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Laut Studie

Plastikverpackungen könnten das Risiko für Herzprobleme erhöhen

Plastikverpackungen zum Take-away
Eine aktuelle Studie legt nahe, dass eine erhöhte Belastung durch Plastikpartikel mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sein könnte. Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

25. Februar 2025, 19:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Plastikverpackungen sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken – ob bei Take-away-Gerichten, in Supermärkten oder als Wasserflaschen. Doch was passiert, wenn heißes Wasser auf das Plastik trifft? Könnten dabei gefährliche Chemikalien freigesetzt werden, die unsere Gesundheit – insbesondere das Herz-Kreislauf-System – beeinträchtigen? Eine neue Studie kommt zu alarmierenden Ergebnissen.

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Die Studie untersuchte die Auswirkungen von Plastik-Auslaugungen auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sowohl in einer Bevölkerungsstudie als auch in Tierversuchen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass häufiger Kontakt mit Einwegplastik gesundheitliche Folgen haben könnte. Doch wie groß ist die Gefahr tatsächlich?

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Was wurde untersucht?

Die Studie analysierte, ob durch Hitze freigesetzte Schadstoffe aus Plastikverpackungen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen könnten.1 Dabei wurden zwei Ansätze kombiniert:

  • Epidemiologische Untersuchung: Mit 3179 älteren Erwachsenen aus der „Ningxia Older Mental Health Cohort“.2 Hierbei wurde der Zusammenhang zwischen der Nutzung von Plastikbehältern und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht.
  • Tierversuche mit (Sprague-Dawley) SD-Ratten: Die über drei Monate Wasser tranken, das für 1,5 oder 15 Minuten mit Einwegplastikbehältern in Kontakt war.

Untersucht wurden kardiovaskuläre Marker, Entzündungswerte, oxidativer Stress und die Darmflora. Ziel der Studie war, eine mögliche Verbindung zwischen Plastikexposition und Herzgesundheit zu erforschen.

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Methoden der Studie

Die Untersuchung bestand aus zwei Teilen: einer epidemiologischen Studie mit älteren Erwachsenen und einem Tierversuch mit SD-Ratten.

Epidemiologischen Studie

Im ersten Teil wurde eine epidemiologische Untersuchung an 3179 älteren Personen aus der „Ningxia Older Mental Health Cohort“ durchgeführt. Dabei wurde mithilfe eines Fragebogens erfasst, wie häufig die Teilnehmer Plastikbehälter nutzten. Gleichzeitig wurden medizinische Daten zu Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Arrhythmien, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz erhoben. Um den Zusammenhang zwischen Plastikexposition und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu analysieren, kamen logistische Regressionsmodelle zum Einsatz.

Tierversuch mit Ratten

Im zweiten Teil erfolgte ein Tierversuch mit SD-Ratten, um die potenziellen Auswirkungen der Plastikexposition experimentell zu untersuchen. Dazu wurden 32 männliche Ratten in vier Gruppen mit jeweils acht Tieren eingeteilt. Über einen Zeitraum von drei Monaten tranken sie Wasser, das zuvor für unterschiedliche Zeiträume (1, 5 oder 15 Minuten) mit Einwegplastik in Kontakt war. Anschließend wurden verschiedene biologische Parameter analysiert:

  • Blutanalysen: zur Bestimmung von Entzündungsmarkern, oxidativem Stress und Herzschäden.
  • Histologische Untersuchungen: des Herzgewebes mittels Färbetechniken und Elektronenmikroskopie.
  • Darmflora-Analysen: durch 16S rRNA-Sequenzierung zur Identifikation mikrobieller Veränderungen.
  • Metabolom-Analysen: zur Untersuchung stoffwechselbedingter Veränderungen.

Diese Kombination aus epidemiologischen und experimentellen Ansätzen ermöglichte eine umfassende Bewertung der potenziellen gesundheitlichen Risiken durch den thermischen Kontakt von Plastik mit heißen Flüssigkeiten.

