24. August 2024, 9:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Rein optisch könnte es auch der Überrest eines Piercings sein, der nicht zusammenwachsen will. Die kleinen Löcher jedoch, entstehen bereits vor der Geburt. Meistens tritt eine sogenannte Ohrfistel einseitig auf, und zwar grob gesagt zwischen der Schläfe und Ohrmuschel. Aber warum? FITBOOK erklärt, was dahintersteckt, und weshalb das seltene Loch am Ohr manchmal entfernt werden muss.
Bei der Ohrfistel (Fachbegriff: präaurikulärer Sinus) handelt es sich um eine echte Seltenheit. Dieses Phänomen entsteht durch eine genetisch bedingte Fehlbildung im embryonalen Zustand, indem die Kiemenbögen nicht vollständig verwachsen (verbleibende Branchialzyste).1 Häufig findet man so ein Loch nur an einem Ohr – kleine Löcher an beiden Ohren sind oft erblich veranlagt. In den meisten Fällen sind Ohrfistel harmlos und machen keine Probleme. Jedoch existieren auch Fälle, bei denen Infektionen und weitere Symptome auftreten.
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Übersicht
Theorien und Mythen um Ohrfisteln
Stichwort erblich: Manch ein Evolutionsbiologe geht davon aus, dass es sich bei der Ohrfistel um ein Überbleibsel der menschlichen Entwicklung handelt. Vergleichbar mit dem Steißbein, an dessen Stelle uns in Urzeiten ein Schwanz gewachsen ist. So sollen die Löcher an den Ohren an Kiemen erinnern, wie sie Weichtiere und Fische zum Atmen haben.
Womöglich handelt es sich dabei aber nur um ein Missverständnis oder einen Übersetzungsfehler. Als gesichert gilt nämlich nur, dass Ohrfisteln aufgrund von Keimversprengungen zwischen den „Kiemenbögen“ entstehen. Und Kiemenbögen hat in seiner sehr frühen Entwicklung auch der Mensch. Es handelt sich dabei um an Kiemen erinnernde Faltenbildungen in der Embryonalperiode.
Entzündete Ohrfisteln und Zysten
Jedenfalls ist das Vorhandensein einer Ohrfistel nicht automatisch ein gesundheitliches Problem, kann aber Hinweise auf eines liefern. Häufig werden Ohrfisteln auch erst aufgrund von etwaigen Entzündungen bemerkt. Diese äußern sich u.a. mit Rötungen, können aber auch ein eitriges Sekret absondern. Die konservative lokale Behandlung erfolgt für gewöhnlich mit einer antibiotischen Salbe.
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In manchen Fällen ist eine Ohrfistel quasi das Ende der Fahnenstange. Etwa, wenn die außen sichtbare Fistel mit einem Fistelgang bis ins Innere des Ohres verbunden ist. So berichten etwa die „HNO-Ärzte im Netz“ von Ohrzysten (Zysten sind kleine flüssigkeitsgefüllte Hohlräume), die zu Abszessen führen können – mit ungeahnt weitreichenden Folgen. Entsprechend der „Kiementheorie“ kann der nicht sichtbare Teil der „Ohr-Hals-Fisteln“ bis in die seitliche Halsregion reichen. Eine Infektion könne somit die Ohrspeicheldrüsen sowie den Fazialisnerv in Mitleidenschaft ziehen. Dieser ist zuständig für alle Gesichtsmuskeln.
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Manchmal muss die Ohrfistel entfernt werden
Spätestens bei wiederholt auftretenden Problemen sollte die Entzündungsneigung mit einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt besprochen und die Ohrfistel ggf. operativ entfernt werden. „Denn schlimmstenfalls kann sich sogar ein bösartiger Tumor aus der ehemals gutartigen Zyste entwickeln“, heißt es laut „HNO-Ärzte im Netz“ weiter. Die Empfehlung lautet daher, jede Ohrfistel grundsätzlich, also auch ohne Auftreten von Beschwerden, einem Experten vorzuführen, um mögliche spätere Komplikationen zu vermeiden.