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Nachgefragt beim Urologen

Peniskrebs – Symptome, Risikofaktoren und wie man sich schützen kann

Peniskrebs betrifft vor allem Männer über 60 Jahre
Peniskrebs betrifft hauptsächlich die Haut und das Gewebe des Penis Foto: magicmine/Getty Images

30. Juli 2024, 11:02 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Haben beschnittene Männer ein geringeres Risiko, Peniskrebs zu bekommen und kann eine HPV-Impfung im Kindesalter vor der Erkrankung schützen? FITBOOK-Autorin Sandra Will erklärt, wie es zu Peniskrebs kommt und fragte einen Urologen, wann eine Amputation nötig ist.

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Das Wort Peniskrebs hört man eher selten, denn in Deutschland werden jährlich weniger als 1000 Männer diagnostiziert – im Vergleich: Bei Prostatakrebs gibt es jedes Jahr über 60.000 Neuerkrankte. Trotz der Seltenheit sollte man wissen, wie Peniskrebs entstehen kann, um möglichst gut für das höhere Alter vorzubeugen. Eine besondere Rolle bei dieser Krebsart können die psychischen Folgen und der Umgang mit der Erkrankung spielen, da krankheitsbedingte Auswirkungen auf das männliche Geschlechtsteil das Selbstbild des Mannes und eine mögliche Partnerschaft beeinflussen können.

„Diejenigen Patienten, die ich in meinem Leben bisher gesehen habe, waren allesamt ältere Männer, bei denen der Krebs aufgrund mangelnder Hygiene entstanden ist“, erklärt Dr. Christoph Pies, Facharzt für Urologie und Buchautor. Der Experte erläutert bei FITBOOK, worauf Männer im Intimbereich achten sollten.

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Was ist Peniskrebs und wie entsteht er?

Peniskrebs tritt vor allem bei Männern im höheren Alter auf – meist nach dem 60. Lebensjahr – und betrifft hauptsächlich die Haut und das Gewebe des Penis. Dort kann es zu einer bösartigen Wucherung der Zellen kommen, die häufigste Form ist das Peniskarzinom. Diese Art von Krebs beginnt in Zellen, die die Oberfläche der Haut und die Schleimhäute des Penis auskleiden.

Auch interessant: Wie passiert ein Penisbruch und kann es Folgeschäden geben?

Was sind mögliche Ursachen und Risikofaktoren?

Neben dem Alter spielt auch mangelnde Hygiene im Genitalbereich eine Rolle. Das heißt aber nicht, dass sich erkrankte Männer gar nicht mehr gewaschen haben. Dr. Pies klärt auf: „Oft ist es so, dass durch eine narbige Enge, also eine Phimose, die Vorhaut nicht mehr zurückgezogen werden kann, daher eine Reinigung unter der Vorhaut unmöglich wird und sich hier Vorhauttalg (Smegma) sammelt.“ Dadurch kann sich eine chronische Entzündung entwickeln, die im Verlauf von Jahren dann zu Zellveränderungen, also Krebs, führen kann. Laut dem Fachportal „MSD Manuals“ hätten deshalb beschnittene Männer ein geringeres Krebsrisiko.1

Eine wichtige Rolle spielen aber auch sexuell übertragbare Infektionen, vor allem durch das humane Papillomavirus (HPV). Die Hochrisikotypen HPV 16 und 18 können Zellen des Penis verändern und über Zeit zu Krebs führen – ähnlich wie bei Gebärmutterhalskrebs der Frau. „Mit der Anzahl ungeschützter Kontakte steigt auch die Gefahr, sich anzustecken, da logischerweise die Wahrscheinlichkeit steigt, mit einem infizierten Partner in Kontakt zu kommen“, erklärt Dr. Pies. Weitere Risikofaktoren sind chronische Entzündungen im Genitalbereich und das Rauchen von Tabak, da darin enthaltene Chemikalien DNA-Schäden verursachen und das Immunsystem schwächen können.

Symptome bei Peniskrebs

Frühe Anzeichen von Peniskrebs sind oft leicht zu übersehen, deshalb sollten Männer insbesondere auf auffällige Veränderungen achten. „Es können Verfärbungen, Verdickungen oder Veränderungen in der Textur der Haut am Penis auftreten. Auch Rötungen oder weiße Flecken auf der Vorhaut oder am Penisschaft sind möglich“, sagt Dr. Pies.

Weitere Symptome können sein: Knoten oder Wunden, die nicht heilen, aber auch nicht schmerzhaft sein müssen, Blutungen oder ungewöhnlicher Ausfluss unter der Vorhaut und Schmerzen oder Schwellungen im Penisbereich. Urologen betonen, dass man bei Auftreten dieser Symptome sofort einen Arzt aufsuchen solle, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen. Dr. Pies ergänzt: „Ungewöhnliche Sekret-Absonderungen unter der Vorhaut, die einen unangenehmen Geruch haben können, sind ebenfalls suspekt. Schwellungen oder Knoten in den Leistenlymphknoten können ein Zeichen dafür sein, dass sich der Krebs bereits ausgebreitet hat.“

Wann sollte man zum Arzt?

