7. März 2024, 16:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die sogenannte Papageienkrankheit (medizinisch: Ornithose, auch Psittakose) ist eine Zoonose. Sie kann von Tieren auf Menschen übertragen werden. In den vergangenen Monaten haben sich auffällig viele Personen infiziert – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt bereits vor der Entwicklung. Lesen Sie bei FITBOOK mehr über den Erreger, die typischen Infektionswege und Symptome der Erkrankung.
In den vergangenen Jahren sind nur relativ selten Menschen an Ornithose erkrankt. Das ist auf der Website des Robert-Koch-Instituts (RKI) nachzulesen.1 Seit einigen Monaten jedoch werden wieder mehr Fälle der meldepflichtigen Papageienkrankheit dokumentiert. FITBOOK geht genauer darauf ein.
Übersicht
Was ist die Papageienkrankheit?
Die Papageienkrankheit ist eine bakterielle Zoonose, man spricht auch von einer Tierseuche. Ihr Erreger ist das von Vögeln übertragene Bakterium Chlamydophila psittaci. Als wesentliche Infektionsquellen gelten „Truthühner oder Enten, aber auch Papageien und Tauben“, schreibt das RKI.
Laut Angaben der WHO verzeichneten zwischen November und Dezember 2023 bis 20. Februar 2024 neben Deutschland auch Österreich, Dänemark, Schweden und die Niederlande einen Anstieg an Infektionen.2 In Deutschland gab es 2023 insgesamt 14 dokumentierte Fälle, fünf weitere werden für Januar und Februar 2024 angegeben. Vergleichbar hohe Werte habe es hier im Jahr 2022 gegeben, mit insgesamt 19 bestätigten Erkrankungen. Diese Zahl könnte allem Anschein nach in den kommenden Monaten überschritten werden.
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Wie steckt man sich damit an?
Bekannte Fälle einer Übertragung der Papageienkrankheit von Mensch zu Mensch gibt es in Deutschland (noch) nicht. Die US-Gesundheitsbehörde CDC bezeichnet sie dennoch als möglich, wenn auch höchst selten.3
Menschen kommen vor allem auf Tierfarmen mit dem Erreger in Kontakt. Ist ein Vogel infiziert, kann man das u. a. daran ausmachen, dass er auffällig abgemagert und sein Gefieder gesträubt ist. Auch kann die Papageienkrankheit Nasenausfluss und Durchfall bei den Tieren auslösen. Aber nicht immer zeigen sie im Fall einer Erkrankung Symptome. Dennoch sind von ihnen abgesonderte Sekrete infektiös, auch nach Austrocknung mitunter bis zu vier Wochen lang. Eine Ansteckung kann somit über die Berührung kontaminierter Oberflächen erfolgen. Laut der WHO sind Personen, die in Tierarztpraxen, Tierhandlungen oder Geflügelfabriken arbeiten, besonders gefährdet.
Wissenswertes über die Diagnostik
Man sollte wissen, dass die Inkubationszeit bis zu 14 Tage betragen kann. Betroffene können sich deshalb oft nicht direkt erklären, wo ihre Krankheitssymptome womöglich herrühren, was für die Anamnese nicht unwichtig wäre.
Eine Diagnose erfolgt meist durch den Nachweis spezifischer Antikörper im Serum der Patienten. Besonders zuverlässig wäre es, eine Mikroorganismenkultur anzulegen. Dies ist laut dem RKI bei Chlamydophila psittaci aber „schwierig und bleibt wenigen Speziallaboren vorbehalten“. Denn für einer Kultur werden Mikroorganismen kultiviert, sprich Bakterien vermehrt, und das dürfen aufgrund des in diesem Fall erhöhten Risikos von Laborinfektionen nur Einrichtungen ab Sicherheitsstufe 3. Welche Vorkehrungen und Maßnahmen diese Sicherheitsstufe vorsieht, ist beim Bundesministerium der Justiz (BMJ) genauer erklärt.4
Symptome einer Ornithose
Die abrupt auftretenden Symptome der Krankheit ähneln laut dem RKI denen einer Grippe: mit Kopf- und Muskelschmerzen, hohem Fieber und Schüttelfrost. Darüber hinaus äußert sich eine Ornithose nicht selten mit einem „uncharakteristischen Exanthem“, also einem akuten Hautausschlag, wie er etwa für verschiedene Kinderkrankheiten typisch ist.
Daneben kann sich bei den Betroffenen eine schwere Lungenentzündung (Pneumonie) entwickeln. Dies wäre zu erkennen an einem hartnäckigen trockenen Reizhusten ohne Auswurf. Schlimmstenfalls kann eine Lungenentzündung tödlich verlaufen, und so auch eine Ornithose.
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Behandlung
Patienten wird gemeinhin ein Antibiotikum verabreicht. Das Mittel der Wahl ist laut RKI eine 10- bis 21-tätige Therapie mit Tetrazyklinen (Markenname: Doxycyclin). Sogenannte Makrolidantibiotika (darunter fallen Präparate wie Azithromycin, Erythromycin und Clarithromycin) seien mögliche Alternativen. Ist die Krankheit überstanden, besteht demnach meist lebenslange Immunität.
Etwas anders verhält sich das übrigens bei den Überträgern. Eine Behandlung wäre deshalb für Vögel von höchster Bedeutung. Ohne nämlich können die Tiere zu „chronisch asymptomatischen Keimträgern“ werden, also dauerhaft ansteckend bleiben.