
24. März 2025, 13:02 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
In Ihrer Nase kribbelt es, wenn Sie das Wort „Pollen“ nur hören? Wer auf Hasel, Birke, Gräser und Co. allergisch reagiert, dem graut vor den kommenden Monaten. Andere wiederum haben vielleicht erstmals mit Symptomen zu kämpfen, die womöglich für eine Allergie sprechen könnten. Wie man herausfindet, ob es wirklich Heuschnupfen ist und wie man mit tränenden Augen, einer laufenden Nase und Niesanfällen besser klarkommt, erfahren Sie hier.
Für Menschen, die stark unter Allergien leiden, ist die Pollenflug-Saison wohl die mit Abstand lästigste Zeit im Jahr. Doch woran genau kann ich Heuschnupfen erkennen? Wie unterscheiden sich die Symptome von denen einer normalen Erkältung? Was sollte ich tun, wenn ich einen Verdacht auf Pollenallergie habe? Sollte ich eine Immuntherapie machen? Und was taugen all die Pollenflug-Apps da draußen? Diese Fragen hat FITBOOK Prof. Carsten Schmidt-Weber gestellt, Leiter des Zentrums für Allergie und Umwelt an der Technischen Universität München. Mit Prof. Regina Fölster-Holst, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie an der Uniklinik Schleswig-Holstein und Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergiker- und Asthmabund erläutern zwei Expertinnen, welche Maßnahmen gegen Heuschnupfen helfen.
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Übersicht
- Was ist Heuschnupfen überhaupt?
- Heuschnupfen erkennen – typische Symptome einer Pollenallergie
- Wie finde ich am besten heraus, wann welche Pollen fliegen?
- Was taugen Pollenflug-Apps?
- Sind manche Menschen anfälliger Heuschnupfen als andere?
- Was tun, wenn ich zum ersten Mal Heuschnupfen habe?
- Wann ist eine Immuntherapie oder Hyposensibilisierung ratsam?
- Maßnahmen, die gegen Heuschnupfen helfen
- Können Allergien im Laufe der Zeit verschwinden?
- Ist Heuschnupfen gefährlich?
Was ist Heuschnupfen überhaupt?
Mediziner sprechen bei dem Phänomen von allergischer Rhinitis – also einer durch Allergien verursachten Entzündung der Nasenschleimhaut. „Dem Begriff nach bezieht sich Heuschnupfen streng genommen eigentlich nur auf die Gräser“, sagt Prof. Schmidt-Weber zu FITBOOK. Die Bäume seien hier aber natürlich ebenso gemeint, wenn auch vom „Baumschnupfen“ niemand spreche. Und: Neben den Pollen von Bäumen und Gräsern können auch Hausstaubmilben Auslöser von Heuschnupfen sein. Doch woran erkenne ich einen Heuschnupfen überhaupt?
Heuschnupfen erkennen – typische Symptome einer Pollenallergie
Typische Symptome einer Pollenallergie sind Niesreiz, eine verstopfte oder laufende Nase sowie gerötete und/oder tränende Augen.1 Darüber hinaus können auch ein Jucken an Lippen, Zunge, Gaumen, Rachen oder sogar an den Gehörgängen auftreten. Teils kommt es zu Schwellungen oder Magen-Darm-Beschwerden (z.B. Bauchschmerzen oder Erbrechen). Grundsätzlich gilt: Heuschnupfen ist sehr individuell, fast jeder Patient reagiert auf unterschiedliche Pollen unterschiedlich stark. Mono-Allergien sind selten: Die meisten Allergiker niesen und husten bei mehreren Pollenarten.
Unterschied zur Erkältung
Verstopfte oder laufende Nase, Niesen – das sind natürlich nicht nur Beschwerden von Heuschnupfen, sondern auch jene bei einer Erkältung. Woran erkennt man, dass eine Allergie die Ursache ist? Zum einen kann man das am Sekret in der Nase erkennen. Während es bei einer Erkältung gelblich ist, ist es bei Heuschnupfen eher klar und eher flüssig – weshalb eine verstopfte Nase auch eher bei Erkältungen als bei einer Pollenallergie auftritt. Allergiker müssen meistens anfallsartig niesen, etwa bei einem Ortswechsel. Bei der Erkältung kommt Niesen eher punktuell vor.2
Zudem unterscheidet sich die Dauer. Eine Erkältung ist nach zwei Wochen überwunden, Heuschnupfen kann eine komplette Saison (in der die Pollen, auf die man reagiert, herumfliegen) über andauern. Andererseits verbessern sich die Allergie-Symptome an Regentagen meistens, die einer Erkältung werden vom Wetter nicht beeinflusst. Am besten kann natürlich ein Arztbesuch mit eventuellem Allergietest Klarheit verschaffen.
