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Neue Studie

Kann Kaffeetrinken davor schützen, an Parkinson zu erkranken?

Kann Kaffeetrinken vor Parkinson schützen?
Trinken Sie regelmäßig Kaffee? Möglicherweise bietet die Angewohnheit das einen Gewissen Schutz vor Krankheiten im Gehirn. Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

20. Oktober 2020, 16:16 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Früher galt Kaffee als ungesund – inzwischen steht die Forschung dem Getränk nicht nur neutral gegenüber, sie bringt auch immer mehr Details seiner gesundheitsfördernden Wirkung zutage. Eine neue Studie ist der Frage nachgegangen, ob Kaffeetrinken Menschen mit einer genetischen Prädisposition für Parkinson vor dem Ausbruch der nervenbedingten Bewegungsstörung schützen kann. Im Fokus: Der Koffeinspiegel im Plasma.

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Genießen Sie gerade Ihre zweite oder dritte Tasse Kaffee? Allzu große gesundheitliche Bedenken brauchen Sie dabei keine zu haben – in der Forschung wird das Lieblingsgetränk der Deutschen mehr und mehr rehabilitiert, wie mehrere Studien zeigen. Besonders von Kaffee profitiert offenbar die Gesundheit des Gehirns – was in Zukunft koffeinbezogene Therapien mit sich bringen könnte.

Bitterstoff hemmt Produktion giftiger Eiweißablagerungen im Gehirn

„Kaffeekonsum scheint mit einem verminderten Risiko einherzugehen, an Alzheimer und Parkinson zu erkranken“, schreibt Dr. Donald Weaver, Co-Direktor des Krembil Brain Institute der University of Toronto. Er und die anderen Autoren der Studie wollten wissen, warum das so ist, welche Inhaltsstoffe in diesem Prozess involviert sind – und wie diese einen altersbedingten Rückgang kognitiver Fähigkeiten augenscheinlich abbremsen können.

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Spannend ist, dass es gerade nicht die Substanz ist, an die wir wohl spontan alle zuerst denken: Koffein. Verantwortlich für den Schutz vor Krankheiten im Gehirn sind den Untersuchungen zufolge Verbindungen, die beim Rösten der Bohnen entstehen und bei der Zubereitung dann in den Kaffee gelangen: Phenylindane. Diese lösen beim Trinken von Kaffee die Wahrnehmung von Bitterkeit aus und sollen die Produktion giftiger Eiweißablagerungen hemmen, die für Krankheiten wie Demenz und Parkinson charakteristisch sind.

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Dunkle Röstung besser – auch entkoffeinierter Kaffee

Besonders viele dieser gesunden Phenylindane enthalten übrigens Kaffeesorten, die aus dunkel gerösteten Bohnen zubereitet werden – und das selbst in entkoffeinierter Form! Sprich: Je dunkler der Kaffee, desto besser fürs Gehirn.

Die Frage, ob in diesem Zusammenhang besonders viel Kaffee förderlich für die Gesundheit ist, beantwortet die Studie – veröffentlicht im Oktober 2018 im Fachjournal „Frontiers in Neuroscience“ – übrigens nicht.

Positive Wirkung auf Gefäßwände des Herzens

Auch muss noch erforscht werden, ob Kaffee therapeutisch eingesetzt werden könnte. Hinweis darauf lieferte eine Studie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (ebenfalls aus dem Jahr 2018); die Forscher hatten bemerkt, dass sich der Konsum von vier Tassen Kaffee positiv auf Gefäßwände sowie Belastbarkeit weiterer Zellen im Herzen auswirkt. Kaffeekonsum schützt also möglicherweise vor Herzinfarkten.

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Kaffeekonsum senkt das Parkinson-Risiko…

Kaffee wird in der Forschung auch immer wieder mit einem geringeren Risiko für Parkinson in Verbindung gebracht. Auf der Grundlage älterer Forschungsergebnisse, die besagen, dass…

  • …das Parkinson-Risiko durch regelmäßigen Kaffeekonsum um 31 Prozent reduziert wird
  • … und dass Parkinson-Patienten ohne genetische Risikofaktoren (LRR2-Gen) einen niedrigeren Koffeinspiegel im Blut haben

… aber kann er bei Veranlagung auch davor schützen?

