16. Januar 2023, 19:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine 50-jährige US-Amerikanerin erlitt bei einer Maniküre im Kosmetikstudio eine Nagelhaut-Verletzung, die auch Wochen nach der Behandlung nicht verheilte. An der Stelle entstand eine Art Warze – scheinbar. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um Hautkrebs. FITBOOK hat einen Arzt gefragt, wie wahrscheinlich ein solcher Fall ist.
Geht es um die möglichen Risiken einer Maniküre, denkt man zunächst wohl an eine schmerzhafte, doch in der Regel eher harmlose Nagelbettentzündung. Ebenso sind inzwischen Gefahren durch den Einsatz der speziellen UV-Lampen bekannt, mit denen bestimmte Nagellack-Arten (Shellac) sehr langanhaltend aufgetragen werden können. Überraschender dagegen: dass im Zuge von Verletzungen durch unsauberes Manikür-Werkzeug Hautkrebs entstehen kann. Dies soll einer US-Amerikanerin widerfahren sein.
Übersicht
Frau erkrankte an Krebs – Grund war eine Nagelhaut-Entzündung
Wie „Today.com“ berichtet, habe US-Amerikanerin Grace Garcia sich durch eine Verletzung bei der Maniküre mit potenziell krebserregenden Viren infiziert, und diese sollen bei ihr tatsächlich Hautkrebs ausgelöst haben. FITBOOK fragte bei einem Experten nach, wie wahrscheinlich es ist, auf diesem Wege eine Krebserkrankung zu entwickeln.
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Nicht heilende Wunde entpuppt sich als Nagelkrebs
Demnach sei Garcia im November 2021 zum ersten Mal in einem neuen Kosmetikstudio gewesen, als ihr während einer Maniküre versehentlich von der Behandlerin ins Nagelbett geschnitten wurde. Sie habe „das Werkzeug vermutlich bei einer vorangegangenen Kundin verwendet“, so Garcias Vermutung, ohne es zwischendurch zu desinfizieren. Denn die Stelle habe sich entzündet und sei auch Wochen später nicht verheilt. Stattdessen sei dort eine offene Wunde verblieben, die nach einer Weile wie eine Warze aussah. Zudem sei die Stelle extrem schmerzempfindlich gewesen. Die heute 50-Jährige sei von Arzt zu Arzt gegangen, doch stets erfolglos (u. a. mit antibiotischen Salben) behandelt worden. Erst Monate später habe eine Biopsie, also eine Gewebeentnahme und -untersuchung, Klarheit gebracht: Sie litt an einer seltenen Form von Krebs, ausgelöst durch Humane Papillomviren (kurz: HPV).
HP-Viren sollen Krebs ausgelöst haben
Es gibt verschiedene Typen von HP-Viren, von denen die meisten als harmlos gelten1. Doch manche von ihnen können unter Umständen Krebs auslösen. Die Hochrisiko-HPV-Typen werden etwa mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs assoziiert. Die Übertragung erfolgt gemeinhin über die Schleimhäute im Zuge sexueller Kontakte, HPV zählt zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten.
Hautverletzungen eigentlich „ungewöhnliche Eintrittspforten“ für HPV
So räumt auch Gacias behandelnder Arzt, Dr. Soleymani, ein, dass Hautverletzungen zwar eine eher seltene Eintrittspforte für HP-Viren seien. Und doch will er die Krebsentstehung an Garcias Finger mit Sicherheit auf die Nagelhaut-Verletzung bei der Maniküre, bzw. auf die daraus resultierte Viren-Infektion zurückführen können. Konkret habe sich bei seiner Patientin ein Plattenepithelkarzinom entwickelt, eine häufige Form von Hautkrebs, die jedoch nur sehr selten von HP-Viren ausgelöst werde. Plattenepithelkarzinome gelten als weniger aggressiv als z. B. Melanome, doch sind dafür relativ schwer zu behandeln.
Ihr Krebs sei zwar auffällig schnell gewachsen, doch inzwischen gehe davon keine Gefahr mehr aus. Dr. Soleymani habe ihn vollständig entfernen können, sodass keine weitere Behandlung (z. B. Bestrahlung) nötig sei.
Krebs nach Maniküre: „denkbar, aber selten“
Krebs durch eine Nagelhaut-Verletzung? „Das ist denkbar, aber selten“, sagt der Hamburger Internist Dr. med. Matthias Riedl auf FITBOOK-Nachfrage. Und doch zeige der geschilderte Fall, dass HPV immer droht, wenn es zu engem körperlichem Kontakt kommt. Ob der Erreger eine Infektion auslöst – und dann auch tatsächlich die Entstehung von Krebs begünstigt? Das hänge von verschiedenen Faktoren ab. Dr. Riedl nennt das Alter und die Immunabwehr der Betroffenen.
Aber kurzum: Die Gefahr sei da. „Daher raten wir ja auch zur Impfung“, so der Arzt. Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt sie für Mädchen und Jungen unter 14 Jahren.
Angst vor der Maniküre im Normalfall unbegründet
Die Angst davor, dass eine missglückte Maniküre Krebs auslösen könnte, ist im Normalfall wohl unbegründet. Das Nagelwerkzeug im Kosmetikstudio sollte zwischen den Behandlungen hygienisch gereinigt werden, sodass generell Infektionen eigentlich ausgeschlossen sein sollten.
Es ist übrigens ohnehin davon auszugehen, dass Garcia da an ein schwarzes Schaf geraten war. Denn wie sie bei „Today“ weiter berichtet, sei sie wenige Wochen nach der Behandlung zum Kosmetikstudio zurückgekehrt, um sich zu beschweren. Die für ihre Nagelhaut-Verletzung verantwortliche Mitarbeiterin sei zu dem Zeitpunkt bereits gekündigt gewesen – zahlreiche weitere Kundinnen hatten sich demnach über sie beschwert.
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Quellen
- 1. Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Humane Papillomviren und Krebs – Krebsrisiko, Ansteckung, Impfung. (aufgerufen am 16.1.2023)
- 2. Robert-Koch-Institut (RKI). HPV – Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung. (aufgerufen a 16.1.2023)