18. Juli 2024, 13:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Oliven gehören (neben z. B. Koriander und Lakritz) zu den Lebensmitteln, die bei manchen Menschen genau den Geschmack treffen und bei anderen wiederum gar nicht. Zumindest einen ganz objektiven Vorzug scheinen sie aber zu haben: Eine in Oliven enthaltene natürliche Verbindung soll effektiv beim Abnehmen helfen können. Zu dieser Erkenntnis kamen Forscher kürzlich im Rahmen einer Studie. FITBOOK-Autorin Laura Pomer stellt sie vor.
Im Kampf gegen die Volkskrankheit Adipositas erzielt die Medizin aktuell Erfolge mit dem Einsatz der sogenannten Abnehmspritze (z. B. Ozempic). Ihrer umgangssprachlich geläufigen Bezeichnung zum Trotz gibt es die Mittel inzwischen auch in Tablettenform. Sie enthalten ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelte Wirkstoffe wie z. B. Liraglutid und helfen Anwendern dabei, rasch und deutlich an Gewicht zu verlieren. Doch dafür haben sie zahlreiche, mitunter gravierende Nebenwirkungen – hierüber hat FITBOOK schon häufiger berichtet. Umso wertvoller jedenfalls könnten jüngste Entdeckungen eines Forschungsteams aus den USA sein. Denn demnach kann auch ein natürlicher Extrakt aus Oliven effektiv beim Abnehmen helfen.
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Übersicht
Studie zur Wirkung von Olivenwirkstoff auf das Gewicht
Die Untersuchungsergebnisse hat das verantwortliche Team um Studienleiter Dr. Dongmin Liu vom Virginia Polytechnic Institute and State University (kurz: Virginia Tech) kürzlich auf der jährlichen Tagung der American Society for Nutrition (ASN), der Nutrition 2024, vorgestellt. Mehr Informationen dazu kann man einer aktuellen Pressemitteilung der Gesellschaft entnehmen.1 Die Untersuchungen haben demnach gezeigt, dass Elenolsäure – eine natürliche Verbindung, die in Oliven vorkommt – den Blutzuckerspiegel günstig beeinflussen und eine Gewichtsabnahme fördern kann. Die Forscher sprechen von „vielversprechenden Auswirkungen auf die Hormonausschüttung und die Stoffwechselgesundheit“ und sehen in ihren Ergebnissen gute Chancen für die Therapie von Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2.
Hintergrund der Untersuchung
„Verfügbare Medikamente gegen Fettleibigkeit sind unwirksam bei der Aufrechterhaltung der Gewichtsabnahme“, erklärt Forschungsleiter Liu. Gemeint ist damit, dass Ozempic und Co. zwar beim Abnehmen helfen – das verlorene Gewicht kehre aber nach Absetzen der Abnehmspritze schnell wieder zurück. Zudem warnt der Wissenschaftler in der ANS-Pressemitteilung vor potenziell langfristigen Gesundheitsrisiken der Mittel. Sie seien zudem hochpreisig. „Unser Ziel war es, sicherere, günstigere und einfacher anwendbare (…-) Wirkstoffe zu entwickeln, die das Auftreten von Stoffwechselstörungen und Typ-2-Diabetes verhindern können.“
Mit diesem Hintergrund befasse sich Liu zusammen mit seiner Forschungsgruppe schon länger mit bioaktiven Verbindungen und deren Einfluss auf den Stoffwechsel, bislang vor allem mit Fokus auf etwa die Bauchspeicheldrüse, Leber und das Fettgewebe. Nun habe das Team untersuchen wollen, welchen Effekt Verbindungen aus Naturstoffen auf die Ausschüttung von Stoffwechselhormonen im Darm bringen. Denn über diesen Umweg könnte sich die Stoffwechselfunktion womöglich indirekt regulieren lassen.
Verbindung aus Oliven wirkt wie Wirkstoffe der Abnehmspritze
Am Anfang der Arbeit stand die Identifikation von Naturstoffen, die sich speziell auf L-Zellen auswirken. Von ihnen weiß man, dass sie im Zuge von Nahrungsaufnahmen eine Freisetzung bestimmter Darmhormone bewirken – sie greifen folglich in den Blutzuckerstoffwechsel ein. Die Forscher interessierten sich hier speziell für die Hormone GLP-1 und PYY, welche im Zusammenspiel das Sättigungsgefühl fördern und somit übermäßiges Essen verhindern können. Richtig, ganz ähnlich funktionieren die erwähnten Abnehmspritzen: Wirkstoffe wie Liraglutid imitieren die Wirkung des Darmhormons GLP-1.
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Tests mit Mäusen
Lius Team arbeitete mit fettleibigen, an Diabetes erkrankten Versuchsmäusen. Die Tiere bekamen vier bis fünf Wochen lang regelmäßig aufbereitete Elenolsäure oral verabreicht. Nach Abschluss der Untersuchung waren ihre Blutzuckerwerte deutlich besser, daneben haben sie im Schnitt rund 10,7 Prozent ihres zuvor starken Übergewichts verloren. Ihre Insulinreaktion war nun vergleichbar mit der von gesunden Mäusen, heißt es in der Veröffentlichung.
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Studie Methode, mit der man nach Absetzen von Abnehmspritzen langfristig das Gewicht halten kann
Mögliche Bedeutung der Ergebnisse und Einschränkungen
Das Forscherteam wollen in der nahen Zukunft noch genauer ermitteln, wie Elenolsäure die beobachteten metabolischen Vorteile erzielt. Etwa gelte es zu beantworten, an welchen Stellen im Organismus die Verbindung aufgenommen, wie sie verteilt und wieder ausgeschieden werde. In weiter führenden Untersuchungen wollen die Wissenschaftler deshalb den Weg der Elenolsäure durch den Körper detailliert analysieren. Auf diese Weise sollen auch wichtige Erkenntnisse zur Sicherheit einer Behandlung mit dem Wirkstoff gewonnen werden.
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Die Ergebnisse seien bis auf Weiteres nicht so zu deuten, dass stark Übergewichtige oder Diabetiker ab sofort hohe Mengen von Oliven und Olivenöl zu sich nehmen sollten. Darin sei die Konzentration von Elenolsäure tatsächlich gering. Deshalb würden die in der Studie beobachteten Vorteile „höchstwahrscheinlich nicht durch Olivenprodukte allein erzielt werden können“, so die Forscher. Bei ihrer Untersuchung hatten sie selbst mit aus aufgespaltenem Oleuropein (ein u. a. in Oliven enthaltener Bitterstoff, Anm. d. Red.) gewonnenen Elenolsäure gearbeitet.
Die ANS erklärt einschränkend, dass die präsentierten Ergebnisse von einem Expertenausschuss bewertet und ausgewählt worden seien, ein umfassender Peer-Review-Prozess aber noch ausstehe. Erst danach könne die Studie in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift erscheinen. „Daher sollten die vorgestellten Ergebnisse als vorläufig betrachtet werden (…)“.
