
17. Mai 2024, 16:13 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Weißer Hautkrebs ist eine Gefahr, die häufig übersehen wird. Er tritt zehnmal häufiger auf als schwarzer Hautkrebs, zunehmend sind junge Menschen betroffen. Beide Formen – Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom – können bösartig sein bzw. werden. FITBOOK sagt, an welchen Hautveränderungen man sie jeweils erkennen kann, wie hoch die Rückfallwahrscheinlichkeit nach OP oder Strahlentherapie ist und wie man die Erkrankung am ehesten verhindert.

Im großen Unterschied zum schwarzen Hautkrebs (Melanom) wächst Weißer Hautkrebs lokal und metastasiert selten, wodurch er operativ gut behandelbar ist. Beim weißen Hautkrebs – der zehnmal häufiger auftritt als schwarzer Hautkrebs – unterscheidet man zwei Formen, für deren Entwicklung unterschiedliche Ausgangszellen verantwortlich sind. FITBOOK sagt, was man darüber wissen sollte.
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Übersicht
- So entsteht das Basalzellkarzinom (Basaliom)
- Entstehung des Plattenepithelkarzinoms
- So viele Menschen erkranken jährlich an weißem Hautkrebs
- Warum immer mehr junge Menschen betroffen sind
- Weißer Hautkrebs – Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom
- Was es schwer macht, das Ausmaß der Erkrankung zu entdecken
- Knackpunkt der OP und Rückfallwahrscheinlichkeit
- Wann wird Hautkrebs bösartig?
- Das sollte jeder präventiv tun
- Quellen
So entsteht das Basalzellkarzinom (Basaliom)
Das Basalzellkarzinom (Basaliom) geht von den Basalzellen aus, einer besonderen Zellschicht in der Haut – weshalb dieser Tumor mittlerweile korrekt als Basalzellkarzinom bezeichnet wird.
Entstehung des Plattenepithelkarzinoms
Von anderen Hautzellen, den sogenannten Spindelzellen, geht hingegen das Plattenepithelkarzinom aus. Aus den Spindelzellen können sich durch äußere Einflüsse Krebsvorstufen, die sogenannten aktinischen Keratosen (AK) entwickeln. Diese Krebsvorstufen entstehen vor allem durch langanhaltende und dauerhafte UV-Strahlung. Deshalb sind vor allem ältere Menschen betroffen; zunehmen aber auch jüngere, die häufig ins Solarium gehen. Bei jedem Sonnenbrand werden in den Zellen der Haut Reparaturmechanismen in Gang gesetzt, bei denen es zu Störungen kommen kann – man spricht dann von„entarteten Zellen“: Krebs.
So viele Menschen erkranken jährlich an weißem Hautkrebs
Der größte Treiber beider Formen des weißen Hautkrebses ist regelmäßige Sonneneinstrahlung über die Dauer eines ganzen Lebens hinweg. Entsprechend liegt das mittlere Erkrankungsrisiko bei 70 Jahren. Die Inzidenz – also die Anzahl der Neuerkrankungen innerhalb eines Jahres – liegt in den USA bei durchschnittlich 200 je 100.000 Einwohnern. Zum Vergleich: An schwarzem Hautkrebs erkranken „nur“ 20 pro 100.000 Einwohner.1 Diese Zahlen stammen aus den USA. Der Onkologe Dr. Rainer Lipp hält sie für viel belastbarer als „unsere“ Zahlen: „Deutschland kann solche Inzidenzen nicht darstellen, weil wir keine vernünftigen Tumordatenbanken haben“, sagt uns der Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Onkologie. Für Deutschland schätzt er die Neuerkrankungen pro Jahr an weißem Hautkrebs etwas niedriger, da wir – insgesamt betrachtet – weniger Sonnenstunden haben (1716 Stunden vs. 2628 Stunden).2 Auf Basis der letzten Zahlen aus dem Jahr 2018 kann man in Schätzungen von mindestens 20 bis 40 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner ausgehen. Die realen Zahlen dürften sogar deutlich höher liegen.
Warum immer mehr junge Menschen betroffen sind
Laut Lipp erkranken heute immer mehr jüngerer Menschen an weißem Hautkrebs. Vorangetrieben wurden die Zahlen aus Sicht des Experten u. a. durch das Solarium – ein Trend der letzten Jahrzehnte, der inzwischen „glücklicherweise“ stark rückläufig ist.
Ihren Peak haben die Neuerkrankungen an Basalzellkarzinomen und Plattenepithelkarzinomen aus Sicht von Lipp jedoch noch nicht ganz erreicht: „Wir haben es jetzt obendrein mit den Auswirkungen einer aus heutiger sich fatal lässigen Sonnenschutz-Politik vieler Menschen aus den 1970er, 1980er und 1990er-Jahren zu tun“, sagt Lipp. Man denke nur an die Idee, sich zum Bräunen mit Kokosöl einzureiben – „eine Maßnahme, die null Sonnenschutz bietet“. Genauso wie „Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 2, 4 oder 8 aufzutragen“.
