28. Dezember 2020, 14:32 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Eine Notoperation lässt sich kaum aufschieben. Das soll in einigen Fällen jedoch fatal enden können – und zwar dann, wenn der Eingriff von jemandem durchgeführt wurde, der Geburtstag hatte. So jedenfalls lautet das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie.
Manche Menschen sind abergläubisch. Wenn es etwa darum geht, wann sie sich einer planbaren Operation unterziehen, würden sie bestimmte Termine wohl versuchen, zu umgehen. Beispielsweise Tage, deren Datum auf eine persönliche „Pechzahl“ oder auch auf Freitag, den 13., fallen.
Laut einer aktuellen Studie jedoch ist eine Operation an einem ganz anderen Tag besonders riskant. Einem, der von Operateur zu Operateur unterschiedlich sein dürfte.
Am Geburtstag des Chirurgen ist eine Operation besonders riskant
Hat der Chirurg am Tag einer OP zufällig Geburtstag, verläuft der Eingriff mit einer höheren Wahrscheinlichkeit nicht nach Plan. Das wollen Forscher der University of California (UCLA) im Rahmen einer Beobachtungsstudie herausgefunden haben. Demnach sind vor allem ältere Patienten am Geburtstag des zuständigen Operateurs um 23 Prozent gefährdeter, innerhalb von 30 Tagen im Nachgang des Eingriffs zu sterben. Alle Details zur Untersuchung sind im Fachjournal „The BMJ“ nachzulesen.
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Ablauf der Studie
Unter der Leitung von Yusuke Tsugawa und Hirotaka Kato analysierten die Forscher Daten von rund 981.000 Patienten im Alter zwischen 65 und 99 Jahren, welche sich innerhalb eines dreijährigen Zeitraums von 2011 bis 2014 einer Notoperation haben unterziehen müssen. Die Eingriffe wurden von insgesamt rund 48.000 Chirurgen durchgeführt. 2.064 der Eingriffe fielen auf den Geburtstag eines der beteiligten Operateure.
Um die generellen Fähigkeiten jener Chirurgen besser einschätzen zu können, analysierten die Forscher deren medizinische Historie. Sprich: Sie verglichen die Leistungen des jeweiligen Operateurs am Tag dessen Geburtstags mit denen an anderen Tagen.
Die Auswertung ergab, dass nach Operationen am Geburtstag des zuständigen Chirurgen die Sterblichkeit der Patienten um 23 Prozent anstieg. Der Unterschied ergibt sich aus den Daten zur Sterblichkeitsrate, die bei Patienten, die von einem „Geburtstagskind“ operiert wurden, bei 6,9 Prozent lag, verglichen mit einer Rate von 5,6 Prozent bei Patienten, die an anderen Tagen operiert wurden.
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Haken der Studie
Die Forscher selbst räumen eine „begrenzte Evidenz“ als Haken ihrer Studie ein. Folglich glaube Leiter Tsugawa nicht, „dass Patienten einen chirurgischen Eingriff am Geburtstag des Operateurs vermeiden müssen“. Das wäre in vielen Fällen auch, gelinde gesagt, schwierig. Eine Notoperation etwa muss umgehend durchgeführt werden. Die Möglichkeit, den Geburtstag des (zufällig zuständigen) Operateurs zu ermitteln, gibt es da meist nicht – und genauso wenig die, einen anderen Chirurgen auszuwählen bzw. zu akquirieren.
Zudem thematisiert die Untersuchung teilweise deutlich ältere Menschen. Dass ein bspw. 99-jähriger Patient sich von den Folgen einer Notoperation (oder deren Indikation) erholt, ist ohnehin weniger wahrscheinlich, als bei 30- oder 40-Jährigen. Zudem wäre auch ein natürlicher Tod zu diesem Lebenszeitpunkt denkbar – unabhängig von einer etwaigen vorangegangenen Operation und dem Risikofaktor „Operateur“.