12. Mai 2021, 5:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In Indien sind einige Covid-19-Patienten an einer seltenen Pilzinfektion erkrankt. Sie kann unter anderem Herz, Augen und Gehirn befallen und möglicherweise tödlich enden.
Verschiedene Medien berichten von einer selten auftretenden Pilzinfektion, an der einige Covid-19-Patienten in Indien leiden. Die Infektion mit dem Namen „Mukormykose“ wird auch als „schwarzer Pilz“ bezeichnet. Bei einem schweren Verlauf kann die Erkrankung möglicherweise tödlich enden.
Übersicht
Warum erkranken Covid-19-Patienten an der Pilzinfektion?
Generell können Menschen mit einem geschwächten Immunsystem an Mukormykose erkranken. Zudem sind oft Diabetiker und Menschen, die Medikamente zur Unterdrückung der Immunabwehr einnehmen, betroffen. Das kann beispielsweise nach einer Transplantation der Fall sein.
Wie die New York Times berichtet, scheinen nun auch einige Covid-19-Patienten in Indien an der Pilzinfektion erkrankt zu sein. Ein Grund für den Anstieg der Krankheitsfälle könnte der Einsatz von Stereoiden bei der Behandlung von Corona-Patienten sein. Die Medikamente unterdrücken das Immunsystem.
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Was verursacht die Pilzinfektion?
Mukormykose wird durch verschiedene Schimmelpilze verursacht. Diese sogenannten Mucormyceten wachsen im Boden, im Schmutz und auf faulendem Material, darunter verrottendes Laub oder Holz. Die Pilze wachsen bei über 37 Grad Celsius. Dr. Akshay Nair ist Augenchirurg in Mumbai. Im Gespräch mit BBC News erklärt der Mediziner: „Der Pilz ist allgegenwärtig und kommt im Boden, in der Luft sowie in Nase und Schleimhaut gesunder Menschen vor.“
Der Schimmelpilz gelangt auch über Hautabschürfungen oder kleine Schnitte in den menschlichen Körper. Werden die Sporen eingeatmet, kann sich der Pilz in den Nebenhöhlen oder der Lunge festsetzen und eine Infektion verursachen. Über den Blutkreislauf befällt der Pilz manchmal auch andere Organe, wie zum Beispiel Gehirn, Augen, Milz oder Herz.
Wie viele Menschen sind erkrankt?
Laut der BBC seien in Mumbai und Umgebung bislang 200 Personen erkrankt. Viele von ihnen hatten ihre Covid-Infektion bereits überstanden. Unter Berufung auf lokale Medien berichtet die New York Times, dass acht Menschen an der Pilzinfektion gestorben seien. Krankheitsfälle seien im indischen Bundesstaat Gujarat und in der Hauptstadt Delhi aufgetreten. Das englischsprachige Online-Magazin „sciencealert“ schreibt, die Landesregierung von Gujarat habe 5.000 Dosen eines Antipilzmittels (Amphotericin B) zur Behandlung der Krankheit bestellt.
Dr. V. K. Paul leitet die indische Covid-Einsatzgruppe. In der Times sagt der Mediziner, dass in einigen Gebieten Covid-19-Patienten an der Pilzinfektion litten. Es gebe jedoch keinen großen Ausbruch. Paul und sein Team würden die Situation jedoch beobachten und überwachen. Seiner Ansicht nach, infizierten sich viele Patienten im häuslichen Umfeld, wo sie unter nicht-sterilen Bedingungen dem Schimmelpilz ausgesetzt seien.
Schwarzer Pilz kann Augen befallen
Im Gespräch mit BBC News berichtet Augenchirurg Nair, im April habe er in Mumbai mehrere Dutzend Covid-19-Patienten mit der Pilzinfektion gesehen, darunter seien auch Diabetiker gewesen. Die Betroffenen hätten sich zu Hause erholt, da die Krankenhäuser überfüllt seien. Aufgrund der Pilzinfektion musste bei elf Patienten ein Auge operativ entfernt werden. Der Schimmelpilz könne sich ansonsten leicht vom befallenen Auge auf das Gehirn ausbreiten.
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Wie zeigen sich die Symptome einer Infektion mit dem schwarzen Pilz?
Das online Medizinlexikon „DocCheck Flexikon“ zählt sechs Formen der Erkrankung auf, die sich im Erscheinungsbild unterscheiden. Am häufigsten tritt die rhinoorbitozerebrale Mukormykose auf, zum Beispiel bei Diabetikern oder Transplantationspatienten. Anfangs sind die Symptome unspezifisch und zeigen sich zum Beispiel durch Gesichts- und Augenschmerzen, Taubheitsgefühl oder Sehstörungen. Nicht immer hätten Betroffene Fieber. Im weiteren Verlauf der unbehandelten Erkrankung könnten zum Beispiel die Augenmuskeln gelähmt werden. Einigen Formen der Mukormykose können tödlich enden, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden.
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Wie behandelt man Mukormykose?
Die Infektion wird medikamentös mit einem Antipilzmittel behandelt. Eine Sauerstofftherapie, bei der der Patient den Sauerstoff in einer Druckkammer einatmet, soll ebenfalls helfen. Infiziertes oder bereits abgestorbenes Gewebe wird in manchen Fällen chirurgisch entfernt. Laut DocCheck werden zudem Störungen der Immunabwehr behoben. Eisenpräparate sollten nicht eingenommen werden.