23. Februar 2024, 4:48 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Nächtliches Schwitzen hat natürlich nicht immer einen krankhaften Hintergrund. Doch manchmal eben schon. FITBOOK-Autorin Laura Pomer hat mit einem Arzt über die verschiedenen möglichen Ursachen von Nachtschweiß gesprochen und Tipps für Betroffene eingeholt.
Im Sommer ist es nicht weiter verwunderlich, wenn man nachts ins Schwitzen kommt. Und klar sind auch aktuell zu hohe, schweißtreibende Temperaturen denkbar, etwa wenn die Heizung im Schlafzimmer zu stark aufgedreht ist. „Im Schlafzimmer sollten es zwischen 16 und 20 Grad Celsius sein, maximal 22“, erinnert der Schlaf- und Allgemeinmediziner Dr. med. Michael Feld im FITBOOK-Interview. Doch daneben kann nächtliches Schwitzen noch viele andere, weniger offensichtliche Ursachen haben.
Übersicht
Ursachen, die hinter Nachtschweiß stecken können
Vorab: Es ist in der Regel kein Grund zur Besorgnis, wenn man gelegentlich nass geschwitzt aufwacht. Zumal laut Experte Dr. Feld die meisten Ursachen für nächtliches Schwitzen harmloser Natur seien. „Sind aber jeden Morgen Kopfkissen und Matratze klitschnass, sollte man zumindest genauer hinsehen“, so der Arzt.
Was auch die Ursachen sind – in nassgeschwitzten Laken aufzuwachen, ist nicht angenehm. Kommt das bei Ihnen im Moment öfter vor? Dann legen Sie sich vorsichtshalber ein Handtuch auf Ihr Kopfkissen und das Bettlaken, um im Fall der Fälle nicht sofort die Bezüge wechseln zu müssen und schnell weiterschlafen zu können. Die klamme Auflage dann einfach entfernen.
Das falsche Schlaf-„Outfit“
Dass es nachts zu heiß bzw. man zu warm angezogen ist – zugegeben, eine eher profane Ursache für nächtliches Schwitzen. Doch deshalb offenbar nicht weniger verbreitet. „Vor allem Frauen neigen dazu, sich zu warm einzupacken“, weiß Dr. Feld. Viele von ihnen hätten Angst, es könnte nachts zu kühl werden. Auch gebe es einige Nachtschweiß-Geplagte, die unbewusst einen zu dicken Pyjama tragen oder eine zu warme Decke nutzen.
Dr. Feld empfiehlt mehrere dünne Decken statt einer dicken – „wenn es Ihnen zu warm wird, können Sie die eine oder andere reduzieren“ – und zudem für sowohl die Bettbezüge als auch den Schlafanzug luftdurchlässige Materialien. „Kühlende Stoffe, beispielsweise Baumwolle, Leinen oder Seide, eignen sich besser als beispielsweise Biberbettwäsche“, so der Experte. Generell seien feuchtigkeitsaktive Matratzen und Decken zu empfehlen, da der Mensch jede Nacht etwa 500 Milliliter Flüssigkeit verliere. Ja, auch ohne Schweißattacken.
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Seelische Belastungen
Belasten Sie Dinge auf der Arbeit oder in Ihrem Privatleben? Gut möglich, dass hier die Ursache für Ihre nächtlichen Unruhen liegt. Dr. Feld spricht in diesem Zusammenhang von „Stressoren“, also Faktoren, die (seelischen) Stress auslösen. Sein Tipp: Den Knoten, der Ihre Gedanken kreisen lässt, im Tagesverlauf lösen. Klar, das ist im Zweifelsfall leichter gesagt als getan.
