8. Mai 2024, 15:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Glücklicherweise ist die Coronapandemie überstanden. Zumindest vorerst. Denn leider ist das Virus nicht vollständig besiegt. Es mutiert weiterhin und bildet immer neue Coronavarianten. Allerdings schauen Forscher nicht untätig zu, sondern bereiten sich bereits auf eine nächste Coronapandemie vor. Nun wurde ein Impfstoff entwickelt, der gegen eine Vielzahl von Coronaviren schützen kann, auch jene, die wir noch gar nicht kennen.
Es ist noch gar nicht lange her, da bestimmte das Coronavirus unseren Alltag. Das Tragen von Gesichtsmasken, Reisen- und Kontaktbeschränkungen sowie ein ständiges Desinfizieren der Hände waren nur einige der vielen Maßnahmen, um den Pandemieverlauf unter Kontrolle zu bringen. Auch wenn sich diese Zeit rückblickend wie ein böser Albtraum anfühlt, ist das Coronavirus immer noch nicht besiegt. Denn das Virus mutiert weiterhin. Zudem können gefährliche Coronavarianten vor allem von Fledermäusen wieder auf Menschen übertragen werden. Es gibt aber auch gute Nachrichten. Ein neuer Impfstoff soll nicht nur vor aktuellen Coronavarianten schützen, sondern auch vor künftigen, um eine erneute weltweite Pandemie zu verhindern.
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Übersicht
Forscher wollen eine neue globale Coronapandemie verhindern
Um nicht, wie bei der ersten Coronapandemie, dem SARS-CoV-2-Virus schutzlos ausgeliefert zu sein, forschen Wissenschaftler weiterhin an effektiven Impfungen, um im Falle einer zweiten Coronapandemie gewappnet zu sein. Dieser proaktive Ansatz der Impfstoffentwicklung soll vor einem erneuten globalen Pandemieausbruch schützen. Nun gelang britischen Forschern ein Meilenstein bei der Impfstoffentwicklung. Sie entwickelten einen neuen Impfstoff, der nicht nur gegen eine Vielzahl von Coronaviren schützen kann, sondern auch gegen künftige Varianten, die noch gar nicht existieren. Die Forschungsergebnisse erschienen jetzt in der Fachpublikation „Nature Nanotechnology“.1
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Wie die Impfung vor zukünftigen Varianten schützen kann
Um ein derart effektives und vielseitiges Vakzin zu entwickeln, analysierten die Forscher das genetische Material sowohl der unterschiedlichen Coronaviren als auch der Virusvarianten (Mutationen). Dabei identifizierten sie gemeinsame genetische Merkmale, die in acht verschiedenen Coronaviren vorkommen. Darunter befindet sich das SARS-CoV-1 wie auch SARS-CoV-2, der Erreger von Covid-19. Sie untersuchten auch Coronaviren, die derzeit in Fledermäusen zirkulieren, jedoch auf den Menschen überspringen können. Zudem kommt das identifizierte gemeinsame Genmaterial auch in vielen anderen verwandten Coronaviren vor. Wenn eine Virusmutation dieses Genmaterial enthält, kann unser Immunsystem es erkennen und bekämpfen, sofern wir diese Impfung erhalten haben. So kann also dieser neuer Impfstoff vor Coronavarianten schützen, die noch nicht existieren, Menschen aber gefährlich werden könnten.
„Meine Kollegen und ich haben kürzlich an Mäusen gezeigt, dass ein einziger, relativ einfacher Impfstoff gegen eine Reihe von Coronaviren schützen kann – sogar gegen solche, die noch nicht identifiziert wurden“, kommentiert der Hauptautor der Studie, Rory Hills, in einem Gastbeitrag auf dem Portal „The Conversation“, die Studienergebnisse. Es sei ein Schritt in Richtung der sogenannten „proaktiven Vakzinologie“, indem Impfstoffe gegen pandemische Bedrohungen entwickelt werden, bevor diese auftreten.
Neuer Ansatz der „proaktiven Vakzinologie“
Wie der britische Forscher erklärt, würden für bisherige Impfstoffe lediglich ein Antigen (Teil eines Virus, der eine Immunreaktion auslöst) verwendet, das in der Regel nur gegen dieses Virus schützt. Dadurch wurde die Coronapandemie zum Wettlauf gegen die Zeit. Da das Coronavirus ständig mutierte, musste man neue angepasste Impfstoffe entwickeln, um mit den Mutationen mitzuhalten. „Wenn ein Virus mutiert, verändern sich einige Teile, während andere unverändert bleiben. Unser Impfstoff enthält evolutionär verwandte rezeptorbindende Domänen (RBDs), sodass ein einziger Impfstoff das Immunsystem darauf trainiert, auf die Teile des Virus zu reagieren, die unverändert bleiben“, erklärt der Forscher Rory Hills den Mechanismus hinter dem Impfstoff. Das schütze Geimpfte nicht nur vor den Viren, die im Impfstoff enthalten seien, sondern auch vor verwandten Viren, die nicht im Impfstoff enthalten seien.
Dass dieser Mechanismus funktioniert, haben die Forscher bereits an Mäusen bewiesen. Denn obwohl der Impfstoff nicht das SARS-CoV-1-Virus, das für den SARS-Ausbruch von 2003 verantwortlich war, enthält, löste es in Tests dennoch eine Immunreaktion aus.
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Neuer Impfstoff gegen Coronavarianten ist einfacher in der Herstellung
Der neue Impfstoff ist nur möglich durch den Einsatz von sogenannten Mosaik-Nanopartikeln. Bislang war die Technologie sehr komplex, was seine Herstellung für Millionen von Menschen erschwerte. Doch auch dieses Problem haben die Forscher gelöst. Denn sie nutzen einen sogenannten Superkleber, der zwei verschiedene Proteine irreversibel miteinander verbindet. „Im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Oxford, Cambridge und Caltech haben wir nun einen einfacheren Impfstoff entwickelt, der dennoch diesen umfassenden Schutz bietet“, schreibt Rory Hills in seinem Beitrag zur Studie. Dieser vereinfachte Impfstoff löste ebenfalls bei Mäusen eine Immunreaktion aus, die teils sogar besser ausfiel als bei der komplexeren Variante.
Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler den Impfstoff an Menschen testen. Doch damit nicht genug. Die Forscher wollen uns nicht nur vor einer erneuten Coronapandemie schützen, sondern vor allen möglichen Pandemien. Hierzu wollen sie eine ganze Sammlung von Vakzinen entwickeln gegen Viren, die ein Pandemiepotenzial haben. Das lässt uns hoffen, dass sich eine globale Pandemie nicht wiederholt.