5. Juni 2024, 4:14 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Mit fast 65.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Prostatakrebs die mit Abstand häufigste bösartige Krebserkrankung beim Mann. Die tumorbedingte Sterberate liegt bei nur ca. 20 Prozent – daran kann man erkennen, dass es gute Behandlungsmöglichkeiten gibt und gerade viele ältere Patienten mit dem Prostatakarzinom leben können, ohne an diesem zu versterben. Lesen Sie hier, wie eine Vorsorgeuntersuchung beim Urologen abläuft, was mögliche Symptome sind, welche Erfolg versprechenden Therapieformen es inzwischen gibt – auch dann, wenn das Prostatakarzinom zurückkehrt.
Spätestens ab dem 45. Lebensjahr sollte sich jeder Mann einmal mit dem Thema beschäftigen und mit Untersuchungen zur Früherkennung von Prostatakrebs (Prostatakarzinom) beginnen. Wie diese Untersuchung beim Urologen ganz genau abläuft, was bei einem verdächtigen Befund geschieht, ob sich die Erkrankung bemerkbar macht – und welche Erfolg versprechenden, neuen Therapieformen es inzwischen gibt für die mit Abstand häufigste Krebserkrankung beim Mann, lesen Sie hier.
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Übersicht
- Was ist die Prostata und was macht sie?
- Kann man mit Prostatakarzinom leben, ohne zu versterben?
- Ab wann sollte man eine Prostata-Untersuchung machen lassen?
- Wie läuft die Untersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs ab?
- Was geschieht bei einem verdächtigen Befund?
- Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar? Tut Prostatakrebs weh?
- Behandlungsmöglichkeiten: Überwachung, radikale Operation, Bestrahlung, fokale Therapien, antihormonelle Therapie
- Therapiemöglichkeiten, wenn der Prostatakrebs zurückkehrt
- Mögliche Spätfolgen von Operation oder Strahlentherapie
- Welche Ernährung der Prävention dienen kann
- Bekannte Männer mit Prostatakrebs
- Quellen
Was ist die Prostata und was macht sie?
Bei der Prostata handelt es sich um die Vorsteherdrüse. Dies ist ein männliches Fortpflanzungsorgan, das ein bestimmtes Sekret bildet, welches maßgeblich an der Spermaproduktion beteiligt ist.
Kann man mit Prostatakarzinom leben, ohne zu versterben?
Vor allem ab dem 50. Lebensjahr steigt die Gefahr auf einen bösartigen Tumor in der Prostata (Prostatakarzinom) deutlich an. Mit fast 65.000 Neuerkrankungen pro Jahr laut Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts ist das Prostatakarzinom der mit Abstand häufigste bösartige Tumor beim Mann.1 Die tumorbedingte Sterberate liegt bei nur ca. 20 Prozent: Daran kann man erkennen, dass es gute Behandlungsmöglichkeiten gibt und gerade viele ältere Patienten mit dem Prostatakarzinom leben können, ohne an diesem zu versterben.
Ab wann sollte man eine Prostata-Untersuchung machen lassen?
Spätestens ab Mitte 40 sollte man mit Untersuchungen zur Früherkennung von Prostatakrebs beginnen. So kann man verhindern, dass die Krankheit nicht womöglich unerkannt voranschreitet. Ein Problem nämlich: Prostatakrebs hat im früheren Stadium keine oder höchstens sehr unspezifische Symptome. Diese unterscheiden sich kaum – und wenn, dann erst mit Fortschreiten der Erkrankung – von einer gutartigen Prostatavergrößerung. Wichtig: Die meisten gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei Männern ab 45 Jahren einmal jährlich die Kosten der Vorsorgeuntersuchung.
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Wie läuft die Untersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs ab?
Zuerst wird der untersuchende Urologe im Gespräch herausfinden, ob es Hinweise auf ein Prostatakarzinom geben könnte. Im Rahmen der Früherkennungsuntersuchungen, die die Krankenkassen übernehmen, wird der Facharzt zusätzlich die entsprechenden Regionen abtasten und eine sogenannte rektale Untersuchung durchführen, das heißt, er tastet die Prostata mit dem Finger über den After ab.2 Sollte sich dabei ein verdächtiger Befund zeigen, finden weitere Untersuchungen statt.
Was geschieht bei einem verdächtigen Befund?
Bei verdächtigem Befund können eine Ultraschalluntersuchung und vor allem eine Blutuntersuchung auf das PSA (Prostata-spezifisches Antigen) weiter Aufschlüsse bringen. Verhärtet sich dann der Verdacht, werden unter lokaler Betäubung Proben aus der Prostata entnommen und feingeweblich untersucht. Bestätigt sich in den Proben ein bösartiges Prostatakarzinom, wird über weitere Umgebungsuntersuchungen das Ausmaß der Tumorerkrankung bestimmt, um dann die bestmögliche Therapie planen zu können.
Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar? Tut Prostatakrebs weh?
Der Tumor kann beim Wasserlassen Beschwerden bereiten. Auch können Blut im Sperma und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auf eine Krebserkrankung hinweisen. Beides ist unter Umständen aber auch auf eine einfache Entzündung oder Vergrößerung der Prostata zurückzuführen. Eine gründliche Abklärung derartiger Beschwerden in jedem Fall ratsam.
