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Toxoplasma gondii

Parasit lässt Menschen offenbar attraktiver erscheinen

Parasit Attraktivität: Mann schaut in Spiegel
Die Symmetrie eines Gesichts entscheidet darüber, wie attraktiv es wirkt. Doch offenbar ist dafür nicht nur die Genetik verantwortlich. Foto: Getty Images
Nadja Demel Redakteurin

18. Mai 2022, 14:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Flöhe, Würmer oder Zecken: Während einige Parasiten zwar schwer loszuwerden, aber weitestgehend harmlos sind, können andere massiv der Gesundheit schaden. Der Erreger Toxoplasma gondii, den Wissenschaftlern zufolge bis zu 50 Prozent aller Menschen in sich tragen, steht seit Längerem im Verdacht, Veränderungen im Gehirn auszulösen. Eine Studie hat nun eine weitere, außergewöhnliche Eigenschaft des Einzellers entdeckt.

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So soll sich der Parasit positiv auf die Attraktivität des Menschen auswirken. Wer von Toxoplasma gondii befallen ist, wirke anziehender auf andere – so das Ergebnis der Studie.

Wie gefährlich ist der Parasit Toxoplasma gondii?

Bei Toxoplasma gondii handelt es sich um einen weltweit verbreiteten Parasiten, der die Krankheit Toxoplasmose auslösen kann. Er kommt in verschiedenen Säugetieren, aber auch Vögeln vor. Natürlicher Endwirt ist die Katze, in deren Darm er sich vermehren kann. Der Mensch fungiert also nur als Zwischenwirt.1

Eine Infektion mit Toxoplasma gondii kann über den Verzehr von rohem oder nicht ausreichend erhitztem Fleisch stattfinden, oder durch Berührung mit Katzenkot, der die Eier des Einzellers enthält. Auch eine Aufnahme über infiziertes Trinkwasser oder rohes, ungewaschenes Obst und Gemüse ist möglich.

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Bei gesunden Menschen bleibt eine Infektion oftmals unentdeckt. 80 bis 90 Prozent zeigen keine Symptome. Selten kommt es zu einem grippeähnlichen Krankheitsbild mit Fieber und Lymphadenitis.2 Gefährlich wird eine Toxoplasmose bei Personen mit geschwächtem Immunsystem, z. B. AIDS-Kranken. Eine Toxoplasmose kann dann zu einer Enzephalitis führen oder weitere Organe in Mitleidenschaft ziehen. Schwere Fälle von Toxoplasmose können auch bei Frauen auftreten, die sich während der Schwangerschaft erstmals mit Toxoplasma gondii infizieren. Dadurch kann die Entwicklung des Fötus im Mutterleib gestört werden.

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Parasit kann Gehirn beeinflussen

Frühere Forschungen konnten bereits einen Zusammenhang zwischen der Infektion mit Toxoplasma gondii und Veränderungen im Gehirn von Infizierten feststellen. Demnach könnte der Parasit bei Betroffenen Wesensveränderungen hervorrufen. Wie australische Wissenschaftler herausfanden, könnte der Einzeller sogar verantwortlich für Schizophrenie und Psychosen sein.3

Wie eine neue Studie ergab, kann der Parasit offenbar auch Einfluss auf die Attraktivität haben. Was zunächst skurril klingt, mache aus evolutionsbiologischer Sicht Sinn, so die Wissenschaftler. Denn damit sichert sich der sexuell übertragbare Parasit sein Fortbestehen: „Parasiten gehören zu den Hauptfaktoren, die die Gesundheit und den Fortpflanzungserfolg von Organismen negativ beeinflussen. Wenn Parasiten jedoch die Gesundheit und Attraktivität eines Wirts in einem solchen Ausmaß beeinträchtigen, dass es fast unmöglich wird, einen Partner zu finden, würde der Parasit seine Wahrscheinlichkeit verringern, sich zu reproduzieren und sich an die nächste Generation weiterzugeben. Es gibt Hinweise darauf, dass Toxoplasma gondii  phänotypische Eigenschaften seiner Zwischenwirte manipuliert, um seine Ausbreitung zu erhöhen.“4

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Erstmals nachgewiesen wurde das in einem Versuch mit Ratten. Dort stellten die Forscher fest, dass männliche Tiere, die mit Toxoplasma gondii infiziert waren, von nicht infizierten Weibchen als Sexualpartner bevorzugt wurden.5

Studie überprüft, ob Parasit Auswirkung auf Attraktivität hat

Ob der Parasit auch Auswirkungen auf die Attraktivität beim Menschen hat, wurde nun erforscht. Dafür wurden 35 Personen, davon 22 Männer und 13 Frauen, die mit dem Parasiten infiziert waren, und 178 Personen, davon 86 Männer und 92 Frauen, die nicht infiziert waren, untersucht. Zunächst gaben die Probanden einige Informationen über sich selbst an, wie die Anzahl ihrer Sexualpartner, Gesundheitsstand und eine Selbsteinschätzung ihrer Attraktivität. Außerdem wurden Messungen angestellt, z. B. zum Body-Mass-Index und zur Symmetrie des Gesichts. Anschließend bewertete eine unabhängige Gruppe von 205 Personen, davon 59 Männer und 146 Frauen, die Gesichter der Probanden auf Attraktivität und schätzte ein, für wie gesund sie diese hielten.

Symmetrischere Gesichter und niedriger Body-Mass-Index

Die Studie ergab, dass Männer, die den Parasiten in sich trugen, eine höhere Gesichtssymmetrie aufwiesen, was eine große Rolle für die Attraktivität spielt. Dies traf auch bei Frauen zu. Noch dazu hatten sie einen geringeren Body-Mass-Index, mehr Sexualpartner und schätzten ihre Attraktivität selbst höher ein, als Frauen, die nicht mit dem Parasiten infiziert waren.

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Die Forscher schließen daraus, dass der Parasit durch eine Veränderung im Äußeren die Attraktivität des Menschen beeinflusst, um sein eigenes Fortbestehen zu sichern. Die Forscher erklären: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass einige sexuell übertragbare Parasiten, wie Toxoplasma gondii, Veränderungen im Aussehen und Verhalten des menschlichen Wirts hervorrufen können, entweder als Nebenwirkung der Infektion oder als Ergebnis der Manipulation des Parasiten, um dessen Ausbreitung auf neue Wirte zu erhöhen. Zusammengenommen bilden diese Ergebnisse die Grundlage für zukünftige Forschungen zur Manipulation des menschlichen Wirts durch sexuell übertragbare Krankheitserreger und Parasiten.“

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Quellen

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