Symptom | Allergie | Covid-19 |
---|---|---|
Fieber | nein | fast immer |
produktiver Husten | selten | selten |
trockener Husten | häufig | fast immer |
Atemnot | häufig | häufig |
Schnupfen | fast immer | selten |
Niesreiz | fast immer | nein |
Gliederschmerzen | nein | selten |
Abgeschlagenheit | möglich | möglich |
Halsschmerzen | selten | möglich |
Kopfschmerzen | selten | möglich |
Irritation oder Juckreiz der Augen | fast immer | nein |
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Wie finde ich am besten heraus, wann welche Pollen fliegen?
Was Heuschnupfen-Geplagten sehr hilft, sind Informationen darüber, warum er aktuell an einem bestimmten Ort reagiert. Dafür benötigt er idealerweise Pollendaten in Echtzeit, die auf automatische Pollenzählinstrumente zurückgreifen. Deutschlandweit (und darüberhinaus) liefert solche Daten etwa die Website Kachelmannwetter. Für Bayern stellt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit diese Daten zur Verfügung. Für Nutzer in Berlin könnte die App „Pollenius“ der Charité interessant sein, da sie nahezu Echtzeitdaten zum Pollenflug liefert. Der Deutsche Wetterdienst arbeitet an einem Bundesweiten Ausbau solcher Pollenzählinstrumente, zunächst sollen sie in den Ballungszentren eingerichtet werden.
Was taugen Pollenflug-Apps?
Was taugen die ganzen Pollenflug-Apps? Nicht so wirklich viel, fragt man Schmidt-Weber. „Viele Apps greifen nur auf historische Daten zu und geben dem Allergiker keine Anhaltspunkte, warum er aktuell an einem bestimmten Ort reagiert.“ Betroffene sollten also darauf achten, dass es sich um Pollendaten in Echtzeit handelt.
Keine Echtzeitdaten, sondern lediglich Prognosen, die auf aktuellen Messungen und Wettervorhersagen basieren, liefert für Postleitzahlengebiete die App „Pollen+“ der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Dort findet man auch Prognosekarten für ganz Europa sowie Karten, die die Intensität des allgemeinen Pollenflugs darstellen. Und in einem Pollentagebuch kann man die eigenen Symptome festhalten, woraus ein individuelles Belastungsprofil erstellt wird.
Sind manche Menschen anfälliger Heuschnupfen als andere?
„Es gibt einen Stadt-Land-Faktor“, erklärt Schmidt-Weber FITBOOK. In Ballungsräumen trete Heuschnupfen grundsätzlich häufiger auf. Die Gründe dafür seien allerdings bislang unklar. Zudem ist Heuschnupfen, zumindest teilweise, auch erblich bedingt. „Wenn ein Elternteil bereits an Heuschnupfen leidet, hat das Kind ein höheres Risiko, auch daran zu erkranken.“ Laut dem Allergologen gebe es aber keine Garantie und umgekehrt auch keine Sicherheit, es nicht zu bekommen, wenn die Eltern keine Allergien haben.
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Was tun, wenn ich zum ersten Mal Heuschnupfen habe?
Wer zum ersten Mal von Heuschnupfen betroffen ist, sollte unbedingt zum Arzt gehen. Allergologen sind in der Regel HNO-Fachärzte, Kinder- und Jugendärzte oder Hautärzte mit entsprechender Zusatzqualifikation. Sie können feststellen, gegen welche Stoffe jemand allergisch ist, und geben Tipps für die richtige Medikation.
Mit einem Allergietest beim Arzt lassen sich nicht nur eventuelle Pollenallergien, sondern auch die dazugehörigen Kreuzallergien diagnostizieren. Eine Allergie gegen bestimmte Pollen geht nämlich häufig mit einer Allergie gegen bestimmte Lebensmittel einher, weil sich die darin enthaltenen Allergene, die Allergie-Auslöser also, sehr ähnlich sind. „Wer also zum Beispiel allergisch auf die Birke reagiert, wird wohl nicht selten auch Probleme mit Äpfeln oder Karotten haben“, erklärt Schmidt-Weber.