Schmerzen verursacht ein Prostatakarzinom erst, wenn der Krebs im fortgeschrittenen Stadium in benachbarte Gewebe eingewachsen sein sollte und dabei dort verlaufende Nerven bedrängt. Behandelt man ihn rechtzeitig und richtig, sollte es dazu nicht kommen, und dann bestehen auch wie bereits erwähnt gute Heilungschancen (im Vergleich zu anderen Krebsarten).
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Behandlungsmöglichkeiten: Überwachung, radikale Operation, Bestrahlung, fokale Therapien, antihormonelle Therapie
Vor allem bei älteren Patienten mit begrenztem Tumor (nach Leitlinie der Krebsgesellschaft u.a. niedriges PSA, Tumor auf Prostata begrenzt und nur in einigen Biopsien Tumor nachweisbar) und einem langsamen Tumorwachstum ohne einschränkende Beschwerden, wird eine aktive Überwachung als Therapieoption diskutiert. Hier wird engmaschig das Tumorwachstum überwacht, indem man alle drei Monate den PSA-Wert bestimmt und eine rektale Untersuchung durchführt.
Für lokal begrenzte Tumoren mit Behandlungsbedürftigkeit ist laut Expertenmeinung die radikale Operation immer noch der Goldstandard. Aber auch die Bestrahlung kann hier gute Erfolge erzielen, sodass mit dem Patienten diese Behandlungsoptionen mit allen Vor- und ggf. Nachteilen besprochen werden sollten. Gerade die Operation der Prostata sollte dabei von erfahrenen urologischen Operateuren durchgeführt werden. Darunter versteht man jemanden, der mindestens 25 radikale Prostataentfernungen pro Jahr durchführt.
Fokale Therapien wie Kryotherapie (Kältetherapie) oder Ultraschallablation (hochintensiver fokussierter Ultraschall) werden zwar eingesetzt, konnten aber bislang in Studien keinen oder nur einen begrenzten Tumoreffekt gegenüber Standardtherapien zeigen. Daher werden sie in der Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft nicht empfohlen.3
Nach der Operation wird dann auf Basis des Pathologie-Befundes entschieden, ob noch eine weitergehende antihormonelle Therapie notwendig ist oder nicht.
Therapiemöglichkeiten, wenn der Prostatakrebs zurückkehrt
Im Falle eines Wiederauftretens des Tumors (entweder sichtbar oder auch als PSA-Anstieg im Blut) muss dann über weitere notwendige Therapiemöglichkeiten diskutiert werden, die abhängig von Vortherapien in Form einer Strahlentherapie, einer antihormonellen Therapie oder auch eine systemischen Chemotherapie (im Falle einer vorherigen maximalen antihormonellen Behandlung) bestehen können. Gerade im Bereich moderner, antihormoneller Therapien, konnten in den letzten Jahren einige neue Medikamente Erfolg versprechende Ergebnisse erzielen, sodass die Chemotherapie weiter nach hinten verschoben werden konnte.
Mögliche Spätfolgen von Operation oder Strahlentherapie
Die Behandlungen eines Prostatakarzinoms – etwa durch Operation oder Strahlentherapie – können jedoch leider auch einige Spätfolgen bedingen, die die Lebensqualität des Betroffenen (auch nach einer überstandenen Krankheit) stark vermindern können. Dazu zählen u. a. dauerhafte Impotenz und Harninkontinenz.
Welche Ernährung der Prävention dienen kann
Was man isst und trinkt, spielt generell eine wichtige Rolle für einen gesunden Körper und daher zur Vorbeugung von Krankheiten. Gemüse und Gewürzen der Gattung der Kreuzblütengewächse (u.a. Brokkoli, Radieschen und Kohl) werden zumindest geringfügige (prostata-)krebsvorbeugende Eigenschaften nachgesagt. Dies gilt laut den Experten der Uniklinik Heidelberg auch für Sonnenblumenöl, Granatapfelsaft und Rotwein (bis zu 4 Gläser pro Woche).4 Die Ernährung sollte möglichst entzündungshemmend sein, also aus moderaten Fleischmengen bestehen. Alkohol sollte man nur in Maßen konsumieren. Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt insbesondere, körperlich aktiv zu sein und zu versuchen, Normalgewicht zu halten. Mehr über den möglichen Einfluss der Ernährung auf das Prostatakrebsrisiko lesen Sie hier.
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Bekannte Männer mit Prostatakrebs
Auch prominente Männer sind vor der Krebserkrankung nicht gefeit. Eine Reihe von ihnen ging mit der Krankheit auch an die Öffentlichkeit. Darunter etwas Hollywood-Star Ben Stiller, der in Interviews offen über seine Diagnose, die Behandlung und auch Sorgen über Nachwirkungen, z. B. auf sein Sexleben, sprach. Seit 2014 ist er krebsfrei. Weitere Schauspieler, die ihre Prostatakrebs-Diagnose publik machten, sind „Herr der Ringe“ und „X-Men“-Star Ian McKellen sowie „Homeland“-Star Mandy Patinkin.5
Auch in Deutschland gehen Prominente zunehmend offen mit der Erkrankung um, darunter etwa Musiker Ralph Siegel, Schauspieler Roland Heitz oder Ex-TV-Richter Alexander Hold.6,7,8