Das ist heute glücklicherweise anders, wo wir eher die Wahl zwischen 30er und 50er-Sonnenschutz haben, darunter macht es kaum (noch) jemand. Und auch der „Toaster“ hat sich langsam erledigt: Die Nutzung von Solarien ist seit der Jahrtausendwende um gut 85 Prozent gesunken, von im Mittel elf auf 1,6 Prozent im Jahr 2015.3
Weißer Hautkrebs – Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom
Zurück zum Weißen Hautkrebs und seinen Formen: Das Basalzellkarzinom ist weit häufiger als das Plattenepithelkarzinom: 80 vs. 20 Prozent der Erkrankungen. Gemeinsam haben beide Hautkrebsarten, dass …
- sie stetig wachsen – das Wachstum kann auch sehr langsam voranschreiten
- sie weit überwiegend lokal wachsen (zur Seite und auch in die Haut hinein)
Was Plattenepithelkarzinom und Basalzellkarzinom über die Häufigkeit und Ausgangszellen hinaus unterscheidet, ist ihre Erscheinung:
- Plattenkarzinome führen zu einer gelblichen, schuppigen Veränderung in der Haut
- Basaliome sind etwas dunkler (nicht schwarz!), auch gelblich-gräulich, und damit besser zu erkennen
Plattenepithelkarzinome lassen sich nicht mit dem Finger wegkratzen und fangen an zu bluten, wenn man es versucht. Manchmal bilden sich auch Rosetten drumherum.
Was es schwer macht, das Ausmaß der Erkrankung zu entdecken
„Weißer Hautkrebs streut generell selten in andere Gewebe und ist lokal zu anzugehen“, erklärt Lipp. Was es jedoch schwer mache, ihr Ausmaß zu entdecken, sei die Tatsache, dass die Karzinome nicht nur zur Seite wachsen können, sondern auch „in die Tiefe der Haut hinein“. Ist lokale Wachstum stark fortgeschritten, müsse sehr tief operiert, mit anderen Worten: viel herausgeschnitten werden. Deshalb sei es wichtig, nicht ewig mit der Kontrolle zu warten, wenn man verdächtige Hautveränderungen im Gesicht (insb. Lippe oder Nase) oder am Hals entdeckt habe – hier dominieren Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom. Gerade auch die lokale Behandlung von aktinischen Keratosen ist dabei ein wichtiger Schritt zur Vermeidung von Plattenepithelkarzinomen, da diese als Krebsvorstufen einzustufen sind.
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Knackpunkt der OP und Rückfallwahrscheinlichkeit
Das frühe operative Entfernen sichert eine extrem hohe Heilungschance. Die Häufigkeit des Wiederauftretens von weißem Hautkrebs nach einer erfolgreichen Therapie (zusätzlich zur Operation wird auch mit Salben behandelt) liegt bei unter drei Prozent. Das heißt: In 97 Prozent der Fälle kommt der weiße Hautkrebs innerhalb von fünf Jahren nicht zurück, „wenn die OP gut gemacht ist und wirklich alles herausgeschnitten wurde“, ergänzt der Onkologe. Denn das sei oft nicht der Fall und der Grund für Rückfälle.
Knackpunkte bei der OP: „Die Operateure müssen einen ausreichenden Resektionsrand mit einplanen.“ Das bedeutet, dass etwas mehr als der erkrankte Bereich herausgeschnitten wird als eine Art Sicherheitsabstand. Inzwischen gibt es OP-Verfahren, die die Ausdehnung auch in die Haut hinein gut darstellen können, weiß der Onkologe. Diese Möglichkeit hat allerdings nicht jeder Dermatologe, weshalb der Experte rät, solche Operationen in einem Haut- bzw. Dermazentrum machen zu lassen (die gibt es in jeder großen Stadt).
In Zahlen gesehen sterben mehr Menschen an weißen Hautkrebs als am schwarzen – doch das liegt an den Erkrankungszahlen, die sehr viel höher sind (200 vs. 20 pro 100.000 Einwohner). Die Heilungschancen sind bei Weißem Hautkrebs – ob Basalzellkarzinom oder Plattenepithelkarzinom – durch das lokalen Wachstum sehr gut.
„Sollte es zu einem starken lokalen Wachstum kommen, welches mit lokalen Maßnahmen wie OP oder Strahlentherapie nicht mehr behandelt werden kann, oder, in ganz seltenen Fällen zu einer Streuung in andere Organe (Metastasierung), stehen mittlerweile sowohl für das Plattenepithelkarzinom wie auch Basalzellkarzinom neue Therapieverfahren aus dem Bereich der zielgerichteten Therapien (z.B. Hedgehog-Signalweg-Hemmer) oder der Immunonkologie (z.B. PD-1-Hemmer) zur Verfügung“, erläutert Lipp.
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Wann wird Hautkrebs bösartig?
Bösartig ist ein Krebs, wenn er über die Organgrenzen hinauswächst, invasiv in andere Zellschichten wächst oder metastasiert, also in andere Gewebe streut. Sowohl das Basalzellkarzinom als auch das Plattenepithelkarzinom können demnach bösartig sein bzw. werden. Wie erwähnt, entsteht das Plattenepithelkarzinom aus Vorstufen, die noch als gutartig eingestift werden, den sogenannten aktinischen Keratosen. Schreitet es weiter fort, wird es bösartig. Lipp rät: „Lassen Sie verdächtige Hauterscheinungen entmaschig von einem Dermatologen beurteilen und lieber früher als später behandeln“. Denn irgendwann sei das lokale Wachstum so stark, dass man sehr tief operieren müsse. Was mitunter auch entstellend sein könne.

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Das sollte jeder präventiv tun
Man kann es nicht oft genug sagen: Sonnencreme mit hohem LSF, Sonnencreme mit hohem LSF, Sonnencreme mit hohem LSF! „Dass man mit einem 50er-Lichtschutzfaktor nicht braun wird, ist leider noch ein sehr verbreitetes Märchen“, weiß auch Lipp. Dabei bedeutet es nur, dass man 50-mal besser vor der Sonneneinwirkung geschützt ist. Also: „Nicht von morgens bis abends in der Sonne brutzeln und Sonnenbrände vermeiden“. Das verhindert die Entstehung von Weißem Hautkrebs am besten.