Daten zur psychischen Gesundheit, körperlichen Aktivität, Alkohol- und Tabakkonsum sowie Schlafgewohnheiten. Diese wurden mithilfe von statistischen Regressionsmodellen analysiert, um mögliche Zusammenhänge zwischen beiden Erkrankungen zu untersuchen, wobei auch Störvariablen berücksichtigt wurden. Zu diesen zählten unter anderem Alter, Studienjahr, Body-Mass-Index, häufiger Alkohol- und Tabakkonsum oder auch die Schlafqualität.

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Wer am Reizdarmsyndrom litt, hatte ein erhöhtes Risiko für eine Erektionsstörung

Die Auswertung der Daten ergab, dass 38,4 Prozent der befragten Studenten Anzeichen einer erektilen Dysfunktion zeigten, wobei 3 Prozent Symptome einer mittelschweren und 9 Prozent Symptome einer schweren Ausprägung der Krankheit aufwiesen. Die Studienautoren ordnen ein, dass dieses Ergebnis eng mit den Erkenntnissen einer Schweizer Studie übereinstimmt, welche mit Männern im Alter von 18 bis 25 Jahren durchgeführt wurde und eine ähnliche Prävalenz von 29,9 Prozent für Erektionsstörungen feststellte.

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Zurück nach Peru: Hier fanden die Wissenschaftler des Weiteren heraus, dass 10,5 Prozent der Studierenden am Reizdarmsyndrom litten. Besonders auffällig war, dass diejenigen mit Reizdarm ein etwa doppelt so hohes Risiko (108 Prozent) für Erektionsstörungen im Vergleich zu ihren Kommilitonen ohne Reizdarm aufwiesen. Psychische Belastungen wie Depressionen, Angst oder Stress hingegen hatten keinen signifikanten Einfluss auf das Auftreten von Erektionsstörungen. Die Ergebnisse legen nahe, dass die chronischen Entzündungen und die Belastungen durch einen Reizdarm die Entstehung von erektiler Dysfunktion begünstigen könnten.

Psychische Faktoren sollten verstärkt berücksichtigt werden

Die Ergebnisse sind vor allem für die Gesundheitsförderung in akademischen Einrichtungen von Bedeutung. Sie zeigen, dass Medizinstudierende durch den hohen akademischen Druck und stressbedingte Gesundheitsprobleme anfällig für die Kombination aus Reizdarmsyndrom und Erektionsstörung sind. Da diese häufig als Tabu gehandelt werden, könnte Aufklärungsarbeit über diese Kombination dazu beitragen, dass Betroffene eher medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. So würde nicht nur langfristig nicht ihre Lebensqualität insgesamt verbessert, sondern auch ihre Leistungsfähigkeit im Studium.

Einordnung der Studie

Die Studie hat einige Stärken, wie die Verwendung validierter Fragebögen sowie eine solide statistische Analyse. Weiterhin ist sie die erste Untersuchung in Peru, die die Verbindung zwischen Reizdarmsyndrom und Erektionsstörung speziell bei Medizinstudenten analysiert. Allerdings kann die Studie aufgrund ihres Querschnittsdesigns keine Kausalzusammenhänge abbilden. Da sie sich auf Medizinstudenten konzentriert hat, sind die Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf die breite Bevölkerung übertragbar. Zuletzt ist zu bedenken, dass eine Selbsteinschätzung via Fragebogen zu Verzerrungen führen kann, insbesondere bei diesem sensiblen Thema.

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Fazit

Die Studie zeigt eine signifikante Verbindung zwischen Reizdarmsyndrom und Erektionsstörungen bei Medizinstudenten auf. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, diese Probleme ganzheitlich anzugehen und dabei sowohl physische als auch psychische Faktoren zu berücksichtigen – insbesondere bei jungen Erwachsenen, die den hohen Anforderungen des Medizinstudiums ausgesetzt sind. Außerdem zeigt es auf, wie wichtig sexuelle und auch psychische Gesundheit in der medizinischen Ausbildung sind. Die Autoren schlussfolgern, dass Förder- und Präventionsstrategien in akademischen Einrichtungen umgesetzt werden sollten. Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass weitere Forschung notwendig sei, um die genauen Mechanismen dieses Zusammenhangs zu entschlüsseln und wirksame Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Themen Männergesundheit

Quellen

  1. Gelbe Liste. Erektile Dysfunktion. (aufgerufen am 10.01.2025) ↩︎
  2. Valladares-Garrido, M. J., Zapata-Castro, L. E., Quiroga-Castañeda, P., P. et al. (2024). Irritable bowel syndrome and erectile dysfunction in medical students at a Peruvian university: an analytical cross-sectional analysis. Sexual Medicine. ↩︎

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