Wann ist eine Immuntherapie oder Hyposensibilisierung ratsam?
Der Arzt entscheidet dann auch, ob eine langfristige Behandlung in Form einer spezifischen Immuntherapie möglich ist. Schmidt-Weber empfiehlt eine Immuntherapie oder Hyposensibilisierung bereits bei einer einfachen Rhinitis, also noch bevor daraus ein allergisches Asthma wird.
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Maßnahmen, die gegen Heuschnupfen helfen
Der Heuschnupfen wurde erkannt und diagnostiziert – aber wie geht man nun damit um? Hier kommt ein Überblick zu den Maßnahmen, die jeder Betroffene kennen sollte.
Antihistaminika
Gegen Heuschnupfen gibt es sowohl frei verkäufliche (etwa Cetirizin oder Loratadin) auch rezeptpflichtige Medikamente wie Tabletten, Nasenspray oder Augentropfen. Diese Antihistaminika unterbinden die allergische Reaktion des Körpers, indem sie die Rezeptoren des Botenstoffs Histamin blockieren. Oftmals haben Antihistaminika Nebenwirkungen, allen voran Müdigkeit. „Das lässt sich vielleicht umgehen, indem man sie abends einnimmt“, lautet Schmidt-Webers Tipp.
Wer zum Beispiel eine Radtour in der Natur vorhat, sollte in Sachen Medikamente am besten vorsorgen und das Antihistaminikum etwa schon zu Hause nehmen, rät Prof. Regina Fölster-Holst, Oberärztin der Dermatologie am Campus Kiel am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: „Wenn die Nase läuft, die Augen jucken und Sie wie verrückt niesen, können Sie schließlich nicht mehr Fahrrad fahren“. Auch rät sie dazu, das Antihistaminikum nicht nach Bedarf zu nehmen, sondern in der Blütezeit des jeweiligen Allergens durchgängig für drei oder vier Wochen. „Mal nehmen, mal nicht – das bringt nichts.“ Was genau bei der Einnahme zu beachten ist, hängt vom jeweiligen Präparat ab.
Kortison
Doch nicht immer reichen Antihistaminika aus. Dann kommen kortisonhaltige Sprays oder Augentropfen zum Einsatz. „Kortison hemmt Entzündungen. Denn jede Allergie ist ein entzündlicher Prozess“, sagt Fölster-Holst. Wichtig zu wissen: Die Medikamente – ob Kortison-Präparate oder Antihistaminika – heilen die Pollenallergie nicht, sie lindern nur ihre Symptome.
Haare täglich waschen
Schon kleine Gewohnheiten können Unterschiede machen. So ist häufiges – oder sogar tägliches Haarewaschen – für Betroffene sinnvoll. Zusätzlicher Schutz: Tuch oder Kappe tragen. „Denn Pollen können in den Haaren hängen bleiben“, sagt Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergiker- und Asthmabund. So kann es passieren, dass man sie mit ins Bett trägt – und die Nase nachts heftig läuft.
Nicht im Schlafzimmer ausziehen
Ebenfalls wichtig: „Die Kleidung am besten nicht im Schlafzimmer ausziehen, sondern – wenn möglich – im Wäscheraum“, rät Schwalfenberg. Stichwort: Wäsche. So schön es auch ist, die Kleidung nun wieder an der frischen Luft trocknen zu können: Man muss damit rechnen, dass sich Pollen im Stoff festsetzen.
Pollenschutzgitter
Und noch eine Maßnahme, die bei Heuschnupfen helfen kann: Pollenschutzgitter an den Fenstern. Ob mit Klettverschlüssen befestigt oder richtig eingebaut, sorgen sie dafür, dass weniger Blütenstaub in Wohnung oder Haus gelangt. „Bei solchen Gittern muss man die Lüftungsgewohnheiten anpassen. Da das Material so dicht ist, muss man länger lüften, um einen guten Luftaustausch zu erreichen“, sagt Schwalfenberg.
Verhalten anpassen bei Pollenflug
Wissen ist Macht – über die eigene Pollenallergie. Pollenflug-Informationen kann man nutzen, um sein Verhalten anzupassen. „Wenn starker Pollenflug angesagt ist, sollte man vielleicht nicht unbedingt draußen Sport treiben, sondern sich eine Alternative suchen – etwa in der Halle oder im Fitnessstudio“, sagt Schwalfenberg.