Spätestens bei Veränderungen sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen, das bestätigt Dr. Pies: „Als Arzt ist man oft bestürzt, warum insbesondere ältere Männer solche Befunde so lange verschleppen. Ich kann Patienten daher nur ermutigen, offen damit umzugehen und auch kleine Hautveränderungen im Zweifel vom Facharzt beurteilen zu lassen.“ Der Urologe empfiehlt ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig zur Vorsorge zu gehen. Bei dieser Routinekontrolle werden Eichel und Vorhaut auf Hautveränderungen geprüft.

Diagnoseverfahren

In einer Praxis steht bei Verdacht eine körperliche Untersuchung an. Biopsien und bildgebende Verfahren wie Ultraschall und MRT können helfen, eine Diagnose zu bestätigen und das Stadium der Erkrankung zu bestimmen.

So wird Peniskrebs behandelt

Abhängig vom Stadium und der Ausbreitung des Tumors entscheiden Ärzte, wie bei einer Erkrankung vorgegangen wird. Ein Tumor etwa muss chirurgisch entfernt werden, in fortgeschrittenen Fällen kann es sogar zu einer teilweisen oder vollständigen Amputation des Penis kommen.

Alternativ oder auch zusätzlich zur Tumorentfernung kann eine Strahlentherapie oder Chemotherapie erfolgen, denn im fortgeschrittenen Stadium können sich Krebszellen bereits im ganzen Körper befinden und zu einem Fortschreiten der Erkrankung führen.

Wie kann man sich vor der Erkrankung schützen?

Gute Hygiene und die Verwendung von Kondomen können das Risiko von Peniskrebs reduzieren. Urologe Dr. Pies weist darauf hin, den Penis, insbesondere den Bereich unter der Vorhaut, regelmäßig mit Wasser und milder Seife zu reinigen.

Auch Selbst- und Vorsorgeuntersuchungen beim Urologen sind wichtige Maßnahmen zur Früherkennung, um eine mögliche Vorhautenge beseitigen und eine mögliche Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) als Ursache dieser Phimose ausschließen zu können.

Urologen empfehlen außerdem die HPV-Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr. „Die Impfung schützt die Jungs übrigens auch vor den HPV-Typen, die Genitalwarzen verursachen, was deutlich häufiger vorkommt und ebenfalls eine Belastung darstellen kann“, erklärt Dr. Pies. Er weist darauf hin, dass die Impfung auch Sinn mache, um eine Übertragung von HPV auf die Partnerin und damit die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs zu verhindern.

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Welche Auswirkungen hat Peniskrebs auf die Psyche und das Umfeld?

„Peniskrebs führt zu massiven körperlichen, sexuellen und psychischen Beeinträchtigungen, da meist eine operative Entfernung notwendig ist, was zu starken kosmetischen Veränderungen führen kann“, sagt Dr. Pies. Grund dafür ist nicht der Krebs allein, sondern insbesondere, weil sich die Diagnose auf das männliche Geschlechtsteil bezieht, das auch das Selbst- und Fremdbild beeinflussen kann. Ängste entstehen in Bezug auf die eigene Männlichkeit, sexuelle Funktionen des Penis und auf Behandlungen oder mögliche körperliche Veränderungen. Kommt es zu einer partiellen oder vollständigen Amputation des Penis, kann das Körperbild erheblich beeinflusst werden – was häufig zu sozialem Rückzug führt.

Mit der Diagnose entsteht auch eine zusätzliche Belastung für die Partnerschaft, insbesondere wenn die Partner nicht über mögliche Folgen oder Probleme sprechen. Der Experte zählt die Folgen auf: „Körperbild und Selbstwertgefühl leiden; Scham, Angst und Unsicherheit dominieren, Intimität und Nähe gehen verloren.“ Ist Sex nicht mehr oder nur schwieriger möglich oder entstehen emotionale Spannungen rund um das Thema, kommt es häufig zu Konflikten. Eine Paartherapie kann helfen, offen zu kommunizieren und mit einer sexuellen Dysfunktion umzugehen.

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Unterstützung und Bewältigungsstrategien

Um die Krebsdiagnose zu verarbeiten, aber auch um die psychischen und sozialen Belastungen zu bewältigen, die eine solche Diagnose mit sich bringt, empfehlen Experten psychologische Unterstützung durch Psychotherapeuten oder psycho-onkologische Beratungen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann unterstützen und das Gefühl der Isolation vermindern. „Idealerweise bieten Angehörige Unterstützung und begegnen dem Erkrankten mit Respekt und Diskretion“, sagt Dr. Pies. Auch er ermutigt Patienten und Angehörige im Ernstfall professionelle psycho-onkologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, ist Prävention jedoch enorm wichtig. Dr. Pies betont, dass die Häufigkeit von Peniskrebs weiter gesenkt werden kann – durch Aufklärung, Prävention und frühzeitige medizinische Hilfe.2,3,4

Themen Krebs

Quellen

  1. Thenappan Chandrasekar, T. Peniskrebs. MSD Manuals. (aufgerufen am 29.7.2024) ↩︎
  2. Uro-Onkologisches Zentrum des Universitätsklinikums Mannheim. Penis
    krebs Behandlung. (aufgerufen am 29.7.2024) ↩︎
  3. Deutsche Krebsgesellschaft. Basisinformationen Peniskrebs. (aufgerufen am 29.7.2024) ↩︎
  4. Initiative „Entschieden gegen Krebs“. Peniskrebs. (aufgerufen am 29.7.2024) ↩︎
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