19. Juni 2019, 17:43 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Harvard-Forscher haben herausgefunden, dass Nahrungsergänzungsmittel bei Jugendlichen mehr Schaden anrichten als Nutzen bewirken können. Unter Verdacht stehen US-Produkte, doch die Verbraucherzentrale warnt vorsorglich auch vor heimischen Mitteln. Denn: Wirklich geprüft wird auch in Deutschland nicht, weil Zusatzpräparate eben keine zulassungspflichtigen Arzneimittel sind.
Immer mehr junge Menschen greifen zu Nahrungsergänzungsmitteln. Und das kann gefährlich werden, wenn es sich dabei um US-Produkte handelt, die man aus dem Internet bezieht.
Denn eine aktuelle Harvard-Studie, erschienen im Journal of Adolescent Health, berichtet von zahlreichen schweren Zwischenfällen im Zusammenhang mit der Einnahme von US-Präparaten, mit denen man die Muskeln kräftigen, seine Ausdauer verbessern und leichter abnehmen können soll.
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Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet, liegt die Ursache des Problems in einer fehlenden Kontrolle in den USA. Grund dafür ist ein Gesetz, das – entstanden unter dem Druck der Herstellerlobby – einer echten Regulierung im Weg steht. Oder besser gesagt: „Es verbietet der FDA heute die regelmäßige Überprüfung von Nahrungsergänzungsmitteln auf Sicherheit und Wirksamkeit“, heißt es dazu beim DÄ.
Steroide, Pestizide und Schwermetalle in Nahrungsergänzungsmitteln
So kommt es, dass Mittel auf dem Markt sind, die neben verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und Steroiden auch Pestizide oder Schwermetalle enthalten können. Dies fällt leider oft erst dann auf, wenn es schon zu spät ist, wenn also bei der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) Berichte über schwere Nebenwirkungen eingegangen sind.
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Die Harvard T.H. Chan School of Public Health hat in ihrer Untersuchung herausgefunden, dass zwischen Januar 2004 und April 2015 insgesamt 977 solcher Berichte über Nebenwirkungen bei der FDA gemeldet worden seien. Betroffen waren Kinder und junge Erwachsene (bis zu 25 Jahre alt). Rund 40 Prozent der Fälle waren so schwerwiegend, dass die Betroffenen im Krankenhaus behandelt werden mussten; es kam sogar zu Todesfällen.
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Das Problem betrifft natürlich in erster Linie US-Verbraucher, gleichzeitig können über den Internetversand gefährliche Produkte made in USA auch nach Deutschland kommen. Wer jetzt denkt, deutsche Produkte seien auf jeden Fall sicher, der irrt übrigens. Denn auch wenn viele Deutsche glauben, dass Diätpillen und Co. hierzulande staatlich auf Wirksamkeit und Sicherheit geprüft werden (47 Prozent laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale), sieht die Realität ganz anders aus.
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Auch deutsche Präparate nicht unbedingt sicher
So warnt die Verbraucherzentrale: „Eine Zulassung wie bei Arzneimitteln gibt es nicht. Die Produkte werden auch nicht auf ihre Wirksamkeit und Sicherheit sowie die Richtigkeit der Werbeaussagen hin überprüft. Dafür ist ganz alleine der Hersteller verantwortlich. (…) Dass Nahrungsergänzungsmittel generell sicher sind und die Gesundheit fördern, ist also ein Märchen.“
Ein Grund mehr, auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu setzen, die möglichst ohne Zusatzpräparate auskommt. Was Sie rund um Nahrungsergänzungsmittel alles wissen müssen, könne Sie hier bei der Verbraucherzentrale nachlesen.