8. Januar 2021, 5:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Gesund leben – das heißt nicht nur, regelmäßig Sport zu machen und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Auch wo wir leben, spielt eine Rolle: Wie hoch ist die Luftverschmutzung in meiner Stadt? Gibt es genug Grünflächen und Freizeitangebote? Eine neue Studie will herausgefunden haben, in welchen Metropolen es sich weltweit am „gesündesten“ leben lässt. Spoiler: Unter die Top 10 hat es nur eine deutsche Stadt geschafft.
Irgendwann mal am Meer wohnen – oder vielleicht doch lieber in einer Hütte in den Bergen, ohne Luftverschmutzung und mit Aussicht auf die umliegenden Wälder? Wer den aktuellen Lockdown in einer kleinen Wohnung in der Großstadt verbringt, kommt schon mal ins Träumen. Schließlich können grauer Beton, geschlossene Geschäfte und das nicht existierende Kulturangebot ganz schön auf die mentale Gesundheit drücken. Der Spaziergang um den Block bringt dann auch nicht unbedingt die Abwechslung, die man sich erhofft hat. Nicht wenige werden sich deshalb in den vergangenen Monaten bei der Überlegung ertappt haben, wie gesund so ein Großstadtleben denn im Allgemeinen ist.
Dazu gibt es jetzt eine neue Untersuchung. „Lenstore“ hat weltweit 44 Städte analysiert, um herauszufinden, welche einen gesunden und ausgewogenen Lebensstil fördern. Das Ergebnis: Unter den deutschen Städten hat es mit Berlin gerade einmal eine Stadt unter die Top 10 geschafft. Ganz vorne liegen im internationalen Vergleich Amsterdam, Sydney und Wien.
Auch interessant: Die besten Städte für Läufer in Deutschland
Welche Faktoren wurden berücksichtigt?
Um den „gesündesten“ Wohnort zu ermitteln, wurden 44 Städte nach zehn Kriterien untersucht. Etwa nach den jährlichen Sonnenstunden und der Luftverschmutzung. In das Ranking wurden auch die pro Jahr durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden sowie das allgemeine Glücksniveau des Landes eingerechnet. Ebenso die durchschnittliche Lebenserwartung und wie viele Menschen an Fettleibigkeit leiden. Zudem wurde analysiert, wie hoch die monatlichen Preise für eine Fitnessstudio-Mitgliedschaft sind, wie viele Take-away-Angebote es pro Stadt gibt und wie viel eine Flasche Wasser im Durchschnitt kostet.
Welche Stadt hat im internationalen Vergleich gewonnen?
Auf Platz eins hat es Amsterdam geschafft. Die niederländische Hauptstadt gilt bekanntlich als die fahrradfreundlichste Stadt der Welt, doch auch ohne Zweirad ist viel sportliche Abwechslung geboten: Mehr als 400 Freiluft-Aktivitäten können Bewohner*innen nutzen, um sich fit zu halten. Holland gilt als das fünftglücklichste Land der Welt, die Fettleibigkeitsrate ist mit 20,4 Prozent die sechstniedrigste in Europa.
Auf Platz zwei des Rankings der gesunden Großstädte landet Sydney. Die australische Metropole kann mit 2.636 Sonnenstunden pro Jahr glänzen. Die sollte man auch dringend für Aktivitäten an der frischen Luft nutzen. Denn der monatliche Betrag für eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio schlägt mit umgerechnet 45,83 Euro im Schnitt ganz schön zu Buche. Da haben es Wiener*innen schon besser: Hier zahlt man im Durchschnitt nur knapp 23 Euro für das Gym, und auch die Luftverschmutzung ist mit einem Indexwert von 17,33 deutlich geringer als anderswo. Die österreichische Hauptstadt landet damit auf Platz drei – dicht gefolgt von Stockholm, Kopenhagen und Helsinki.
Die Top-Ten des Rankings:
- Amsterdam
- Sydney
- Wien
- Stockholm
- Kopenhagen
- Helsinki
- Fukuoka
- Berlin
- Barcelona
- Vancouver
Welche Metropolen haben besonders schlecht abgeschnitten?
In manch einer Großstadt lebt es sich alles andere als gesund. Auf dem letzten Platz landet Mexiko-Stadt. Auch wenn das Wasser hier besonders günstig ist, und die Sonne ziemlich oft scheint, liegt die Luftverschmutzung bei einem Indexwert von 82,78. Außerdem wird in keiner anderen untersuchten Stadt mehr gearbeitet: Mit 2.137 Arbeitsstunden pro Jahr schuften die Bewohner*innen hier – 703 Stunden mehr als die Amsterdamer*innen. Bei einer 40-Stunden-Woche sind das 17,5 Wochen!
Auch US-amerikanische Städte belegen im internationalen Vergleich die untersten Ränge. Mit New York City und Washington D.C. befinden sich hier zwei der „ungesündesten“ Städte der Welt. Aufgrund der hohen Fettleibigkeitsrate (36,2 Prozent der US-Amerikaner*innen leiden an Übergewicht) und langen Arbeitszeiten zählen auch Städte wie San Francisco, Los Angeles, Boston oder Chicago definitiv nicht zu den gesundheitsförderndsten Wohnorten.
Auch interessant: Wer allein in die Natur geht, kommt mit Coronakrise psychisch besser zurecht
Gesunde Großstädte – Berlin schlägt Frankfurt
Als einzige deutsche Stadt hat es Berlin in die Top 10 geschafft. Die hessische Großstadt Frankfurt ist dagegen nur auf Platz 19 gelandet. Denn während die Freiluft-Aktivitäten dort mit gerade mal 23 Stück eher dürftig sind, schafft es die Hauptstadt locker auf das Zehnfache. Der monatliche Fitnessstudio-Beitrag liegt in Berlin im Durchschnitt 14,19 Euro unter dem in der Banker-City. Dafür scheint der Wunsch nach ungesundem Fast Food in „Mainhatten“ weniger Menschen umherzutreiben: 551 verschiedene Lieferessen-Möglichkeiten gibt es dort, in Berlin ganze 1.729. Doch ob die wirklich alle so ungesund sind? Schließlich zählt zu Take-Away-Essen mittlerweile auch Salatbar, Pokebowl und Co.!
Analyse von Strecken, Events und Umweltfaktoren Die besten Städte für Läufer in Deutschland
14-Jährige startet für Deutschland Skateboarding neu bei Olympia – Regeln, Stars, Disziplinen
Wie repräsentativ ist die Studie?
Tja, so wirklich repräsentativ ist das Ganze leider nicht: Immerhin lassen sich nur die 44 Städte vergleichen, die auch untersucht wurden. München, Hamburg oder Düsseldorf fehlen zum Beispiel auf der Liste. Auch die angewendeten Messwerte sind sehr beliebig: Schließlich muss ich nicht in ein Fitnessstudio gehen, um mich sportlich zu betätigen. Auch Vereinssport, Schwimmbäder, Laufgruppen oder Tanzschulen sind wichtige Anlaufstellen für Hobby-Sportler*innen. Ob ich überhaupt Wasser in der Flasche kaufen muss, wenn das Leitungswasser in meiner Region gut ist, sei dahingestellt. Und nur, weil es viel Take-Away-Essen gibt, muss das nicht direkt superungesund sein.
Wen die weiteren Ergebnisse der „Lenstore“-Untersuchung trotzdem interessieren, kann hier das gesamte Ranking anschauen.