Und es lohnt, sich näher mit den Pflanzen zu beschäftigen, auf deren Pollen man reagiert. Wer etwa die Birke im Hinterhof „lesen“ kann, weiß, wann er den Balkon meiden oder die Wäsche dort besser nicht trocknen sollte. Wo man Pollenflug-Informationen in Echtzeit bekommt, haben wir bereits ausgeführt.
Heuschnupfen erkannt? Immuntherapie in Betracht ziehen
Die Pollenallergie an der Wurzel packen – das geht nur mit einer spezifischen Immuntherapie. „Dabei wird das Immunsystem überlistet, indem man dem Patienten eine ganz, ganz, ganz kleine Menge des Allergens verabreicht, die im weiteren Verlauf langsam, aber sicher gesteigert wird“, sagt Regina Fölster-Holst.
In aller Regel wird das Allergen unter die Haut gespritzt, erst wöchentlich, später monatlich. Aber es braucht Ausdauer: „Die spezifische Immuntherapie muss mindestens drei Jahre, besser fünf Jahre, durchgeführt werden“, sagt Regina Fölster-Holst. Erst dann hat sich das Immunsystem an das Allergen gewöhnt und begreift es nicht mehr als Gefahr.
Wer das durchzieht, wird aber meist belohnt: Die Beschwerden bessern sich, man braucht weniger Medikamente. Und: „Eine spezifische Immuntherapie verhindert, dass weitere Allergene dazukommen und sich ein Etagenwechsel – also etwa ein Asthma – ausbildet“, sagt Regina Fölster-Holst.
Tipps einer Pollenallergikerin
„Ich bin allergisch gegen Pollen – das sind meine Alltagstipps“
„Bei Heuschnupfen ist wichtig zu wissen, wann die Saison für bestimmte Pollen losgeht. So kann man im Zweifelsfall bereits eine Woche vorher seine Anti-Histaminika nehmen und baut den Hormonspiegel damit auf, um beschwerdefrei in die Saison zu starten. Besonders wichtig ist auch das richtige Lüften bei einer Pollenallergie. Ist man beispielsweise gegen Birke allergisch, sollte man nur stoßlüften und das am besten vor 8 Uhr morgens, da zu diesem Zeitpunkt die wenigsten Pollen unterwegs sind. Auch andere Pollen fliegen vor allem gegen Nachmittag, daher sollte man dann vor allem das Schlafzimmer nicht mehr lüften. Auch wenn es im Sommer schwerfällt, sollte das Fenster bei Allergikern auch nachts geschlossen bleiben.Generell gilt, dass so wenige Textilien wie möglich herumliegen sollten. Getragene Kleidung sollte man also direkt nach dem Nachhausekommen wechseln und den Wäschekorb dafür auch aus dem Schlafzimmer verbannen. Denn auf unserer Kleidung sammelt sich den ganzen Tag eine Menge Pollen an, die sich zusätzlich auch in den Haaren verfangen. Daher empfiehlt es sich als Allergiker, die Haare zu waschen, bevor man ins Bett geht.“– Louisa Stoeffler, Redakteurin bei PETBOOK
Können Allergien im Laufe der Zeit verschwinden?
Sie haben erkannt, dass Sie Heuschnupfen haben und sind in ärztlicher Behandlung. Wie lautet denn dann die Prognose? Kann eine Pollenallergie irgendwann wieder verschwinden? Laut Schmidt-Weber mag es Fälle von wieder verschwindenden Allergien geben – wirklich verlässlich dokumentiert seien diese bislang aus seiner Sicht aber nicht. „Allergien gegen etwas zu entwickeln, kann einen zu jeder Zeit erwischen, egal ob im Kindesalter, mit 30 oder 75 Jahren.“ Häufig sei es so, dass mit der Zeit noch weitere Allergien hinzukommen, häufig zum Beispiel gegen Hausstaubmilben.

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Ist Heuschnupfen gefährlich?
„Die allergische Rhinitis ist erst einmal nur nervig“, weiß Schmidt-Weber. Obwohl sie natürlich für viele Betroffene auch einen Verlust an Lebensqualität bedeute. Gefährlich wird Heuschnupfen allerdings erst, wenn die Symptome sich bis hin zum allergischen Asthma ausweiten. Spätestens dann wird es Zeit für eine ärztliche Behandlung.
*Mit Material von dpa