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Legaler, billiger Rausch

So gefährlich ist die Partydroge Lachgas

Lachgas entwickelt sich zu einer beliebten Partydroge – doch nur die wenigsten wissen, welche lebensgefährliche Folgen der Konsum haben kann.
Lachgas entwickelt sich zu einer beliebten Partydroge – doch nur die wenigsten wissen, welche lebensgefährliche Folgen der Konsum haben kann. Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

28. Mai 2024, 4:37 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Legal, günstig, vermeintlich ungefährlich – Lachgas gilt als „die Partydroge“ mit vielen Vorzügen. Denn sie ist besonders leicht zu konsumieren. Ein kurzes Inhalieren und die Euphorie setzt in wenigen Sekunden ein, klingt aber bereits nach ein paar Minuten wieder ab. Was viele jedoch nicht wissen: der kurze Rausch bringt lebensgefährliche Folgen mit sich.

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In den Niederlanden hatte der Konsum der Droge bereits im Jahr 2019 zugenommen. Die Begeisterung ging so weit, dass sogar der erste Lachgas-Laden eröffnet wurde. Auch in Deutschland ist Lachgas für jeden frei zugänglich und legal zu kaufen. Nach dem Betäubungsmittelgesetz ist es offiziell nicht als Droge eingestuft worden.1 Neben den leichten Rauschzuständen, kann es zu Taubheit, Schwindelgefühlen, Sauerstoffmangel oder im schlimmsten Fall zu Tod durch Erstickung kommen, wie unter anderem die dpa berichtet. FITBOOK erklärt, wie Lachgas wirkt und welche Gefahren mit der Droge verbunden sind.

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Was ist Lachgas?

Bekannt unter dem fachlichen Namen „Distickstoffmonoxid“ wurde der Stoff ursprünglich von Zahnärzten zur Behandlung von unruhigen Patienten eingesetzt. Schon direkt nach der Anwendung setzt der Rausch ein: Es breitet sich eine angenehme Wärme im Körper aus, man entspannt sich und bekommt Glücksgefühle, die auch von leichten „Kicheranfällen“ begleitet werden können. Diese Wirkung und die Tatsache, dass Lachgas leicht zugänglich ist, zieht immer mehr Jugendliche in den Bann. Doch die wenigstens wissen, dass Lachgas alles andere als harmlos ist – unabhängig davon, dass die Wirkung nur kurz anhält.2

Einfach in der Anschaffung

Lachgas verspricht eine leichte Anwendung. So kann man die Droge entweder aus einem Luftballon oder einem Sahnespender inhalieren. Die Droge selbst ist vergleichsweise kostengünstig. Und sie ist legal. Sahnekapseln gibt es online oder im Supermarkt zu kaufen. Diese können sogar Kinder für wenig Geld erwerben. Großverpackungen von 200 Stück gibt es bereits für 50 Euro.

Was sind die Risiken?

Der Effekt äußert sich in der Regel durch starke Euphorie, auch Benommenheit und Halluzinationen. Unmittelbar nach dem Inhalieren setzt der Rausch ein und hält ein paar Sekunden bis zu drei Minuten an, so Andrea Piest vom Notdienst für Suchtmittelgefährdete und Abhängige in Berlin. Doch das frei verkäufliche Gas kann kurz- und mittelfristig gefährlich sein.

Vitamin-B12-Mangel und Nervenschädigungen

Der regelmäßige Gebrauch von Lachgas kann laut Piest zu Vitamin-B12-Mangel und sogar einer Nervenschädigung führen. Setzt man den Ballon während des Konsums nicht zwischendurch ab, um normal Luft zu holen, kann es zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn und in den Organen kommen.

Worauf man beim Konsumieren achten sollte

Wer Lachgas konsumiert, sollte daher laut Piest den Ballon regelmäßig absetzen und möglichst im Liegen oder Sitzen inhalieren. Das schützt vor Verletzungen, wenn es zu Koordinations- oder Kreislaufstörungen kommt. 

„Werden ausreichend Pausen eingehalten, verringert sich das Risikopotenzial für den Körper wieder“, so die Expertin. Wenn Taubheitsgefühle in den Extremitäten auftreten, kann das auf eine Nervenschädigung und Unterversorgung hinweisen. In diesem Fall sollte dringend ärztlicher Rat eingeholt werden. Piest rät dazu, dem medizinischen Personal mitzuteilen, dass man Lachgas konsumiert hat, damit man auf die Nebenwirkungen entsprechend reagieren kann.