Der Einfluss von Plastikexposition auf die Herzgesundheit

1. Epidemiologische Untersuchung:

Die Analyse zeigte, dass eine höhere Nutzung von Plastikbehältern mit einem leicht erhöhten Risiko für Herzinsuffizienz verbunden war. Personen mit hoher Plastikexposition hatten ein um 13 Prozent erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz. Für andere kardiovaskuläre Erkrankungen wurde kein signifikanter Zusammenhang festgestellt.

2. Tierversuche – Auswirkungen der Plastikexposition:

  • Herzschäden: Die Histologie zeigte in allen Expositionsgruppen Anzeichen von Muskelfaserschäden, entzündlicher Zellinfiltration und mitochondrialen Veränderungen.
  • Entzündungsreaktionen: Ratten mit Plastikexposition hatten erhöhte Werte für CRP und IL-1β, was auf systemische Entzündungen hinweist.
  • Oxidativer Stress: Ein Ungleichgewicht der antioxidativen Enzyme deutete auf eine gesteigerte Bildung freier Radikale hin.
  • Darmflora-Veränderungen: Bestimmte entzündungsfördernde Bakterien (z. B. Prevotella_9 und Ruminococcus gnavus) nahmen zu, während entzündungshemmende Bakterien (z. B. Enterorhabdus) abnahmen.

Was bedeuten die Ergebnisse?

Die Studie liefert Hinweise darauf, dass thermischer Kontakt von Plastik mit heißen Flüssigkeiten potenziell gesundheitsschädlich sein könnte. Während Mikroplastik bereits in menschlichen Organen nachgewiesen wurde, zeigt diese Untersuchung, dass Plastikexposition möglicherweise Entzündungsreaktionen und oxidative Schäden fördern kann, die das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen.

Besonders auffällig war, dass bereits eine kurze Exposition (bis 15 Minuten) im Tierversuch messbare Veränderungen hervorrief. Allerdings bleibt unklar, inwieweit sich diese Effekte direkt auf den Menschen übertragen lassen. Die Plastikexposition der Ratten war experimentell erhöht, was die Vergleichbarkeit mit alltäglicher Belastung einschränkt.

Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen

Die Studie ist eine der Ersten, die den Zusammenhang zwischen Plastikexposition und Herz-Kreislauf-Erkrankungen umfassend untersucht. Die Kombination aus epidemiologischen Daten und Tierexperimenten stärkt die Aussagekraft. Dennoch gibt es einige Einschränkungen:

  • Beobachtungsstudie: Kausale Zusammenhänge zwischen Plastiknutzung und Herzinsuffizienz können nicht zweifelsfrei bewiesen werden.
  • Übertragbarkeit der Tierversuche: Ratten wurden relativ hohen Dosen ausgesetzt, die nicht direkt mit der alltäglichen Belastung beim Menschen vergleichbar sind.
  • Unklarheit über den Mechanismus: Es ist nicht eindeutig, ob die beobachteten Effekte durch Mikroplastikpartikel oder chemische Zusatzstoffe (z. B. BPA, Phthalate) verursacht wurden.
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Fazit

Die Studie deutet darauf hin, dass der Kontakt von Plastik mit heißen Flüssigkeiten potenziell gesundheitliche Risiken bergen könnte. Sowohl epidemiologische als auch experimentelle Daten zeigen eine Verbindung zwischen Plastikexposition und entzündlichen sowie oxidativen Prozessen, die das Herz-Kreislauf-System schädigen könnten.

Allerdings sind weitere Langzeitstudien nötig, um die genaue Dosis-Wirkungs-Beziehung zu klären. Bis dahin sollten Verbraucher heiße Lebensmittel besser in Glas- oder Edelstahlbehältern aufbewahren und Plastik für Heißgetränke meiden.

Quellen

  1. Yueping, Wu., Zhuoyuan, L. et al. (2024). Effects of leachate from disposable plastic takeout containers on the cardiovascular system after thermal contact. Ecotoxicology and Environmental Safety ↩︎
  2. Liqun, Wang., Harold, G, Koenig. et al. (2020). Religiosity, depression and telomere length in Chinese older adults. Journal of Affective Disorders ↩︎
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