14. Juli 2023, 18:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auch wenn der Body-Mass-Index (BMI) ein gesundes Körpergewicht attestieren will – über den tatsächlichen Fettanteil im Körper sagt er nichts aus. Und wie nun israelische Forscher herausgefunden haben, würde dieser bei vielen normalgewichtigen Menschen eigentlich für Fettleibigkeit sprechen. FITBOOK hat sich die Untersuchung genauer angesehen.
Schlanksein ist nicht alles. Für einen gesunden Körper ist auch entscheidend, wie sich das vorhandene Gewicht zusammensetzt. Muskelmasse ist von hoher Bedeutung, denn schließlich benötigt jede Aktivität Kraft, und daneben schütten Muskeln hormonähnliche, gesundheitsförderliche Botenstoffe aus. Doch auch ein gewisser Anteil an Körperfett ist wichtig für verschiedene körperliche Funktionen, das Herz und Immunsystem. Zu viel sollte es jedoch nicht sein. So kann ein zu hoher Fettanteil in Verbindung mit verschiedenen Erkrankungen (z. B. des Stoffwechsels) stehen und belastet zudem die Gelenke. Umso gefährlicher: wenn die Fettleibigkeit nicht ersichtlich ist und zudem aufgrund des BMI ausgeschlossen zu sein scheint. Das trifft auf zahlreiche Menschen mit scheinbarem Normalgewicht zu, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Übersicht
Viele Menschen mit normalem BMI leiden an Fettleibigkeit
Eine große Zahl der Menschen mit gesundem BMI haben einen Körperfettanteil, der bereits Fettleibigkeit entspricht. Das haben Forscher der Hebräischen Universität Jerusalem und der Universität von Tel Aviv in einer Studie herausgefunden1. Besagte Menschen sind somit gefährdet für verschiedene gesundheitliche Probleme, ohne dass sie oder selbst einige Ärzte damit rechnen würden.
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Eckdaten zur Untersuchung
Die Wissenschaftler haben den Körperfettanteil von rund 3000 israelischen Frauen und Männern im Alter von 20 bis 95 Jahren untersucht. Bei den meisten von ihnen handelte es sich um (stark) Übergewichtige – alle Probanden wurden zwischen 2015 und 2021 in einer Ernährungsklinik behandelt. Nur rund ein Drittel der Untersuchten hatte gemäß ihres BMI Normalgewicht.
BMI-Berechnung
BMI = Gewicht / (Körpergröße x Körpergröße)
BMI-Klassifikation laut WHO3
Unter 18,5: Untergewicht / 18,5 bis 24,9: Normalgewicht / 25 bis 29,9: Präadipositas / 30 bis 34,9: Adipositas, Grad I / 35 bis 39,9: Adipositas, Grad II / über 40: Adipositas, Grad III
Alle Studienteilnehmer wurden Gesundheitstests unterzogen, darunter auch Vollkörper-Scans, bei denen der genaue Fettanteil bestimmt wurde. Hier stellte sich heraus, dass auch bei den Normalgewichtigen der Anteil an Körperfett auffällig hoch war, konkret bei 38,5 Prozent der normalgewichtigen Frauen und immer noch 26,5 Prozent der Männer. Bei den Betroffenen war insbesondere der Anteil an schädlichem Bauchfett hoch, heißt es in der Studiendokumentation.
Warum die Ergebnisse auch für uns relevant sind
Das Thema Übergewicht ist ein bekanntes Problem innerhalb der israelischen Bevölkerung. Man geht davon aus, dass rund 60 Prozent der Israelis fettleibig sind. So steht es in einem aktuellen Beitrag der Tageszeitung „Haaretz“. Umso erschreckender, dass offenbar noch mehr Menschen kardiometabolischen Gefahren ausgesetzt sind.
Was die Ergebnisse einschränken könnte, ist die Tatsache, dass die Probanden in einer Ernährungsklinik akquiriert wurden, somit also wahrscheinlich unter ernährungsbezogenen Störungen litten. Dennoch dürften sie repräsentativ sein. Denn der mittlere BMI der rund 3000 Studienteilnehmer lag bei 28,5 und entspricht somit laut „Haaretz“ dem durchschnittlichen Wert der USA. Auch Deutschland ist davon übrigens nicht weit von entfernt. Der Durchschnitts-BMI der weiblichen Bevölkerung liegt hier bei 25,6 und der der Männer bei 27,12.
Studie stützt verbreitete Kritik am BMI
Gesundheitsexperten warnen schon länger davor, den BMI als Richtwert für ein vermeintlich gesundes Körpergewicht heranzuziehen. Der Wert steht für das Verhältnis des Gesamtkörpergewichts zur Körpergröße – richtig, die oben gestellte Frage nach den Gewichtsanteilen wird nicht beantwortet. Doch auch (gesunde) Muskelmasse wiegt und treibt somit die Zahl auf der Waage in die Höhe. Der BMI eines z. B. Bodybuilders könnte vermuten lassen, er sei stark adipös. Umgekehrt muss auch ein niedriger BMI nicht immer mit gesundheitlichen Risiken durch Untergewicht einhergehen.
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Forscher fordern mehr Fokus auf den Körperfettanteil
Auch die Forscher aus Israel mahnen, bei der Beurteilung des Gesundheitszustands von Patienten bzw. einer etwaig bestehenden Fettleibigkeit das Körperfett statt des BMI heranzuführen. Noch werde ein Großteil der Israelis falsch eingestuft, erklärt Studienhauptautor Prof. Yftach Gepner im „Haaretz“-Interview
Experte über gängigen Messwert „Der BMI sagt nichts über die Gesundheit oder das Krankheitsrisiko eines Menschen aus“
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Kauf und Anwendung Was sollte man bei Körperfettwaagen beachten?
Quellen
- 1 Y. Lahav, A. Kfir, Y. Gepner (2023). The paradox of obesity with normal weight; a cross-sectional study, Frontiers (Section Nutrition and Metabolism).
- 2. Body-Mass-Index (im Durchschnitt und Verteilung der Bevölkerung auf Body-Mass-Index-Gruppen (in Prozent)). Gesundheitsberichterstattung des Bundes (aufgerufen am 14. Juli 2023)
- 3. WHO. A healthy lifestyle – WHO recommendations (aufgerufen am 14.07.2023)