19. März 2025, 10:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auch im Erwachsenenalter können sich noch Allergien entwickeln. Wer in bestimmten Situationen plötzlich niesen muss, geht womöglich davon aus, dass sich das Immunsystem verändert und eine Allergie entsteht. Ist das der Fall? FITBOOK-Autorin Laura Pomer hat bei einem Experten nachgefragt.
Die Hauptsaison für Allergiker ist in vollem Gange, es sind zahlreiche Pollen in der Luft. Daher sieht man viele Menschen mit tränenden Augen, geschwollenen Lidern und verstopfter Nase. Und: Sie niesen! Wenn auch Sie derzeit immer mal wieder unvermittelt niesen müssen, bei Ihnen jedoch (noch) keine Allergie festgestellt wurde – könnte dies womöglich ein erster Vorbote sein, dass sich eine entwickelt?
Übersicht
Kann Niesen eine entstehende Allergie ankündigen?
Wer als Kind keine Allergie entwickelt hat, kann sich freuen, aber: Dies bedeutet nicht, dass es auch später im Leben dabei bleibt. Tatsächlich können Allergien auch erst deutlich später im Leben auftreten. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken mehr als 30 Prozent der Erwachsenen „an mindestens einer allergischen Erkrankung“.1 Die möglichen Ursachen hierfür sind vielfältig – sie reichen von Veränderungen des Immunsystems, des Lebensstils und der Hormone bis hin zum Einfluss äußerer Faktoren. Etwa bedingt auch der Klimawandel das Pollenaufkommen und damit die Häufigkeit sowie die Schwere von Allergien. Nicht zuletzt können Allergien, hinter denen bekanntlich Sensibilitäten gegenüber nicht-infektiösen Fremdstoffen stecken, durch wiederholten Kontakt allmählich entstehen. Erkennen würde man eine Allergie an den oben kurz umrissenen typischen Symptomen.
Speziell Niesen tritt aber oft auch ohne allergietypische Begleiterscheinungen wie beispielsweise trockene Augen auf. Warum eigentlich?
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Experte erklärt, warum wir überhaupt niesen
FITBOOK sprach mit dem Frankfurter Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Roy Süßmann. Er erklärt, dass Niesen – ganz allgemein – vor allem eine bedeutende Schutz- und Reinigungsfunktion für die oberen Atemwege hat. „Im Prinzip ist es Ausdruck einer Reizung der Schleimhaut durch verschiedene Auslöser“, so der Experte, „vor allem durch Infekte und Allergien.“ Doch es gibt noch einige andere mögliche Ursachen. Beim Niesen handele es sich um ein „sehr komplexes Thema“, und in manchen Fällen lasse sich dafür keine eindeutige Erklärung finden. Fachleute wie Dr. Süßmann sprechen dann von „Niesen unklarer Genese“.
Allergisches Niesen – und eine Sonderform
Ein Niesreiz aufgrund einer Pollenallergie entsteht, wenn Blütenstaub auf die Nasenschleimhäute und Atemwege Betroffener gelangt. Die nun von den Pollen freigesetzten Proteine aktivieren als Abwehrreaktion beim Allergiker ein Niesen, oft begleitet von tränenden Augen. Diese Art von Niesen kann, zurück zur anfänglichen Frage, jedenfalls kein Vorbote einer sich anbahnenden Allergie sein, versichert Dr. Süßmann. „Ist das Niesen allergischer Natur, dann besteht die Allergie bereits. Dann ist es das Symptom dieser Allergie.“
Daneben gibt es noch eine spannende Besonderheit: Menschen, die niesen müssen, wenn Sonne oder eine andere Art von Licht ihr Auge trifft. Es handelt sich hierbei um einen nervalen Reiz, erklärt unser Experte – genannt photischen Niesreflex und auch als ACHOO-Syndrom (Autosomal Dominant Compelling Helio-Ophthalmic Outburst) bekannt. Die Forschung geht davon aus, dass zwischen 18 und 35 Prozent der Menschen davon betroffen sind.2 Man nimmt an, dass eine genetische Veranlagung dahintersteckt; bei betreffenden Personen sollen zwei Nerven (der Sehnerv und der sogenannte „Drillingsnerv“) ungewöhnlich nah zusammenstehen.

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Versuchen Sie, das Niesen zu genießen!
Nur in sehr seltenen Fällen steckt hinter ständigem Niesreiz eine ernsthafte (Nerven-)Erkrankung. Meist ist Niesen eine natürliche Reaktion des Körpers – und für manche sogar ein kleines Vergnügen. Als solches beschrieb es einst der Schriftsteller Thomas Mann in „Der Zauberberg“. Genauer: als Moment, wenn „die Lust dazu gewaltig anschwelle und unwiderstehlich werde und man mit berauschter Miene ein paarmal stürmisch aus- und einatme, sich wonnig ergäbe und über dem gesegneten Ausbruch die ganze Welt vergäße“.
Allergiker würden hier vielleicht nicht zustimmen, doch in der Regel gilt der Niesreflex als Gefühl der Erleichterung. Und dann darf man das Niesen auch durchaus genießen.