28. März 2024, 3:47 Uhr | Read time: 4 minutes
Der Griff zu Ohrstöpseln kann aufgrund akuter Lärmbelästigungen erfolgen, mitunter aber auch eine einfache Gewohnheit werden. Grundsätzlich ist ein ruhiger Schlaf gesundheitsförderlich. Doch kann man es mit dem Tragen von Ohrstöpseln übertreiben? Welche negativen Folgen drohen? FITBOOK-Autorin Laura Pomer geht auf jüngere wissenschaftliche Erkenntnisse zum Tragen von Ohrstöpseln ein und hat auch einen Arzt zu dem Thema befragt.
Viele Menschen haben Ohrstöpsel in der Nachttischschublade, etwa weil ihr Partner schnarcht, sie an einer stark befahrenen Straße wohnen oder in der näheren Umgebung gerade lärmende Bauarbeiten stattfinden. In derartigen Fällen ist das Einsetzen von Ohrstöpseln eine sinnvolle Maßnahme. Immerhin haben Studien gezeigt, dass insbesondere nächtlicher Lärm dem Herzen schaden kann (FITBOOK berichtete).1 Ob es aber dauerhaft gesund sein kann, immer wieder vor dem Schlafengehen Ohrstöpsel einzusetzen, lesen Sie im Folgenden.
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Übersicht
So reagiert der Körper auf das Tragen von Ohrstöpseln
Das Tragen von Ohrstöpseln kurbelt die Ohrenschmalzproduktion an, wie man es auch von In-Ear-Kopfhörern kennen dürfte. Schlimm ist das erst mal nicht – so lang man die Ohrstücke regelmäßig reinigt beziehungsweise die Ohrenstöpsel wechselt und zudem eine Ohrenhygiene betreibt, die als gesund durchgeht. Das heißt: Man sollte es nicht übertreiben und vor allem keine Wattestäbchen verwenden. Worauf noch zu achten ist, erklären wir Ihnen hier.
Daneben hat FITBOOK bereits darüber berichtet, dass sich eine Form der Abhängigkeit einstellen kann. Dies erklärte uns damals der HNO und Psychotherapeut PD Dr. med. Uwe Ross. Je öfter sie demnach getragen werden, desto schwerer fällt es uns, ohne Ohrstöpsel zur Ruhe zu kommen – ein simpler Gewöhnungseffekt.
Forschung belegt Vorteile durch Ohrstöpsel (bei Kranken)
Dagegen hat die Forschung aber auch schon verschiedene Vorzüge durch das Tragen von Ohrstöpseln ermittelt. So fanden etwa französische Wissenschaftler in einer Untersuchung mit Schwerkranken heraus, dass Schlafen mit Ohrstöpseln – insbesondere in Kombination mit einer Augenmaske – das Durchschlafen erleichtert und die bedeutende REM-Schlafphase verbessern kann.2 Voraussetzung jedoch: dass die Träger der Hilfsmittel sie nicht als störend empfanden. Ansonsten waren die positiven Effekte hinfällig.
Immer wieder zeigten Untersuchungen, dass das Einsetzen von Ohrstöpseln besonders im stationären, medizinischen Umfeld sinnvoll ist. So kam etwa eine Untersuchung mit Patienten auf Intensivstationen zu dem Ergebnis, dass sich auch hier das kombinierte Tragen von Augenmasken und Ohrenstöpseln positiv auf die Schlafqualität sowie den Melatoninausstoß auswirken kann.3 In diesem Fall, um Krankenhauslärm und -lichter auszublenden.
Ist es gesund, häufig Ohrstöpsel zu tragen? Das sagt der Experte
„Ohrstöpsel sind eine gute Lösung, wenn damit ein störender Umgebungslärm unterdrückt werden kann“, erklärt auf FITBOOK-Nachfrage der Schlaf- und Allgemeinmediziner Dr. med. Michael Feld. Die meisten der gängigen Modelle hätten eine gut verträgliche Qualität. Doch was man individuell als angenehm empfinde, müsse dabei jeder für sich selbst herausfinden. Bei sachgemäßem Umgang spreche gesundheitlich gegen eine gelegentliche Anwendung nichts.
Allerdings bestätigt der Experte den obigen Punkt mit der Möglichkeit einer Gewöhnung. „Wenn ich immer Ohrstöpsel trage, auch wenn ich eigentlich nicht gestört bin, dann kann es sein, dass ich auf die Dauer nicht mehr ohne schlafen kann“, so Dr. Feld. Die Empfindlichkeit gegenüber Außengeräuschen würde dadurch erhöht. Seine Empfehlung daher: sich beim Tragen von Ohrstöpsel auf Nächte zu konzentrieren, in denen sie wirklich benötigt werden.
Wie so oft macht die Menge das Gift
Dass Ohrstöpsel per se gesund sind oder nicht, kann man so nicht sagen. Kurzfristig kann es sinnvoll sein, welche zu tragen, da sie immerhin die Schlafqualität verbessern. In gewissen Situationen sind sie womöglich gar notwendig. Doch zu oft sollte man die „Geräuschstiller“ nicht einsetzen und erst recht nicht ohne Grund – auch, aber nicht nur, um eine Gewöhnung zu verhindern. Denn mit der Häufigkeit erhöht sich auch die Gefahr einer Infektion. Würden immer wieder Fremdkörper in den Gehörgang geschoben und mit ihnen der übermäßig produzierte Ohrenschmalz tiefer ins Ohr, könne das irgendwann zu Beschwerden führen, mahnt Dr. Feld.