10. Oktober 2024, 13:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit dem Rauchen aufzuhören, ist gar nicht so leicht. Zumal – wenn man bereits im höheren Alter ist und ein Leben lang geraucht hat, macht es doch ohnehin keinen Unterschied mehr, oder? Falsch! So zumindest lautet die Erkenntnis einer neuen Studie, die herausgefunden hat, wie viele Lebensjahre ein Rauchstopp je nach Alter bringt. FITBOOK-Redakteurin Sophie Brünke berichtet.
Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum ist Rauchen der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für Krebserkrankungen. Und das nicht nur für Lungenkrebs. Im Jahr 2018 erkrankten in Deutschland etwa 85.000 Menschen an verschiedenen Krebsarten infolge des Rauchens. Zudem starben rund 127.000 Menschen an den gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums – das entspricht 13 Prozent aller Todesfälle im Land.1 Ein Rauchstopp kann jedoch einige Lebensjahre wieder wettmachen – so Gesundheitswissenschaftler der University of Michigan.
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Übersicht
Auswirkungen eines Rauchstopps auf die Lebenserwartung
Die Gesundheitswissenschaftler maßen die Auswirkungen eines Rauchstopps auf die Lebenserwartung in 10-Jahres-Intervallen im Alter von 35 bis 75 Jahren, um die potenziellen Vorteile der Raucherentwöhnung zu bestimmen. Die altersspezifischen Sterberaten nach Raucherstatus (und nach Jahren der Raucherentwöhnung für ehemalige Raucher) wurden anhand der relativen Risiken der Gesamtmortalität für aktuelles und ehemaliges Rauchen berechnet. Diese entnahmen die Studienautoren einer vorangegangenen Forschungsarbeit.2 Auf dieser Basis erstellten sie Sterbetafeln, um die Lebenserwartung von Menschen zu ermitteln, die …
- nie geraucht haben,
- aktuellen Rauchern und
- ehemaligen Rauchern.
Außerdem bezogen sie in diese Berechnung ein, in welchen Altersstufen zwischen 35 und 75 Jahren mit dem Rauchen aufgehört wurde.3
Studie bezieht erstmals auch Senioren ein
Die Wissenschaftler erklären in einer Pressemitteilung, dass ihre Studie ihres Wissens nach die Erste sei, die auch Personen über 65 Jahre einbeziehe. Studienautorin Thuy Le ergänzt: „Wir haben im letzten Jahrzehnt einen bemerkenswerten Rückgang des Rauchens bei jungen Erwachsenen beobachtet. Die Quote bei älteren Erwachsenen, die rauchen, stagniert jedoch, und unseres Wissens nach hat keine Forschung die Vorteile einer Raucherentwöhnung für sie belegt. Wir wollten zeigen, dass es in jedem Alter von Vorteil ist, mit dem Rauchen aufzuhören, und älteren Rauchern einen Anreiz bieten, mit dem Rauchen aufzuhören.“4
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So viele Lebensjahre macht ein Rauchstopp je nach Alter wett
Im Vergleich zu Menschen, die nie geraucht haben, verlieren aktuelle Raucher, die ihr ganzes Erwachsenenleben lang geraucht haben, je nach Alter unterschiedlich viele Lebensjahre. So verlieren Raucher im Alter von
- 35 Jahren durchschnittlich 9,1 Lebensjahre,
- bei 45-jährigen Rauchern sind es 8,3 Lebensjahre,
- bei 55-Jährigen 7,3 Lebensjahre.
- 65-jährige Raucher verkürzen ihr Leben durch Rauchen noch um 5,9 Jahre,
- 75-Jährige um 4,4 Jahre.
Doch ein Rauchstopp bringt einige Lebensjahre zurück:
- Wer mit 35 aufhört zu rauchen, kann einen Verlust von glatt 8 Lebensjahren verhindern.
- Im Alter von 45 sind es 5,6 zurück gewonnene Lebensjahre.
- 55-Jährige, die mit Rauchen aufhören, gewinnen 3,4 Lebensjahre.
- 65-jährige Senioren, die sich für einen Rauchstopp entscheiden, können noch 1,7 Jahre wettmachen
- 75-Jährige gewinnen immerhin noch 0,7 Jahre.
Auch Senioren profitieren deutlich
Die Chancen, mindestens ein zusätzliches Lebensjahr zu gewinnen, liegen bei Rauchern, die mit 65 Jahren aufhören, bei 23,4 Prozent und bei denen, die mit 75 Jahren aufhören, bei 14,2 Prozent. Ein 75-jähriger Raucher hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von neun Jahren. Wenn er mit dem Rauchen aufhört, gewinnt er wie erwähnt im Schnitt 0,7 Jahre zurück, was immerhin 7,8 Prozent seiner Lebenserwartung entspricht. Etwa 8 Prozent der aufhörenden Raucher gewinnen sogar mindestens vier Jahre, das sind 45 Prozent der verbleibenden Lebenserwartung.
Studienautor Dr. Warner kommt zu dem Schluss: „Der Nutzen einer Raucherentwöhnung ist nicht auf junge und mittelalte Raucher beschränkt; diese Studie zeigt, dass sie auch auf Senioren anwendbar ist. Auch wenn die Vorteile einer Raucherentwöhnung in höherem Alter in absoluten Zahlen gering erscheinen mögen, stellen sie doch einen großen Anteil der verbleibenden Lebenserwartung einer Person dar.“
Laut Studie Was bringt ein Rauchstopp, wenn man bereits herzkrank ist?
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Einordnung der Studie
Die Studie zeigt den erheblichen Einfluss des Rauchens auf die Lebenserwartung auf und bestätigt, dass selbst ein später Rauchstopp das Leben deutlich verlängern kann. Die Autoren erklären, ihre Schätzungen stimmten mit den Ergebnissen früherer Arbeiten überein. Außerdem ist positiv anzumerken, dass diese Forschungsarbeit die gewonnenen Lebensjahre durch den Rauchstopp in verschiedenen Altersstufen quantifiziert und auch Senioren einschließt. Dies erweitert das Verständnis darüber, wie wichtig ein Rauchstopp selbst im höheren Alter noch sein kann. Nun können Mediziner auch ihren älteren rauchenden Patienten motivierende Forschungsergebnisse vorzeigen.
Als Einschränkungen ihrer Arbeit benennen die Autoren, dass die Daten zur Sterblichkeit teilweise aus älteren Studien stammen, was zu möglichen Ungenauigkeiten geführt haben könnte. Allerdings wurde versucht, dies durch die Verwendung aktuellerer Bevölkerungsdaten auszugleichen. Zudem basiert die Analyse auf einem allgemeinen Sterblichkeitsrisiko, was zu einer Überschätzung des Einflusses von Tabakkonsum führen kann.