
14. März 2025, 16:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Parkinson zählt zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen und tritt häufig im höheren Erwachsenenalter auf. Die wohl bekanntesten Symptome der Krankheit sind Zittern sowie verlangsamte und verminderte Bewegungen. Laut einer Studie soll die Zahl der Betroffenen in den nächsten 25 Jahren weltweit drastisch zunehmen.
Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung weltweit und ihre Verbreitung nimmt rasant zu.1 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert, dass neurodegenerative Erkrankungen bis 2040 zur zweithäufigsten Todesursache werden könnten – noch vor Krebserkrankungen.2 Während frühere Studien bereits auf das Wachstum der Krankheitslast hinwiesen, fehlte bislang eine detaillierte, länderspezifische Prognose zur zukünftigen Prävalenz.3,4 Deshalb machten es sich Forscher nun zur Aufgabe, zu analysieren, wie es um die Fälle von Parkinson bis 2050 steht.
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Übersicht
Analyse von Daten aus 195 Ländern
Ziel der Studie war, die zukünftige weltweite, regionale und nationale Prävalenz von Parkinson bis 2050 vorherzusagen und die treibenden Faktoren hinter der erwarteten Zunahme zu analysieren. Parkinson ist bereits die am schnellsten wachsende neurologische Erkrankung, und Experten gehen davon aus, dass ihre Verbreitung weiter stark zunehmen wird.
Die Studie basiert auf der „Global Burden of Disease Study 2021“, die Daten zur Krankheitslast von 1990 bis 2021 für 195 Länder analysiert.5 Besonders berücksichtigt wurden dabei Alter, Geschlecht und sozioökonomischer Status. Die Autoren nutzten moderne statistische Methoden, um Veränderungen in der Parkinson-Prävalenz vorherzusagen. Dabei wurde nicht nur die absolute Anzahl der Erkrankten, sondern auch die altersstandardisierte Prävalenz berücksichtigt, um Verzerrungen durch demografische Entwicklungen zu vermeiden.
Wichtige Einflussfaktoren, die in die Modellierung einflossen, waren Bevölkerungswachstum, Alterung, Lebensstilfaktoren wie Rauchen und körperliche Aktivität sowie Umweltbedingungen. Die Wissenschaftler wollten ein möglichst genaues Bild der zukünftigen Entwicklung erhalten, um daraus effektive Maßnahmen zur Prävention und Behandlung ableiten zu können.
Zusätzlich wurden Unsicherheitsintervalle berechnet, um die Genauigkeit der Prognosen zu quantifizieren. Die Ergebnisse wurden für verschiedene Regionen, sozioökonomische Gruppen und Altersklassen differenziert dargestellt.
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Anstieg der Parkinson-Diagnosen um 112 Prozent
Die Studie prognostiziert eine alarmierende Zunahme der Parkinson-Fälle weltweit: Bis 2050 sollen der Analyse zufolge 25,2 Millionen Menschen an Parkinson leiden, ein Anstieg von 112 Prozent gegenüber 2021. Außerdem stellten die Forscher fest:
- Prävalenz pro 100.000 Einwohner: Die altersstandardisierte Prävalenz steigt von 139 (2021) auf 216 (2050), ein Anstieg von 55 Prozent.
- Betroffene Regionen: Ostasien wird voraussichtlich mit 10,9 Millionen Fällen die höchste Krankheitslast tragen, gefolgt von Südasien, mit 6,8 Millionen Fällen.
- Größte relative Zunahme: Westafrika (+292 Prozent) und Ostafrika (+246 Prozent) zeigen die stärksten Anstiege.
- Geschlechtsunterschiede: Männer sind stärker betroffen als Frauen, die männlich-weibliche Prävalenzrate steigt von 1,46 (2021) auf 1,64 (2050).
- Einfluss von Alterung: 89 Prozent des Anstiegs sind auf die alternde Bevölkerung zurückzuführen, 20 Prozent auf das Bevölkerungswachstum und nur drei Prozent auf nichtdemografische Faktoren.
Entwicklung von Präventionsstrategien
Diese Prognosen zeigen, dass Parkinson eine immer größere Belastung für Gesundheitssysteme, Familien und die Gesellschaft darstellen wird. Besonders betroffen sind Regionen mit mittlerem sozioökonomischem Status, die bereits mit anderen gesundheitlichen Herausforderungen kämpfen.
Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit verstärkter Investitionen in Forschung, Prävention und Versorgung. Besonders die Rolle modifizierbarer Risikofaktoren ist von Interesse: Regelmäßige körperliche Aktivität könnte die Parkinson-Fälle um bis zu 4,9 Prozent reduzieren. Umgekehrt könnte eine weitere Reduzierung der Raucherquote die Prävalenz erhöhen, da Nikotin laut aktuellem Forschungsstand möglicherweise eine schützende Wirkung hat.6
Gesundheitspolitische Maßnahmen sollten sich auf eine bessere Früherkennung, die Förderung von Bewegung sowie den Schutz vor Umweltgiften konzentrieren. Zudem muss die medizinische Versorgung in Ländern mit niedrigerem sozioökonomischem Status verbessert werden.
Einordnung der Studie
Die Studie ist die bisher umfassendste Prognose zur zukünftigen Parkinson-Prävalenz. Sie basiert auf der etablierten „Global Burden of Disease Study“ und nutzt fortschrittliche statistische Methoden, um Unsicherheiten zu minimieren. Dennoch gibt es einige Einschränkungen. So sind in vielen Ländern die Daten zu Parkinson-Diagnosen unvollständig, was die Modellgenauigkeit beeinträchtigen könnte. Außerdem berücksichtigt die Prognose keine Unterschiede in genetischen Risikofaktoren zwischen Ethnien.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Risikofaktoren wie Umweltgifte und Ernährung nicht beachtet wurden. Diese könnten aber eine größere Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielen als bisher angenommen. Zudem könnten die Ergebnisse aufgrund von medizinischen Fortschritten nicht wie prognostiziert eintreten. Denn neue Therapien könnten die Prävalenz verringern.
Trotz dieser Einschränkungen liefert die Studie wichtige Hinweise für zukünftige Gesundheitsstrategien und die Prävention von Parkinson.

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Fazit
Die weltweite Prävalenz von Parkinson wird sich bis 2050 mehr als verdoppeln, mit besonders starken Anstiegen in Ostasien und Afrika. Der Haupttreiber ist die demografische Entwicklung, aber auch Umweltfaktoren und Lebensstiländerungen spielen eine Rolle.
Gesundheitspolitische Maßnahmen sollten verstärkt auf Prävention und Früherkennung setzen. Körperliche Aktivität kann einen schützenden Effekt haben, während Umweltgifte und industrielle Schadstoffe reduziert werden müssen. Zudem sind Investitionen in Forschung und medizinische Versorgung dringend erforderlich, um dieser wachsenden Herausforderung zu begegnen.