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Gefährliche Zahnbettentzündung

Parodontitis – Symptome, Ursachen, Behandlung und Vorbeugung

Ein e Frau mit geöffnetem Mund beim Zahnarzt
Ein Risikofaktor für Parodontitis ist eine mangelnde Mundhygiene Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

16. September 2021, 4:42 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Die tückische Zahnbettentzündung Parodontitis (umgangssprachlich auch Parodontose genannt) erwischt fast jeden zweiten Deutschen im Laufe seines Lebens. Unbehandelt kann sie nicht nur zum Zahnverlust führen, sondern auch andere Krankheiten begünstigen. FITBOOK erklärt, was die Anzeichen, Ursachen und Behandlungsmethoden von Parodontitis sind – und wie man am besten vorbeugt.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
 Dr. med. dent. M.Sc. M.Sc. Martin Jaroch
Dr. med. dent. M.Sc. M.Sc. Martin Jaroch, Zahnmediziner mit den Schwerpunkten Parodontologie, Implantattherapie sowie Kieferorthopädie bei Kindern und Erwachsenen

Es begegnet uns praktisch auf jeder Zahnpasta-Verpackung: „Hilft gegen Zahnfleischbluten und Parodontitis.“ Das klingt als Verkaufsargument ganz gut. Aber was ist eigentlich Parodontitis, wie entsteht es und warum ist es so gefährlich, dass jede Zahnpasta damit wirbt, davor zu schützen? Wir haben alle Fragen und Antworten zu diesem Thema zusammengestellt. 

Was ist eine Parodontitis?


Im deutschen Sprachgebrauch werden Parodontose und Parodontitis oft synonym verwendet, dabei ist der fachlich richtige Begriff Parodontitis. In beiden Fällen meint man aber die Entzündung des Zahnbettes, die im chronischen Verlauf den Zahnhalteapparat irreversibel schädigen kann. Im fortgeschrittenen Stadium sind sowohl Zahnfleischrückgang als auch der Schaden am Knochen derart massiv, dass Zähne anfangen zu wackeln und komplett ausfallen können.

Nicht zu verwechseln ist Parodontose mit Gingivitis, die lediglich eine bakterielle Entzündung des Zahnfleisches beschreibt und sich leichter behandeln lässt als Parodontose. Zudem sind in beiden Fällen unterschiedliche Bakterien am Werk. Während sich die weitverbreitete Gingivitis meist gut behandeln lässt, handelt es sich bei der Parodontitis um eine chronische Erkrankung mit gravierenden Schäden.

Gefährliche Nebeneffekte von Parodontitis

Das Tückische an der Parodontitis ist, dass es „ein schleichender und oft unbemerkter Prozess ist, eine chronische Entzündung, die über Jahre verlaufen kann, bevor man sie feststellt“, erklärt Prof. Dr. Dr. Thomas Beikler, Facharzt für Parodontologie und Direktor des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). 

Genau der unbemerkte und oft über Jahre verlaufende Prozess ist fatal, denn Studien belegen, dass Parodontitis nicht nur im Mundraum wütet, sondern auch andere gefährliche Nebeneffekte im Körper auslösen kann. Durch die chronische Entzündung des Zahnfleisches und die freiliegenden Zahnhälse können nämlich Bakterien aus dem Mundraum wesentlich einfacher in die Blutbahn oder Lunge gelangen und so weitere Organe schädigen.

Tatsächlich gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Atherosklerose aufzeigen.1 So kann die negative Beeinflussung dieser Blutgefäßerkrankung auch zum Herzinfarkt führen. Es gibt zudem Anzeichen dafür, dass Alzheimer durch Parodontitis ausgelöst werden könnte. In einer Untersuchung fand man jenes Bakterium, das für die Parodontitis verantwortlich ist, auch in Gehirnen von Alzheimer-Patienten.2

Auch interessant: Zweimal täglich Zähneputzen kann laut Studie vor Alzheimer schützen

Welch eine Tragweite die Parodontitis hat, zeigt eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2021.3 Dabei wurde festgestellt, dass Covid-19-Patienten mit Parodontitis 3,5-mal häufiger auf der Intensivstation behandelt werden mussten und fast neunmal häufiger starben, als jene ohne die Zahnbettentzündung. Man vermutet, dass die Patienten die Bakterien aus dem Mundraum eingeatmet haben und so schwerwiegende Entzündungen in der Lunge entwickelten.

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Anzeichen von Parodontitis

Die Deutsche Mundgesundheitsstudie aus dem Jahr 2014 zeigt, dass etwa jeder zweite erwachsene Deutsche ab dem 35. Lebensjahr eine Parodontitis aufweist.4 Im mittleren Alter wird bei rund acht Prozent der Menschen ein schweres Stadium diagnostiziert, bei den Senioren ab 65 Jahren sind es nahezu 20 Prozent. Kein Wunder, dass Parodontose mittlerweile schon als Volkskrankheit bezeichnet wird. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen zu erkennen, damit man die Parodontitis im Frühstadium behandeln kann.

Es gibt mehrere Anzeichen für Parodontitis, die zusammen oder einzeln auftreten können. In jedem Fall sollte man den Zahnarzt konsultieren, falls eines dieser Symptome über einen mehrwöchigen Zeitraum auftritt:

  • Mundgeruch
  • Zahnfleischbluten
  • gerötetes oder geschwollenes Zahnfleisch
  • freiliegende Zahnhälse
  • lockere Zähne

Allerdings muss man bedenken, dass diese Symptome auch andere Auslöser haben können. Mundgeruch kann beispielsweise durch Magenprobleme entstehen, Zahnfleischbluten durch zu starkes Aufdrücken beim Zähneputzen und lockere Zähne durch sehr starken Vitamin- und Mineralstoffmangel.

