9. Februar 2022, 18:21 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Motivation ist hoch, doch die Sucht ist stärker: Sich das Rauchen abzugewöhnen, kann eine Herausforderung sein. Eine Studie aus den USA zeigt nun, wie es wirklich gelingen kann.
Ob Nikotinpflaster, Hypnose oder Online-Seminar: Wer mit dem Rauchen aufhören will, hat die Wahl zwischen den unterschiedlichsten Therapie-Formen, die allesamt Erfolg versprechen. Ein Forscher-Team aus den USA will nun herausgefunden haben, wie der Rauch-Stopp wirklich gelingen kann. FITBOOK kennt die Hintergründe.
Therapie-Formen, um mit dem Rauchen aufzuhören
Bundesweit rauchen 23,8 Prozent aller Frauen und 27 Prozent aller Männer (Stand 2018). Dabei sterben jährlich rund 127.000 Menschen in Deutschland an den Folgen von Tabakkonsum.1 Laut einer 2017 durchgeführten Umfrage im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände will fast jeder Zweite mit dem Rauchen aufhören und sucht daher nach Erfolg versprechenden Therapie-Möglichkeiten.2 Zum Einsatz kommen unter anderem:
- Verhaltenstherapie: In Einzel- oder Gruppengesprächen mit einem Therapeuten werden die Reize, die das Rauchverlangen auslösen, identifiziert und nach Wegen gesucht, diese Risikosituationen zu bewältigen und Rückfälle zu vermeiden.
- Nikotinersatztherapie: Mit Nikotinpräparaten wie Pflaster oder Kaugummi wird ein Nikotinspiegel aufgebaut, der dann stufenweise reduziert wird, um die Entzugserscheinungen möglichst gering zu halten. Die Präparate sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
- Medikamente zur Raucherentwöhnung: Spezielle Medikamente wie Antidepressiva können das Suchtverhalten beeinflussen. Diese Präparate müssen von einem Arzt verordnet werden.3
Auch das Angebot an alternativen Therapieformen wie Kurse zur Rauchentwöhnung, Einsatz von Hypnose, Akupunktur oder Online-Kurse, die dabei helfen sollen, mit dem Rauchen aufzuhören, wächst. Denn die Rückfallquote ist hoch: Von denjenigen, die ohne Therapie oder anderweitige Hilfsmittel mit dem Rauchen aufhören, bleiben nur drei bis sieben Prozent langfristig Nichtraucher.4
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Kombination mehrerer Therapie-Formen führt zum Erfolg
Forscher des Massachusetts General Hospital (MGH) und der University of Oxford glauben nun, den Schlüssel zur dauerhaften Rauchentwöhnung entdeckt zu haben. Das Prinzip: Mehrere Therapie-Formen müssen kombiniert werden, um erfolgreich mit dem Rauchen aufhören zu können.
Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler mehrere rezeptfreie und verschreibungspflichtige Medikamente auf ihre Wirksamkeit. Das Ergebnis: Ob ein Präparat allein oder in Kombination mit einem weiteren eingenommen wird, wirkt sich demnach maßgeblich auf die Erfolgschancen aus, sich das Rauchen dauerhaft abgewöhnen zu können.5
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So kann eine Nikotinersatztherapie, bei der zwei Produkte verwendet werden, genauso Erfolg versprechend sein, wie der Einsatz des verschreibungspflichtigen Medikaments Vareniclin. Insgesamt verdoppelt die Einnahme von Medikamenten die Erfolgschancen einer Person beim Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören.
„Für eine kombinierte Nikotinersatztherapie wenden Raucher ein Nikotinpflaster an, um den ganzen Tag über den Nikotinentzug zu lindern, verwenden dann aber auch eine Nikotinpastille, einen Kaugummi oder einen Inhalator, wenn das Verlangen nach Zigaretten tagsüber aufkommt“, erklärt die Leiterin der Studie, Dr. Nancy Rigotti, Direktorin des Tobacco Research and Treatment Center des Massachusetts General Hospital im Interview mit dem „Journal of the American Medical Association“.
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Verhaltenstherapie steigert Erfolgschancen
Nicht zu unterschätzen sei laut Studienautoren außerdem die Kombination von Verhaltenstherapie und der Gabe von Nikotinersatzprodukten bzw. verschreibungspflichtigen Medikamenten. „Viele Menschen, die versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, unterschätzen, wie wertvoll es ist, Unterstützung und Ermutigung von einem Coach oder einem Berater zu erhalten“, so Dr. Rigotti.
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Deshalb hat sie mit ihrem Team eine Drei-Stufen-Strategie entwickelt, die Ärzte nutzen können, um Patienten bei der Rauchentwöhnung zu unterstützen:
- Ausführliche Befragung des Patienten zu seinem Tabakkonsum und klare Ratschläge, wie er mit dem Rauchen aufhören kann.
- Gabe von Medikamenten, z. B. als kombinierte Nikotinersatztherapie
- Verhaltenstherapie und / oder Gespräche mit einem Arzt oder Coach
„Es ist wichtig, die Patienten wissen zu lassen, dass es nie zu früh oder zu spät ist, um von einem Rauchstopp zu profitieren“, sagt die Studienleiterin.
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Quellen
- 1. Bundesgesundheitsministerium. Rauchen. (aufgerufen am 9.2.22.)
- 2. Pharmazeutische Zeitung. So klappt’s endlich: 44 Prozent der Raucher wollen aufhören. (aufgerufen am 9.2.22.)
- 3. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs. Mit dem Rauchen aufhören. Angebote und Methoden. (aufgerufen am 9.2.22.)
- 4. Deutsches Ärzteblatt. (2018.) Tabakentwöhnung: Raucher schaffen es nicht allein.
- 5. Rigotti , N.A., Kruse , G.R., Livingstone-Banks, J, et al. (2022.) Treatment of Tobacco Smoking: A Review. Journal of the American Medical Association.