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Lebensgefahr!

Nekrotisierende Fasziitis – Ursachen, Symptome und Behandlung

Streptococcus pyogenes bacteria, illustration
Ursächlich für eine nekrotisierende Fasziitis ist ein Bakterium wie Streptococcus pyogenes, welches in die Haut eindringt und dort das Gewebe angreift Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

16. Oktober 2023, 4:44 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Die nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene bakterielle Infektion, die die Haut und das darunterliegende Gewebe zerstören kann. Bei verzögerter Therapie ist sie mit einer hohen Sterblichkeit assoziiert. FITBOOK sagt, wer zur Risikogruppe gehört, welche Anzeichen es gibt und was im Verdachtsfall zu tun ist.

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Der Verlauf einer nekrotisierenden Fasziitis (lateinisch Fasciitis necroticans) kann äußerst dramatisch sein. Unbehandelt kann die bakteriell bedingte Entzündung sogar zum Tod führen. FITBOOK klärt auf über Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten der selten auftretenden Infektion.

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Was ist eine Nekrotisierende Fasziitis?

Unter der nekrotisierenden Fasziitis versteht man eine gefährliche bakterielle Weichteilinfektion. Im Krankheitsverlauf kommt es zum Absterben des infizierten Gewebes, welches schnell und entlang der betroffenen Faszien erfolgt. Das abgestorbene Gewebe wird auch als Nekrose bezeichnet – daher hat die nekrotisierende Fasziitis auch ihren Namen. Aufgrund dessen, dass die Erreger in die Unterhaut und Faszien der Menschen eindringen können und alles auf ihren Weg zerstören, werden sie manchmal auch mit „fleischfressenden Bakterien“ gleichgesetzt.

Es handelt sich nicht um „fleischfressende Bakterien“

Bei den Erregern handelt sich vor allem um Streptokokken der Gruppe A oder B. Diese sondern Toxine bzw. Giftstoffe ab, die das Gewebe auflösen können. Die Toxine sorgen dafür, dass kleine Blutgefäße im Gewebe verschlossen werden. Somit können unter anderem Antikörper des Immunsystems nicht zu der betroffenen Stelle gelangen. Die Erreger haben somit die Möglichkeit sich ungehindert, aber auch zügig zu vermehren. Als Folge davon stirbt das Gewebe ab. Das kann den fälschlichen Eindruck erwecken, dass sich „Bakterien durchs Fleisch fressen“.

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Welche Ursachen gibt es?

Für die bakterielle Infektion des Unterhautgewebes können verschiedene Bakterien die Ursache sein. Am häufigsten jedoch sind es die Streptokokken der Gruppe A.

Kann sich jeder infizieren?

Ja und Nein. Ja, weil sich die Streptokokken für gewöhnlich auf der Haut oder im Rachen des Menschen befinden, ohne dabei Schäden zu verursachen. In einigen Fällen können leichte oder auch starke Infektionen hervorgerufen werden. Und nein, weil das Immunsystem in der Regel verhindert, dass der Mensch daran erkrankt. Besitzt man allerdings ein geschwächtes Immunsystem, eine Durchblutungsstörung oder ist Diabetiker, erhöht sich das Risiko an dieser Infektion ernsthaft zu erkranken. Die großen Mengen an Toxinen, die im Körper gebildet werden, können besonders gefährlich werden.

Ebenfalls problematisch: die Entzündung kann sich nicht nur von äußeren, sondern auch von inneren Schäden an Geweben ausbreiten. Dafür reichen sogar schon kleine Kratzer, Schnittwunden oder auch Verbrennungen. Somit können die Erreger dann in das Weichteilgewebe gelangen und sich an den betroffenen Stellen ansiedeln. Allerdings lässt sich oft nicht richtig feststellen, wie das Bakterium schlussendlich ins Gewebe gelangt ist. Auch ist die rasant fortschreitende Infektion nicht immer von außen erkennbar.

Die Symptome einer nekrotisierenden Fasziitis

Bereits innerhalb eines Tages nach einer kleinen Verletzung an der Haut könnten Anzeichen darauf hindeuten, dass man mit der nekrotisierenden Fasziitis infiziert ist. Ausschlaggebend ist hierfür ein stark auftretender Schmerz im betroffenen Bereich des Körpers. Anschließend können unspezifische Symptome wie Fieber, Schüttelfrost oder ein allgemeines Krankheitsgefühl Fieber einsetzen. Sogar eine Bildung von Hautblasen am infizierten Bereich ist möglich, ausgelöst durch eine Überwärmung der Unterhaut. In den nächsten Tagen kommt es zu einer Schwellung der betroffenen Stelle und die Haut kann sogar eine bläulich-rote bis bläuliche-graue Verfärbung annehmen.

In einem fortgeschrittenen Stadium kommt es dann zum Absterben (Nekrose) des Gewebes, wobei nun nicht mehr ausschließlich das Weichgewebe betroffen sein muss, sondern auch Muskeln, Bindegewebe oder Nerven irreversibel geschädigt werden können. Die Folge der Infektion könnte auch ein Schock sein, der zu einer ungenügenden Sauerstoffversorgung der Organe oder dem Versagen des Kreislaufs führen kann. Dabei treten Begleiterscheinungen auf wie Schwindel, Verwirrung und Bewusstseinsstörungen.

Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Ausbildung des streptokokkenbedingten toxischen Schocksyndroms: es kann sich eine Blutvergiftung (Sepsis) entwickeln, wobei die Sauerstoffversorgung der Organe, die Regulation des Kreislaufs oder auch die Funktionen von Niere, Gehirn und Leber nicht mehr richtig erfolgen können.

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Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Die Erkrankung wird meistens erst diagnostiziert, wenn sie bereits fortgeschritten ist. Die Betroffenen befinden sich dann schon im Krankenhaus, wobei Untersuchung und Behandlung gleichzeitig erfolgen muss. Es können Untersuchungen des Blutes durchgeführt werden, damit man Bakterien in der Blutbahn entdecken kann – sonst könnte eine Sepsis entstehen. Nachdem man herausgefunden hat, um welche Art der Bakterien es sich handelt, können auch die passenden Medikamente verabreicht werden.

Eine weitere Möglichkeit zur Analyse sind Proben des erkrankten Gewebes. Mittels Computertomografie (CT) kann man innere Abbildungen des Körpers sehen, was sehr vorteilhaft ist, wenn etwa der Rumpf von einer nekrotisierenden Fasziitis betroffen ist. Jedoch darf durch die Methoden die chirurgische Therapie nicht in den Hintergrund geraten. Sie muss meist sofort erfolgen.

Was, wenn eine nekrotisierende Fasziitis zu spät erkannt wurde?

Ein verzögerter Behandlungsbeginn aufgrund einer zu spät aufgestellten Diagnose kann schwerwiegende Folgen haben, darunter:

  • Multiorganversagen
  • Schwere Blutvergiftung (Sepsis)
  • Gesteigerte Atem- und Herzfrequenz
  • Desorientierung
  • Übersäuerung
  • Hypertonie

Je früher eine Diagnose aufgestellt werden kann, desto besser ist die Chance auf eine vollständige Heilung.

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Behandlung der nekrotisierenden Fasziitis

Die Bakterien verbreiten sich rasant im Körper. Deswegen ist das Ziel der Behandlung immer, zuerst das Leben des Betroffenen zu retten. Sprich, die Bakterien so zügig wie möglich aus dem Körper zu entfernen, um schädliche Auswirkungen möglichst einzudämmen. Das Gleiche gilt auch für die bereits verursachten Schäden, wie beispielsweise Organschäden oder Schocks, die behandelt werden müssen.

Die nekrotisierende Fasziitis wird immer als ein Notfall angesehen, welcher ohne eine frühzeitig durchgeführte Therapie einen schlechten Verlauf hat. Sobald Verdacht auf diese Infektion besteht, muss eine gründliche chirurgische Abtragung erfolgen. Zur Behandlung der nekrotisierenden Fasziitis gibt es zwei Möglichkeiten:

Gabe von Antibiotika

Sie müssen intravenös verabreicht werden, nachdem eine Verdachtsdiagnose für die nekrotisierende Fasziitis aufgestellt wurde. In diesem Moment ist es unwahrscheinlich, das Ergebnisse aus einer bakteriologischen Untersuchung vorliegen werden. Während der Operation können Gewebekulturen untersucht und analysiert werden. So kann herausgefunden werden, um welchen Erreger es sich handelt und welches Antibiotikum dagegen hilft.

Chirurgische Eingriffe

Die Behandlung schließt einen chirurgischen Eingriff mit ein. Befallene Stellen müssen offengelegt und gründlich untersucht werden. Bei einer Operation ist es nicht nur wichtig, das abgestorbene Gewebe zu entfernen. Der Fokus sollte auch auf den bakteriell gebildeten Toxinen liegen, die unter allen Umständen beseitigt werden müssen. Die Wunde kann erst verschlossen werden, wenn eine Besserung des Allgemeinzustandes und der betroffenen Stelle zu sehen ist. Ist die Erkrankung mittlerweile so fortgeschritten, dass sie sich im Spätstadium befindet und ganze Muskelgruppen angegriffen hat, kann es sein, dass eine Amputation nötig ist, um das Leben des Patienten zu retten.

Wer zählt zur Risikogruppe der Infektion?

Eigentlich jeder. Allerdings kommt es bei den meisten Menschen zu keiner Infektion, da das Immunsystem in der Regel dafür sorgt, die Bakterien abzutöten. Zur Risikogruppe gehören besonders ältere Menschen sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Auch Durchblutungsstörungen oder Diabetes können ein Risikofaktor sein.

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Wie lässt sich die Erkrankung vorbeugen?

Gehört man der Risikogruppe an, ist es wichtig, auf Hygiene zu achten und oberflächliche Hautverletzungen (wie Schnitte oder Schürfwunden) im Blick zu behalten. Dennoch ist Vorsicht geboten: Die Wunde zu desinfizieren, bedeutet nicht, dass man einer Infektion vorbeugen kann. Man kann aber die Eintrittswahrscheinlichkeit etwas minimieren, indem man Maßnahmen durchführt, die für die Betroffenen immunstärkend und durchblutungsfördernd wirken. Also beispielsweise durch die Einnahme von Medikamenten, die dem entgegenwirken. Auch Menschen mit Diabetes können mit einer gesunden Ernährung und regelmäßigem Sport dazu beitragen, dass sich ihr Immunsystem stärkt.

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Quellen

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