30. August 2023, 14:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Für einen gesunden Schlaf sind die Temperaturverhältnisse im Schlafzimmer mit entscheidend. Als optimal galten bisher zwischen 16 und 19 Grad. Doch für einen Großteil der Bevölkerung ist das möglicherweise viel zu kühl, wie eine Studie der Harvard Medical School nun in einer Studie herausgefunden hat.
Das individuelle Empfinden darüber, welche Temperatur im Schlafzimmer als besonders behaglich wahrgenommen wird, fällt unterschiedlich aus. Die einen mögen es sowohl unter als auch über der Decke mollig warm, andere können ohne „Lüftchen“ um die Nase, welches vom offenen Fenster herüberzieht, nicht ein- und durchschlafen. Letztere sowie Heizkostensparer hatten die Studienlage bisher auf ihrer Seite: So galt Schlafen bei einer Raumtemperatur unter 20 Grad als förderlich für die Gesundheit. Neue Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass diese Einschätzung womöglich etwas daneben liegt – und viel zu kühl ist.
Übersicht
Raumtemperatur beim Schlafen – was bisher als ideal galt
Die National Sleep Foundation der USA gibt unter Bezugnahme auf Studien an, dass eine Schlafzimmertemperatur zwischen 15,5 und 19,4 Grad Celsius den gesunden Schlaf fördere – also neben dem Ein- auch das Durchschlafen. Höhere Temperaturen beim Schlafen sollen die erholsame Schlafphase verkürzen.1 2014 konnten Paul Lee und andere nachweisen, dass Schlaf bei einer Raumtemperatur von 18,9 Grad Celsius den Anteil des gesunden Fettgewebes erhöht, welches Krankheiten wie Diabetes entgegenwirkt.2 Für kühle 16 Grad Celsius plädierte der renommierte Schlafmediziner Dr. Hans-Günther Weeß im Gespräch mit FITBOOK. Bisher lautet das Echo der Schlafforschung also eher: kühl ist gut. Doch es gibt Widerstand aus den eigenen Reihen: Forscher u. a. der Harvard Medical School könnten die bisherigen Empfehlungen kippen; zumindest für Erwachsene ab 65 Jahren.
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Neue Studie rüttelt an Empfehlung – zumindest für Menschen ab 65 Jahren
Gesammelt wurden Daten in 11.000 „Schlafnächten“ von 50 Erwachsenen ab einem Alter von 65 Jahren. Alle Teilnehmer lebten in Seniorenheimen in Boston und ließen tragbare Geräte ein Jahr lang ihren Schlaf überwachen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlicht.3
Die Forschenden interessierten sich für die Schlafeffizienz, also das Verhältnis zwischen der Aufenthaltsdauer im Bett und der tatsächlichen Schlafdauer. Wer beispielsweise 8,5 Stunden im Bett verbringt, in dem Zeitraum aber nur 6 Stunden schläft, hat eine Schlafeffizienz von 70,59 Prozent. Gesunde Menschen haben in der Regel einen Wert von mehr als 90 Prozent. Der Rest geht u. a. auf das Hin- und Herwälzen drauf. Die Studie kam zu dem Ergebnis: Das Schlafeffizienz-Potenzial lässt sich besser ausschöpfen – bei wärmeren Raumtemperaturen als bisher angenommen!
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Bei diesen Temperaturen war Schlaf der Probanden am effizientesten
Amir Baniassadi und Kollegen stellten fest, dass die Schlafeffizienz der Studienteilnehmer bei einer Raumtemperatur zwischen 20 und 25 Grad Celsius am höchsten war. Das ist deutlich wärmer als die bisherige Empfehlung (15,5 bis 19,4 Grad Celsius). Womit hängt das zusammen? Tatsächlich wird es mit zunehmendem Alter schwieriger, den Körper warmzuhalten. Daher kann eine etwas höhere Temperatur im Schlafzimmer dazu beitragen, dass ältere Menschen dann auch besser – effiziente – schlafen.
Fazit – finden Sie ihre individuell ideale Schlaftemperatur
Das heißt jedoch noch nicht, dass Sie jetzt die Heizung hochdrehen müssen, wenn Sie 65 oder älter sind. Denn in erster Linie ist die ideale Schlaftemperatur eine Frage des individuellen Empfindens. Wer bei 17 Grad Celsius traumhaft schläft – dazu rät das Umweltbundesamt aus Gründen des Energiesparens beim Heizen – go for it!4 Denn die Frage, ob der Schlaf denn generell erholsam ist, hängt mitnichten alleine von diesem Faktor ab. Auch was man gegessen und getrunken hat, ist relevant, bestimmte Lebensmittel stören den Schlaf. Genauso wie das Maß an Lärm bzw. Ruhe sowie Lichteinfall können sich auswirken auf die Frage, ob man gut und erholsam schläft.
Studie Frauen sind in wärmeren Räumen produktiver
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Quellen
- 1. Lee, P., Smith, S., Linderman, J. et al. (2014): Temperature-acclimated brown adipose tissue modulates insulin sensitivity in humans. Diabetes.
- 2. National Sleep Foundation. 10 Tips for a Better Night’s Sleep. (aufgerufen am 30.08.2023)
- 3. Baniassadi, A., Manor, B., Yu ,W. et al. (2023): Nighttime ambient temperature and sleep in community-dwelling older adults. Science of The Total Environment.
- 4. Umweltbundesamt: Richtiges Heizen schützt das Klima und den Geldbeutel (2022, aufgerufen am 30.08.2023)