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Galt als nahezu ausgestorben

Rachitis – Krankheit aus dem 19. Jahrhundert kehrt zurück

Rachitis: Rachitis-Fälle aus dem 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert war Rachitis – wie hier in zwei Fotografien festgehalten – in Großbritannien verbreitet Foto: Getty Images; Collage: FITBOOK

24. August 2023, 4:40 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Krankheit war besonders im 19. Jahrhundert verbreitet, seit einem halben Jahrhundert galt sie als nahezu ausgestorben. Doch jetzt ist sie in Schottland wieder aufgetaucht – besonders eine Stadt ist betroffen. Um welche Krankheit es sich handelt und was hinter der Häufung von Fällen stecken könnte.

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Sie machte sich häufig durch gekrümmte Beine bemerkbar und betraf vor allem Kinder. Im Viktorianischen Zeitalter war Rachitis in den Slums Großbritanniens verbreitet, weswegen sie auch „Englische Krankheit“ genannt wurde. Mangelernährung aufgrund von Armut spielte bei Rachitis eine große Rolle. Sind dies auch gegenwärtig die Faktoren für einen erneuten Anstieg der als besiegt geglaubten Krankheit?

Was ist Rachitis?

Ursachen

Bei Rachitis handelt es sich um eine Störung des Knochenstoffwechsels, die bereits im Kindesalter auftritt. Aufgrund ungenügender Mineralisation bzw. Demineralisation der Knochen kommt es zu einer Schwächung der Knochensubstanz. Das wiederum führt dazu, dass Knochen weich und gekrümmt sein können. Eine ähnliche Erkrankung kann auch bei Erwachsenen entstehen, in dem Fall spricht man von Osteomalazie.1

Ein großer Faktor ist die Vitamin-D-Versorgung. Ein Mangel an Vitamin D – durch mangelhafte Sonnenexposition und fehlende Vitamin-D-Prophylaxe im Säuglingsalter sowie unzureichende Zufuhr des Vitamins über die Ernährung – gilt als die häufigste Ursache von Rachitis. Auch Kalziummangel, familiäre Vererbung oder andere Vorerkrankungen können eine Rolle spielen.2

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Symptome

Rachitis kann mit einer Reihe von Symptomen einhergehen. So kann es zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen kommen. Betroffene Kinder können deutlich kleiner als der Durchschnitt sein.

Erkrankte können Knochenschmerzen verspüren, besonders bei Belastung. Manche entwickeln einen Schongang. Die geschwächte Knochensubstanz erhöht zudem das Risiko für Knochenbrüche. Zudem kann Muskelschwäche auftreten.

Rachitis kann sich auch auf den Zahnschmelz auswirken, die Zahnentwicklung verlangsamen und das Kariesrisiko erhöhen.

Prophylaxe und Behandlung

Damit eine Rachitis gar nicht erst entstehen kann, ist bei Kindern heutzutage eine Vitamin-D-Prophylaxe Standard.3

Kommt es doch zu der Erkrankung – ob bei Kindern oder Erwachsenen – kann sie durch die Zufuhr einer ausreichenden Menge an Vitamin D und Kalzium in Form einer ausgewogenen Ernährung und/oder der Einnahme von Vitaminpräparaten erfolgreich behandelt werden.

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So konnte man Rachitis eindämmen

Bessere Prophylaxe, ein höherer Lebensstandard mit mehr Freizeit an der frischen Luft und in der Sonne sowie eine ausgewogene Ernährung und medizinische Versorgung führten dazu, dass die Krankheit in Mitteleuropa nahezu verschwunden war.

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Fälle in Afrika

Bereits seit Jahrzehnten stellen Experten in verschiedenen Regionen Afrikas, etwa in Nigeria, eine gehäufte Inzidenz von Skelettmalformationen fest, die auf Rachitis zurückzuführen sind. Gründe sind offenbar Mangelzustände, auch genetische Faktoren werden vermutet.4

Jetzt ist Rachitis zurück in Europa

Nun ist die Knochenkrankheit auch in Mitteleuropa – genauer: Großbritannien – wieder häufiger vertreten. Dies berichten britische Medien mit Verweis auf die Nachrichtenagentur AFP. Im Jahr 2022 wurden demnach in England 482 Fälle gemeldet. Besonders betroffen ist jedoch Schottland.

Besonders betroffen: Glasgow in Schottland

In Schottland stiegen die Fallzahlen innerhalb von vier Jahren um 25 Prozent an, berichtet z. B. die „Daily Mail“. Gab es 2018 noch 354 Fälle, waren es 2022 bereits 442. Allein in Glasgow meldeten offizielle Gesundheitsstellen 356 Stellen.

Mögliche Gründe

Zusammenhang zur Armut

Gesundheitsexperten sehen einen Zusammenhang zwischen vermehrtem Auftreten von Rachitis und Armut – besonders der Kinderarmut. Diese stieg in weniger als einem Jahrzehnt von 27,1 Prozent (2014/2015) auf 32 Prozent (2021/2022) an.5

Ungenügende Aufklärung über die Bedeutung von Vitamin D

Auch die allgemeine gesundheitliche Versorgung in Glasgow und Schottland allgemein wird angeprangert. So erklärt Helga Rhein, Teil der Kampagne „Scots Need Vitamin D“ im Bericht der „Daily Mail“: „Es bringt nichts, der Armut die Schuld zu geben – die Schuld liegt im öffentlichen Gesundheitssystem. Es gibt keine Bemühung, die Menschen darüber aufzuklären, warum Vitamin D auf so vielen Gebieten wichtig für die Gesundheit ist, warum ein Mangel in Schottland häufiger vorkommt und aktiv Supplements zu verteilen. Sie sind so günstig und einfach erhältlich.“

Expertentipps für eine optimale Vitamin-D-Versorgung

Tatsächlich kann es selbst im Sommer dazu kommen, dass man über die Sonne nicht genügend Vitamin D aufnimmt – durch Kleidung oder aufgrund von Sonnencreme. Zudem ist die Strahlungsintensität der Sonne morgens und abends auch im Sommer oft nicht stark genug für die Vitamin-D-Bildung. Ernährungswissenschaftler Prof. Niolai Worm rät deshalb: „Stellen Sie sich mittags für einige Minuten in die direkte Sonne, ohne Sonnenschutzmittel, ohne Hut und mit gerade noch so viel Kleidung, dass es sozial verträglich bleibt.“ Seine Faustregel lautet: Zackig, knackig und möglichst nackig! „Je mehr Haut der Sonne ausgesetzt ist, desto schneller bildet sich auch Vitamin D“, erklärt der Experte. Für den Rest des Tages gilt natürlich: Auf möglichst viel Schatten und Sonnenschutz achten. Mehr dazu erfahren Sie in diesem FITBOOK-Beitrag.

Und im Winter? „In unseren Breiten wird im Winterhalbjahr selbst mittags die notwendige Strahlungsintensität nicht erreicht, sodass wir mithilfe des Sonnenlichts zwischen Mitte Oktober und Mitte April Vitamin D nicht bilden können“, erläutert Prof. Worm in diesem Artikel. Deshalb ist es in der dunklen Jahreszeit wichtig, Vitamin D über die Ernährung und bei Bedarf auch über Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen.

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Quellen

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