„Man kann es trainieren, Gedanken auf morgen zu ‚verschieben‘!“
„Vor vielen Jahren – ich befand mich damals in einer sehr stressintensiven Lebensphase – bin ich zu einem lieben Bekannten zur Akupunktur gegangen. Um für die Behandlung ganz ruhig zu werden, sollte ich mich zunächst intensiv auf meine (Bauch-)Atmung konzentrieren: „ein… und aus…, … wieder ein… und aus…“. Vor allem ging es darum, meinen Kopf frei zu kriegen. Er sagte stellvertretend für mich: „Gedanken, die mir aufkommen, lasse ich einfach weiterziehen und verschiebe sie auf morgen.“ Es klingt sicher etwas simpel, für manche vielleicht auch albern. Aber bis heute, wenn ich im Bett liege und vor lauter Gedankenkarrussel nicht zur Ruhe kommen kann, sage ich mir diese Sätzlein im Stillen auf. Oft muss ich den Vorgang wiederholen – die Themen drängen sich immer wieder ins Bewusstsein. Doch wenn man sich mit aller Kraft dazu „aufruft“, seine Atmung zu fokussieren und vor allem die Absicht, die Gedanken weiter zu schieben, dann klappt es auch!“– FITBOOK-Autorin Laura Pomer
Alkohol am Abend
Dass ein kleines Glas Rotwein das Einschlafen erleichtert, ist nicht nur ein verbreiteter Glaube, sondern auch medizinisch nachvollziehbar. Dies bestätigte in einem kürzlichen FITBOOK-Interview die Schlafforscherin Dr. Christine Blume. Es liege daran, dass Alkohol an bestimmten Rezeptoren im Gehirn wirke und in der Folge die Hirnaktivität dämpfe. In Maßen mache Alkohol demnach schläfrig und wirke angstlösend, also entspannend. Doch im Verlauf der Nacht störe er die Schlafqualität bzw. Zusammensetzung der Schlafphasen massiv und hindere am Durchschlafen. Den gesamten Beitrag finden Sie hier.
Natürlich schwitzt man nicht automatisch, nur weil man hin und wieder aufwacht. Doch der Konsum von Alkohol beschleunigt die Durchblutung und lässt die Körpertemperatur ansteigen. Zumal der Körper arbeiten muss, um das Zellgift, das Alkohol wissenschaftlich betrachtet nun mal ist, auszuscheiden. Bereits relativ geringe Mengen führen dazu, dass der Körper nach dem Genuss von Alkohol eine Art „Entzug“ durchmacht.
Schwer verdauliches oder spätes Abendessen
Auch schwere, scharfe oder schlichtweg späte Abendmahlzeiten können zu einer verstärkten Transpiration führen. Das ist einmalig natürlich nicht schlimm. Doch wenn Sie wissen, dass Sie (aktuell) zu Nachtschweiß neigen, sollten Sie Ihren Körper nicht zusätzlich mit einem ungünstigen Essverhalten belasten. Besser als beispielsweise Pizza oder Chili con Carne eignet sich einfach Verdauliches wie Suppe, gekochtes Gemüse oder gedünsteter Fisch, und zwar am besten einige Stunden vor dem Zubettgehen.
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Mögliche krankhafte Auslöser von Nachtschweiß
Bei Erkältungen (insbesondere mit Fieber) ist nächtliches Schwitzen ganz normal. Erwägen Sie daher, ob es sich bei Ihnen um eine temporäre Infektionskrankheit oder etwas Dauerhafteres handeln könnte.
Allergien, Reflux und Co.
Dr. Feld kennt Fälle von Allergikern, die nachts aufgrund von Hausstaub Asthmaanfälle bekommen. Ebenso kann es bei der Reflux-Krankheit zu nächtlichen Magensäure-Attacken bekommen, die zum Schwitzen führen. Im Zweifelsfall empfiehlt sich ein Besuch beim Arzt.
(Krankhafte) Hormonschwankungen
Im Verlauf des Lebens kann es öfter zu Hormonveränderungen kommen. Etwa die Wechseljahre äußern sich unter anderem mit Hitzewallungen – auch nachts.
Neben natürlichen Hormonschwankungen gibt es auch solche, die krankhaft und behandlungsbedürftig sind. Dr. Feld nennt etwa die Möglichkeit einer Schilddrüsenüberfunktion oder Autoimmunkrankheit. Bei nächtlichem Schwitzen kann es deshalb sinnvoll und mitunter wichtig sein, einen Hormonstatus beim Arzt erheben zu lassen.
Schnarchen (Schlafapnoe)
Schnarchen bedeutet nicht nur für etwaige Beischläfer eine Ruhestörung, sondern vor allem für die Betroffenen selbst massiven Stress. Dies gilt umso mehr für Schlafapnoetiker, also Personen, bei denen während des Schlafens der Atem aussetzt. Dies führt zu einem plötzlichen Aufschrecken, was unmittelbar den Puls hochjagt und einen Adrenalinausstoß bewirkt. Kein Wunder, wenn es in diesem Fall zu nächtlichem Schwitzen kommt.
Langfristig kann die mit Schnarchen assoziierte Atemstörung, sollte sie unbehandelt bleiben, schwere gesundheitliche Folgen haben. Mehr zu den Symptomen von Schlafapnoe und Tipps für Betroffene erfahren Sie hier.