Ursachen von Parodontitis

Sowohl Parodontitis als auch die Vorstufe Gingivitis werden in den meisten Fällen durch Bakterien im sogenannten Biofilm der Mundhöhle ausgelöst. Diese Bakterien bilden zusammen mit Bestandteilen des Speichels sowie Nahrungsresten den Zahnbelag, auch Plaque genannt. Bleibt Plaque über einen längeren Zeitraum auf den Zähnen oder wird nicht gründlich entfernt, fangen die Bakterien darin an, Säuren und Giftstoffe zu bilden. Diese wiederum können eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) auslösen, die sich unbehandelt bis hin zur Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates (Parodontitis) ausweiten kann.

Infolge des Zahnfleischrückgangs bilden sich Taschen am Zahnfleischrand, wodurch Nahrungsreste noch einfacher zurückbleiben. So können sich Bakterien noch besser vermehren und das Fortschreiten der Parodontitis verstärken.

Weitere Risikofaktoren neben Mundhygiene

Allerdings weist der Experte Prof. Beikler darauf hin, dass Mundhygiene zwar eine wichtige Rolle spielt, doch auch unabhängig davon könne eine Parodontitis entstehen. Zu den weiteren Risikofaktoren gehören das Rauchen, eine genetische Veranlagung sowie Diabetes. Selbst wer fleißig zweimal täglich seine Zähne putzt, sollte also auf die oben beschriebenen Anzeichen achten.

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Behandlungserfolg hängt von zwei Faktoren ab

Für eine erfolgreiche Bekämpfung von Parodontitis sind zwei Faktoren entscheidend:

  • die Behandlung beim Zahnarzt und
  • die Mundhygiene des Patienten

Wenn die Zahnfleischtaschen mehr als vier Millimeter Tiefe aufweisen, gilt die Parodontitis als behandlungsbedürftig. Daraufhin sorgt der Zahnarzt zunächst dafür, dass Beläge auf den Zähnen mit ihren schädlichen Bakterien entfernt werden. Auch Karies, geschädigte Wurzelkanäle oder mangelhafte Füllungen müssen beseitigt werden, um den Bakterien keine Angriffsflächen zu bieten.

Im nächsten Schritt werden die Zahnfleischtaschen und Zahnhälse gereinigt. In einigen Fällen ist es erforderlich, dass das Zahnfleisch an entzündeten Stellen chirurgisch aufgeschnitten wird, um sie von den Bakterien zu befreien. Dieses „offene Vorgehen“ findet unter örtlicher Betäubung statt. Dabei wird, wenn nötig, auch der angegriffene Knochen behandelt und das Zahnfleisch hinterher so zugenäht, dass es nah am Zahn anliegt, um Bakterien kein neues Einfallstor zu bieten.

Obwohl praktisch jeder Zahnarzt parodontal behandelt darf, sollten Sie bei der heiklen Diagnose Parodontose lieber zu einem Spezialisten.

Zahnpflege zu Hause entscheidend

Ganz entscheidend für den Erfolg der Therapie ist jedoch die Zahnpflege des Patienten zu Hause. Denn nur, wenn man selbst für eine gesunde Mundhygiene sorgt, kann das Aufkeimen der Parodontitis in Schach gehalten werden.

Vorbeugen durch eine gesunde Mundhygiene

Die bekannteste Faustregel ist gleichzeitig die einfachste Art, nicht nur Karies, sondern auch Parodontitis vorzubeugen: Wer zweimal täglich (gründlich) Zähne putzt, der kann den schädlichen Zahnbelag entfernen, welcher für Entzündungen des Zahnfleisches verantwortlich ist.

Dabei sollte man auf keinen Fall die Zahnzwischenräume sowie schwer zugängliche Stellen vergessen. Hier helfen Zahnseide oder Interdentalbürsten. Auf keinen Fall sollte man es mit dem Zähneputzen übertreiben! Zu intensives Putzen schädigt nämlich den schützenden Zahnschmelz und zu starkes Aufdrücken verletzt das Zahnfleisch, was wiederum zum Zahnfleischbluten führen kann. Wie so oft kommt es auch hier auf das richtige Maß an.

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Und bitte die Zunge nicht vergessen! Auch dort lagern sich Bakterien ab, die nicht nur für üblen Mundgeruch sorgen, sondern ebenfalls die Mundflora aus dem Gleichgewicht bringen können. Empfehlenswert ist zudem eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt. Mindestens einmal im Jahr sollte man diese Leistung in Anspruch nehmen, denn die Zähne werden nicht nur optimal bis in die Zwischenräume gereinigt, sondern nebenbei kontrolliert. Damit geht man auf Nummer sicher, ob sich doch nicht eine Parodontitis unbemerkt eingeschlichen hat. Leider übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine professionelle Zahnreinigung nicht. Diese liegen bei etwa 80 bis 120 Euro und können bspw. über Zahnzusatzversicherungen abgefangen werden.

 
Weitere Ratschläge zur gesunden Mundhygiene finden Sie hier: 9 Tipps, um die eigene Mundflora zu verbessern

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Quellen

Themen Krankheiten Krankheiten A bis Z Parodontitis Zahngesundheit
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