11. Dezember 2022, 17:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Bei einer Nierenbeckenentzündung liegt eine bakterielle Infektion im Nierenbecken vor. Es handelt sich um eine erstzunehmende Erkrankung, die unbehandelt schwerwiegende Folgen haben kann. Umso wichtiger ist es, schnell und richtig zu reagieren. Wie es zu einer Nierenbeckenentzündung kommen kann, auf welche Symptome Sie achten sollten – lesen Sie alles zu dem Thema bei FITBOOK.
Wenn es beim Wasserlassen brennt oder schmerzt, denken die meisten zunächst an eine Blasenentzündung. Doch kommen weitere Beschwerden wie z. B. Abgeschlagenheit und ein allgemeines Krankheitsgefühl hinzu, könnte das dafür sprechen, dass die Bakterien ins Nierenbecken hochgewandert sind und eine Nierenbeckenentzündung ausgelöst haben. Spätestens wenn Fieber auftritt, ist der Fall eindeutig – und schnelles Handeln gefragt.
Übersicht
Was ist eine Nierenbeckenentzündung?
Eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) bezeichnet eine meist von Bakterien ausgelöste Infektion des Nierenbeckens. Dieses befindet sich am oberen Ende des Harnleiters und dient als eine Art Sammelbecken, von dem aus der in den Nieren gebildeten Urin zur Harnblase weitergeleitet wird. Zu einer Entzündung kommt es in der Regel dann, wenn die dafür verantwortlichen Erreger von der Blase aus über die Harnleiter ins Nierenbecken gelangt sind. Anders gesagt: Oft ist eine Nierenbeckenentzündung die Folge einer (unbehandelten) Blasenentzündung.
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Symptome
Die Symptome einer Nierenbeckenentzündung treten plötzlich auf. Hierzu zählen
- Abgeschlagenheit und ein diffuses Krankheitsgefühl,
- hohes Fieber (häufig mit Schüttelfrost),
- häufiger Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen (manchmal Blut im Urin),
- starke, ausstrahlende Schmerzen im Bereich der Flanken sowie
- Übelkeit und weitere Magen-Darm-Beschwerden.
Unterschied zwischen Blasen- und Nierenbeckenentzündung erkennen
Die Symptome einer Nierenbeckenentzündung ähneln denen einer Blasenentzündung sehr. Das bestätigt im Gespräch mit FITBOOK der Urologe Dr. med. Christoph Pies. Doch es gäbe einen recht eindeutigen Unterschied: Ohne Fieber sei es ziemlich sicher eine Blasenentzündung. „Wenn Fieber auftritt, begleitend zu den beschriebenen Harnweginfekt-Symptomen, dann hat man es sehr wahrscheinlich mit einer Nierenbeckenentzündung zu tun.“
Eine Ausnahme stellen hier Kinder und Säuglinge dar, bei denen die Symptome eher diffus seien. So haben Kinder laut Dr. Pies nur selten Fieber. Achten Sie bei Ihnen stattdessen auf eine auffällig schnelle Atmung und gehen Sie im Zweifelsfall ein Mal zu oft zum Arzt.
Behandlung einer Nierenbeckenentzündung
Bei Hinweisen auf eine Nierenbeckenentzündung sollte man umgehend einen Arzt aufzusuchen – laut Dr. Pies auch mitten in der Nacht oder am Wochenende. Denn es könnte sich schlimmstenfalls um einen akuten Notfall handeln. So müsse man schnellstmöglich ausschließen, dass es zu einem Urinstau kommt. Denn wenn der Urin nicht abfließen kann, droht eine Blutvergiftung – schlimmstenfalls mit Todesfolge.
Früher erforderten die meisten Nierenbeckenentzündungen noch einen Krankenhausaufenthalt. Heute dagegen sei die Behandlung meist zu Hause möglich. Laut Dr. Pies gehörte dazu neben Ruhe, hohen Trinkmengen und fiebersenkenden Medikamenten insbesondere die Einnahme eines Antibiotikums. Die starken Flankenschmerzen lassen nach Aufnahme der Behandlung gemeinhin nach. Bis dahin werden zur Linderung oft Wärmeauflagen empfohlen. Doch der Experte mahnt, direkte Wärme zu vermeiden, „denn so könnte man die Bakterien bebrüten“. Die betroffene Niere indirekt warmzuhalten, sei dagegen sinnvoll.
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Unbehandelt droht Chronifizierung
Die Behandlung sollte keinesfalls auf die leichte Schulter genommen oder vorzeitig beendet werden. Denn wenn die Erkrankung nicht vollständig ausgeheilt ist, könnte die Nierenbeckenentzündung chronisch werden. Das würde für die Betroffenen eine nicht zu unterschätzende Einschränkung der Lebensqualität bedeuten. Denn sie hätten unter Umständen dauerhaft mit verschiedenen Beschwerden wie z. B. Müdigkeit, Kopf-, Magen- und Rückenschmerzen zu tun. Daneben wären sie auch anfälliger für verschiedene Erkrankungen der Niere.
Risikofaktoren
Laut Angaben der Krankenkasse TK leiden zwischen 10 und 20 Prozent der Deutschen im Laufe ihres Lebens mindestens ein Mal an einer Nierenbeckenentzündung. Die meisten von ihnen sind Frauen. Das liegt u. a. daran, dass bei ihnen die Harnröhre – also der Weg zwischen Blase und Nierenbecken – von Natur aus kürzer ist. Nicht zuletzt durch ungeschützten Geschlechtsverkehr kann es zu Harnwegsinfekten kommen, die sich zu einer Nierenbeckenentzündung weiterentwickeln können. Denn beim Sex werden die (womöglich fremden) Bakterien des Partners sowie auch die eigenen in den Harnröhrenbereich gedrückt.
Hohes Alter und Vorerkrankungen
Daneben seien vor allem Ältere häufig betroffen. Nicht zuletzt deshalb, weil das Immunsystem mit den Jahren schwächer wird. Zudem leiden mit zunehmendem Alter mehr Menschen (vor allem Männer) an Vorerkrankungen, die einen schlechteren Nierenabfluss bedeuten. Dr. Pies nennt auch die Stoffwechselerkrankung Diabetes, die bekanntlich häufig mit Nierenschäden in Verbindung steht, als einen wesentlichen Risikofaktor für eine Nierenbeckenentzündung.
Hormonelle Veränderungen
Weiterhin gelten Schwangere, deren Harnwege aufgrund der besonderen Hormonsituation zusätzlich erweitert sind, als besonders anfällig. Doch auch die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren machen Nierenbeckenentzündungen wahrscheinlicher.
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Nierenbeckenentzündungen bestmöglich vorbeugen
Um es Keimen schwer zu machen, sich im Nierenbecken anzusiedeln, sollten Sie ausreichend viel trinken und die Harnwege dadurch also bestmöglich durchspülen. Vermeiden Sie dagegen ein Unterkühlen des Unterleibs, denn das würde die Durchblutung verschlechtern und Erreger hätten es somit wiederum leichter. Tun Sie generell viel für Ihre Abwehrkräfte, setzen Sie also auf eine ausgewogene Ernährung und betätigen Sie sich körperlich. Je besser Ihr Immunsystem, desto besser sind Sie gegenüber jeglicher Art von Erkrankung geschützt.