… wollte ein Forscherteam unter der Leitung des Massachusetts General Hospital in Boston nun einen Schritt weiterkommen. Sie widmeten sich der Frage, ob Kaffee auch Menschen mit einer Mutation im LRR2-Gen vor Parkinson schützen kann. Die Mutation erhöht das Risiko des Krankheits-Ausbruchs, allerdings entwickeln nicht alle Menschen mit LRR2-Mutation die Krankheit.

Was ist Parkinson?

„Parkinson ist eine nervenbedingte Bewegungsstörung, die vor allem ältere Menschen trifft. In Deutschland sind derzeit etwa 400.000 Menschen an Parkinson erkrankt. Mutationen im LRRK2-Gen (leucine-rich repeat kinase 2 – ein Gen, das eine wichtige Rolle bei der Autophagie, also dem Abfallentsorgungssystem der Zelle, spielt ) sind die häufigste Ursache des vererbten Parkinson-Syndroms. Sie lassen sich in ca. zehn Prozent der familiären Fälle nachweisen.“

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Für ihre Studie mit insgesamt 368 Probanden teilten sie vier Gruppen ein:

  • 118 Parkinson-Erkrankte mit LRR2-Mutation (waren im Schnitt 63,9 Jahre alt)
  • 70 Parkinson-Erkrankte ohne LRR2-Mutation (Durchschnittsalter 64,4 Jahre)
  • 115 Gesunde Personen mit LRR2-Mutation (Durchschnittsalter 61 Jahre)
  • 65 Gesunde Personen ohne LRR2-Mutation (Durchschnittsalter 63 Jahre)

Die Gruppen hielten eine ähnliche Fastenzeit vor dem Kaffeetrinken ein, den täglichen Koffeinkonsum (Kaffee, schwarzer und grüner Tee sowie Soda).

Das fanden die Forscher heraus

Es zeigte sich, dass der Koffeinspiegel bei Parkinson-Patienten signifikant niedriger war (etwa 30 Prozent) als bei den gesunden Kontrollpersonen (das bestätigt eine Studie von 2010) – und besonders niedrig, wenn sie LRR2-Mutationsträger waren (etwa 76 Prozent).

Dieser signifikante Unterschied in der Koffeinkonzentration im Plasma zeigte sich ebenfalls zwischen gesunden Menschen mit und ohne Mutation im LRR2-Gen. Das heißt, dass  die genetische Mutation einen signifikant niedrigeren Koffeinspiegel im Blut hinterlässt.

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Was man auch noch dazu sagen muss: Der Koffeinkonsum der Erkrankten LRR2-Träger war niedriger (40 Prozent) als bei den Mutationsträgern ohne Krankheit. Es könnte also sein, dass Menschen, die prädispositioniert sind für Parkinson, das Kaffeetrinken vermeiden – oder dass „einige Mutationsträger besonders viel Kaffee trinken und von seiner neuroprotektiven Wirkung profitieren“, wird Studienleiterin Dr. Grace Crotty zitiert.

Möglicherweise gibt es bald koffeinbezogene Therapien

Die Ende September im Fachmagazin „Neurology“ veröffentlichte Studie weist damit keine direkte Schutzwirkung durch Kaffeetrinken nach – aber sie stützt die Vermutung weiter. Aber:  Vielleicht nutzen Forscher und Ärzte den Koffeinspiegel in Zukunft als eine Art Biomarker, ob das Gehirn die Krankheit entwickeln wird – so ähnlich stellt es Studienleiterin Dr. Grace Crotty in Aussicht, die die Ergebnisse laut „Medical News Today“ als „vielversprechend und ermutigend“ im Hinblick auf koffeinbezogene Therapien bezeichnet hat.

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Themen Kaffee Neurologische Erkrankungen Parkinson
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