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Nach Herzattacke

Kann das „Kuschelhormon“ Oxytocin Herzschäden reparieren?

oxytocin herz: Illustration des Herzens
Nach einer Herzattacke bleiben oft ernsthafte Schäden am Organ zurück, die das Risiko für weitere Erkrankungen bzw. Attacken erhöhen Foto: Getty Images

5. Oktober 2022, 4:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Beim „Kuschelhormon“ Oxytocin haben wahrscheinlich viele ein sich im Arm haltendes Paar vor Augen. An Kardiologie denkt man zunächst weniger. Aber offenbar könnte das Hormon genau dort in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

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Hormone sind chemische Botenstoffe, die in unserem Körper zahlreiche Funktionen übernehmen können. So übermitteln sie Informationen und regulieren Vorgänge wie Stoffwechsel, Atmung, Ernährung, Blutdruck, aber auch Sexualtrieb und Schwangerschaft.1 Eins dieser Hormone nennt sich Oxytocin und wird auch als „Kuschelhormon“ bezeichnet, weil es u. a. mit Liebesbeziehungen in Verbindung gebracht wird. Doch jetzt hat die Forschung offenbar eine weitere unglaubliche Eigenschaft entdeckt. Oxytocin soll dabei helfen können, ein – z. B. infolge eines Herzinfarkts – geschädigtes Herz zu reparieren.

Was ist das „Kuschelhormon“ Oxytocin?

Eigentlich wäre „Bindungshormon“ die korrektere Umschreibung für die Funktion von Oxytocin. Denn es wird dann vom menschlichen Gehirn ausgeschüttet, wenn aus der ersten Verliebtheit und Affäre eine feste Liebesbeziehung wird. Auch außerhalb romantischer Beziehungen bestimmt das Vorhandensein von Oxytocin, wie gut man mit anderen Menschen auf sozialer Ebene interagiert. Dabei ist das Hormon besonders für die Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern wichtig. Bei Schwangeren spielt das Hormon auch bei der Geburt und beim Stillen des Babys eine Rolle.

Eine Studie aus diesem Jahr zeigte zudem, dass Oxytocin im Alter vermehrt ausgeschüttet wird und glücklich und zufrieden macht. In dem Zusammenhang konnten die Forscher auch einen Zusammenhang zwischen dem Hormon und Großzügigkeit feststellen.2

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Wirkung von Oxytocin auf das Herz von Zebrafischen entdeckt

Nun entdeckten Wissenschaftler der Michigan State University, dass das Hormon offenbar noch viel mehr kann. So soll Oxytocin tatsächlich Schäden am Herzen reparieren können.

Wie es in der Universitätsmitteilung zur Studie heißt, regt Oxytocin Stammzellen aus der äußeren Schicht des Herzens (Epikard) dazu an, in die mittlere Schicht (Myokard) einzuwandern und sich dort Kardiomyozyten zu entwickeln.3 Dies sind Muskelzellen, die die Herzkontraktionen erzeugen und während eines Herzinfarktes absterben. Durch den „Reparaturprozess“ bilden sich neue Herzmuskelzellen, die die zuvor beschädigten ersetzten.

Der „Reparatureffekt“ am Herzen durch Oxytocin untersuchten die Forscher zunächst bei Zebrafischen. Die Tiere sind für ihre unglaubliche Regenerationsfähigkeit bekannt. Sie können u. a. ihr Gehirn, die Netzhaut, innere Organe, Knochen und die Haut regenerieren. In der Studie fügten die US-Wissenschaftler den Herzen von Zebrafischen sogenannte Kyroverletzungen zu. Diese entstehen durch Einfrieren. Das hatte den Effekt, dass die Oxytocin-Ausschüttung im Gehirn um das 20-fache anstieg. Dieses wanderte dann in die Epikard des Herzens und setzte den erwähnten „Reparaturprozess“ in Gang.4

Herz reparierender Effekt von Oxytocin beim Menschen getestet

In einem zweiten Schritt konnten die Wissenschaftler aufzeigen, dass sich die Wirkung von Oxytocin in gewisser Weise auch auf das menschliche Herz übertragen lässt. Dafür führten sie eine In-Vitro-Untersuchung mit menschlichem Herzgewebe (Zellkulturen) durch. Auch hier regte Oxytocin die Bildung von Stammzellen an, die sich in andere Zelltypen entwickeln können – während zum Vergleich getestete andere Neurohormone dies nicht taten. Wenn die Forscher dagegen Oxytocin-Rezeptoren ausschalteten, zeigte sich auch der positive Effekt auf das Herzgewebe nicht mehr. Damit konnten die Forscher zwar nicht genau denselben „Reparaturprozess“ nachweisen, den sie bei den Zebrafischen identifiziert hatten – aber der Effekt im menschlichen Gewebe war ähnlich genug, um Hoffnung zu schüren.

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Ausblick

So sehen die Studienautoren in ihren Ergebnissen Argumente dafür, dass in Zukunft eine Therapie mit Oxytocin bei Herzinfarktpatienten eine durchaus sinnvolle Maßnahme sein könnte. Das müssten dann aber speziell entwickelte Medikamente sein, die dafür sorgen, dass das Hormon länger im Blutkreislauf verweile. Und um dort hinzukommen, müsste abseits von Zellkulturen aus dem Labor weiter untersucht werden, wie sich Oxytocin auf das menschliche Herz, insbesondere auf Herzverletzungen, auswirkt. Forschung in Form von präklinischen Versuchen an Tieren und klinischen Versuchen mit Menschen seien nun deshalb notwendige Schritte.

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Quellen

Themen Herzgesundheit
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