8. November 2023, 14:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nicht alle Raucher bekommen Lungenkrebs, doch das Risiko ist bei regelmäßigem Tabakkonsum signifikant erhöht. Und wenn man die Krebserkrankung entwickelt, sieht die Prognose düster aus. Jetzt konnten Forscher in einer Studie zeigen, dass es eine relativ einfache Möglichkeit gibt, Raucher und auch Nichtraucher, die an Lungenkrebs erkranken, vor einem tödlichen Ausgang zu bewahren.
Mit einer relativen 5-Jahres-Überlebensrate von rund 21 Prozent bei Frauen und 15 Prozent bei Männern, gehört Lungenkrebs gemäß dem Zentrum für Krebsregisterdaten zu den „prognostisch ungünstigen Tumoren“. Doch wie ein Forschungsteam herausgefunden hat, lässt sich die Überlebensrate von Rauchern (und Nichtrauchern) mit Lungenkrebs deutlich steigern, nämlich auf 20 statt 5 Jahre.
Übersicht
Datenanalyse zu Lungenkrebs-Screenings
In ihrer Studie werteten Wissenschaftler aus New York Daten aus einer internationalen Kollaboration aus, die die Bezeichnung I-ELCAB trägt. I steht für „international“, bei ELCAB handelt es sich um die Abkürzung für „Early Lung Cancer Action Program“. Das Programm hatte zum Ziel, den Effekt einer jährlichen Niedrig-Dosis-CT der Lunge auf die Überlebenschance von Lungenkrebspatienten zu erforschen. Bei den Teilnehmern, deren Daten die Forscher jetzt analysierten, handelte es sich um 89.404 Personen. Sie waren zwischen 1992 und 2022 in das Lungenkrebs-Programm aufgenommen worden.
Voraussetzungen für die Teilnahme waren, dass die Personen:
- mindestens 40 Jahre alt waren
- Zigaretten rauchten oder früher geraucht hatten oder
- nie geraucht hatten, aber Passivrauchen ausgesetzt waren
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Überlebenschance nach Niedrig-Dosis-CT
Überleben 10 Jahre nach Diagnosestellung
Eine erste Auswertung fand 2006 statt. Zu diesem Zeitpunkt wiesen 484 von 31.567 analysierten Teilnehmern, die zwischen 1992 und 2005 zum Programm dazugestoßen waren, ein 10-Jahres Überleben von 80 Prozent auf. Das jährliche Screening hatte bei ihnen zum Auffinden eines ersten, primären Lungenkarzinoms geführt. Bei 85 Prozent der Patienten erfolgte die Diagnose zu einem frühen Zeitpunkt der Erkrankung, im klinischen Stadium I.
Überleben 20 Jahre nach Diagnosestellung
Jetzt erfolgte eine erneute Analyse, um das Überleben bei Lungenkrebs über einen Zeitraum von 20 Jahren nach der Diagnose zu ermitteln.
Bei 1257 (1,4 Prozent) der insgesamt 89.404 I-ELCAB-Teilnehmer wurde durch das CT Lungenkrebs diagnostiziert. Außerdem ergab die Datenauswertung, dass die Krebspatienten eine 20-Jahres-Überlebensrate von 81 Prozent hatten. Von den 1257 Teilnehmern, bei denen Lungenkrebs diagnostiziert wurde, befanden sich 81 Prozent im Stadium I. Ihre langfristige Überlebensrate lag bei 87 Prozent. Erfolgte die Diagnose im frühesten Stadium I (Tumor mit weniger als 10 Millimetern Durchmesser), lag sie bei 95 Prozent.
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Studie zeigt, wie wichtig eine frühe Diagnose ist
Die Erkenntnisse der Studie: Lungenkrebs muss keinen zeitnahen Tod bedeuten. Dafür ist es aber wichtig, die Erkrankung möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Ein geeigneter Weg sei laut der Forscher die Anwendung von Niedrig-Dosis-CT. Es sei effektiv in der Früherkennung, weil es Tumoren noch vor dem Auftreten spürbarer Symptome erkennbar machen könne. Bei bestimmten Risikogruppen kommt diese Untersuchung bereits zum Einsatz, als routinemäßige Vorsorgemaßnahme hat sie sich laut der European Lung Foundation aber noch nicht etabliert. Genau das sei – so legen es die aktuellen Studienergebnisse nahe – aber eine sinnvolle Maßnahme.
„Was wir hier vorstellen, ist die 20-jährige Nachbeobachtung von Teilnehmern unseres Screening-Programms, bei denen im Rahmen des jährlichen Screenings Lungenkrebs diagnostiziert und anschließend behandelt wurde“, erklärte Studienautorin Dr. Claudia Henschke in einer Universitätsmitteilung. „Die wichtigste Erkenntnis ist, dass sie auch nach diesem langen Zeitraum nicht an ihrem Lungenkrebs sterben. Und selbst wenn im Laufe der Zeit neue Lungenkarzinome entdeckt würden, könnten sie geheilt werden, solange sie weiterhin am jährlichen Screening teilnehmen.“
Menschen, wie z. B. Raucher, die ein erhöhtes Lungenkrebs-Risiko haben, könnten also davon profitieren, bei ihrem Arzt aktiv die Möglichkeit einer Low-Dose-CT-Untersuchung zu erfragen. „Letztendlich geht es um entscheidende klinisch relevanten Informationen für Menschen, die an einem Screening interessiert sind. Nämlich um die Informationen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass bei ihnen Lungenkrebs diagnostiziert wird, und wie heilbar er wäre, wenn er beim Screening entdeckt wird – im Vergleich zu einer Diagnose aufgrund von Symptomen“, so die Wissenschaftlerin.