Zudem sollte man talkumfreie Ballons verwenden, da das in Talkum enthaltene Mineral nicht zum Einatmen gedacht ist. Konsum direkt aus dem Spender oder mithilfe einer Maske sollte man unbedingt vermeiden, so der Rat der Nothilfe. Absolut tabu: Unter Einfluss von Lachgas am Straßenverkehr teilnehmen.

Vorsicht bei Mischkonsum mit anderen Substanzen

Um Risiken zu minimieren, sollte man generell auf Mischkonsum verzichten. Insbesondere sogenannte „Downer-Drogen“ wie GHB (Liquid Ecstasy), Alkohol und Opiate verstärken sich laut Piest gegenseitig. Des Weiteren wird das Risiko erhöht, ohnmächtig zu werden oder zu erbrechen.

Lachgas wird häufig in Kombination mit Cannabis konsumiert. So soll der Lachgasrausch verlängert und der Cannabis-Rausch intensiviert werden. Das kann laut Expertin Piest vor allem bei hohen Dosen gefährlich werden, da beide Substanzen den Blutdruck senken und sich somit das Risiko für eine Bewusstlosigkeit erhöht.

Auch interessant: Täglicher Cannabiskonsum kann das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall drastisch erhöhen 

Anfänge des Lachgas-Konsums in den Niederlanden

Die Spuren des drastisch angestiegenen Konsums in den Niederlanden konnte jeder fast täglich mitverfolgen: Auf Parkplätzen, in Grünanlagen oder Straßen lagen Dutzende leere Metallkapseln oder Ballons, obwohl die Experten vor großen Risiken warnten. Die Zahl der Vergiftungen durch Lachgas sei sprunghaft angestiegen, meldete das Nationale Informationszentrum für Vergiftungen in Utrecht. Hatte es 2015 noch insgesamt 13 Fälle gegeben, wurden im ersten Halbjahr 2019 bereits 67 Fälle gemeldet. Es geht um Schwindelanfälle, Übelkeit und Lähmungserscheinungen.

Nach dem niederländischen Sucht-Bericht hat jeder fünfte Jugendliche zwischen 20 und 24 Jahren schon Lachgas inhaliert. Auch in der Gruppe bis zu 35 Jahren wird es zunehmend zu einer beliebten und preiswerten Party-Droge.

Im Jahr 2023 folgte dann das Verbot

Ab dem ersten Januar 2023 wurde in den Niederlanden das Verbot für Besitz und Verkauf von Lachgas ausgesprochen. Laut dem Gesundheitsministerium in Den Haag, gelten allerdings weiterhin Ausnahmen. Unter anderem für medizinische Anwendungen und den Einsatz als Lebensmittelzusatzstoff. Weiterhin ist die Verwendung von kleinen, mit Lachgas gefüllten Sahnespender erlaubt.3

Missbrauchsfälle in Dänemark

Deutschlands westlicher Nachbar ist nicht der einzige Brennpunkt. Auch in Dänemark will eine Mehrheit der Parteien den Verkauf von Lachgaspatronen regulieren. Die Missbrauchsfälle steigen den Behörden zufolge kontinuierlich. 2017 etwa zählte die telefonische Hotline für Vergiftungen 18 Meldungen, 2018 waren es bereits 39.

In Kopenhagen häufen sich Meldungen über Angstanfälle, Erfrierungen durch eiskalte Kartuschen oder langandauernden Konzentrationsschwächen. „Das sind Personen, die seit langem das Gas konsumieren. Sie nehmen 50, 100 oder 200 Lachgaspatronen täglich“, berichtete Dorte Fris Palmqvist, Oberärztin am Bispebjerg Krankenhaus der Zeitung „Berlingske“.

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Situation in Deutschland

Im deutschen Drogen- und Suchtbericht spielt Lachgas noch keine Rolle. Doch in der Partyszene komme es punktuell vor, so das Büro der Drogenbeauftragten der Bundesregierung. Verlässliche Zahlen gibt es nicht. Eine Studie von Drogenforschern der Universität Frankfurt machte 2018 deutlich, dass sich die Zahl jugendlicher Lachgas-Konsumenten in drei Jahren verdoppelt habe. Demnach hatten 12 Prozent der Jugendlichen schon mal Lachgas ausprobiert.

Mit Material von dpa.

Themen Drogen

Quellen

  1. Aerzteblatt.de. Offene Türen für strengere Regeln beim Verkauf von Lachgas. (aufgerufen am 27.05.2024). ↩︎
  2. Pronova BKK. Lachgaskonsum und die Folgen. (aufgerufen am 27.05.2024). ↩︎
  3. Nationale Regierung. Lachgas ist ab dem 1. Januar 2023 verboten. (aufgerufen am 27.05.2024). ↩︎
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