13. Februar 2024, 21:05 Uhr | Read time: 5 minutes
Offenes Fenster, geschlossene Tür: Wir haben beim Schlafen unsere festen Gewohnheiten. Das gilt auch für das nächtliche Outfit – ob Adamskostüm oder Pyjama. Schläft man nackt besser, wie einige es behaupten? Ein Experte gibt Antworten.
Schlaf ist etwas Individuelles und somit ist es auch die Wahl der Kleidung, die man dabei trägt. Doch schläft es sich nackt besser und tiefer, wie es immer wieder heißt – oder entfaltet sich im Pyjama ein gesünderer Schlaf? Diplom-Psychologe Markus B. Specht beantwortet die Frage hinsichtlich Schlafqualität und Hygiene.
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Übersicht
Verbessert nackt schlafen die Schlafqualität?
„Pauschal zu sagen, unbekleidet ist gleich besserer Tiefschlaf – das kann man tatsächlich nicht“, sagt der Diplom-Psychologe Markus B. Specht. Er leitet das Zentrum für interdisziplinäre Schlafmedizin der DKD Helios Klinik Wiesbaden.
Einfach nackt zu schlafen, wenn einem das Einschlummern schwerfällt, ist also zu leicht gedacht.
Das sagt die Schlafmedizin
Die persönlichen Meinungen zum Nackt-Schlafen sind gespalten. Doch vielleicht liefert die Schlafmedizin klare Antworten. Markus Specht erklärt hierzu jedoch: „Tatsächlich ist es so, dass das sehr individuell ist. Das hat letztlich damit zu tun, wie man sich selbst wohlfühlt.“
Allerdings tendiert er in eine der beiden Richtungen, ob nackt oder Pyjama: „Ich würde es nicht empfehlen wollen, unbekleidet zu schlafen. Im Schlaf durchlaufen wir unterschiedliche Schlafstadien, immer in einem Wechsel zwischen Tiefschlaf und Träumen. Im Traumschlaf ist unsere Temperaturregulation nicht wirklich gut. Und wenn ich da viel schwitze, dann kann das dazu führen, dass nicht nur meine Kleidung, die ich dann aber nicht anhabe, sondern meine ganze Bettdecke nass wird und man sich vielleicht aufdeckt. Bei winterlichen Außentemperaturen ist dann die nächste Erkältung sehr nahe.“
Zudem träumen Menschen laut Specht etwa ein Fünftel der Nacht, ein nicht zu unterschätzen langes Zeitfenster, in dem die Temperaturregulation schlecht funktioniert. Daher empfiehlt Specht einen Pyjama zum Schlafen, um vor Auskühlung zu schützen. Außerdem rät er: „Man sollte generell ein gut temperiertes Schlafzimmer haben, es sollte nicht über 21 und nicht unter 17 Grad sein.“
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Sollte man im Sommer nackt schlafen?
Übrigens: Im Sommer unbekleidet zu schlafen, kann funktionieren, es kann aber auch negativ sein. Gerade dann, wenn man mit offenem Fenster schläft und dann ein schöner Windzug einen ab- bzw. auskühlt. Auch das kann zu unangenehmen Nebeneffekten wie einer Erkältung und Ähnlichem führen.
Auch die Ernährung wirkt sich auf die Schlafqualität aus
„Dass vor dem Zu-Bett-gehen auf Koffein, Alkohol und Nikotin verzichten werden sollte, dürfte für die meisten nichts Neues sein. Doch es gibt auch ein paar weniger bekannte Effekte von Lebensmitteln auf den Schlaf.Wer abends zur Beruhigung gerne Tee trinkt, sollte einmal auf die Rückseite des Produkts schauen, falls es sich um eine Mischung von verschiedenen Kräutern und anderen Zutaten handelt. Denn falls schwarzer oder grüner Tee enthalten sind, kann Sie das schnell um ihren wohlverdienten Schlaf bringen. Ebenso sollte auf Rohkost und Salat am Abend verzichtet werden, besser ist gekochtes Gemüse. Denn andernfalls wird die Verdauung stärker belastet. Gleiches gilt, wenn Sie generell zu spät abends essen.
Empfehlenswert ist es, über den Tag verteilt ausreichend gesunde Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten zu essen. Denn diese enthalten Bausteine für das Schlafhormon Melatonin. Wird dieses nicht in ausreichenden Mengen gebildet, stört das die Schlafqualität.“– Sophie Brünke, Redakteurin bei FITBOOK
Die Sache mit der Hygiene
Wer gerne nackt unter die Bettdecke kriecht, sollte auf den Hygieneaspekt achten. „Das kann man machen, wenn man mindestens einmal in der Woche seine Bettwäsche wäscht,“ erklärt Specht. „Auch wenn man Schlafkleidung trägt, sollte man alle zwei Wochen die Bettwäsche wechseln, da man ja durchschnittlich acht Stunden im Bett verbringt. In dieser Zeit wird man Körpersäfte absondern, wie zum Beispiel beim Schwitzen. Wenn man selbst mal ein verschwitztes T-Shirt an zwei Tagen hintereinander anzieht, dann riecht das nicht mehr so gut. Und es können sich auch zunehmend Krankheitserreger breit machen. Man kann sich also vorstellen, dass es mit der Bettwäsche ähnlich ist.“
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Der perfekte Pyjama
Glaubt man einer Studie aus dem Jahr 2019, besteht der perfekte Pyjama aus Merinowolle. Unter den 36 Probanden berichteten besonders die Schlechtschläfer von einer verbesserten Schlafqualität, nachdem sie einige Nächte in einem Schlafanzug aus Merinowolle verbracht hatten. Merinowolle ist atmungsaktiv und kann eventuellen Schweiß gut aufnehmen. Zudem wärmt sie im Winter wärmt und kühlt im Sommer.1
Specht betrachtet es individueller: „Da muss jeder für sich sehen, worin er sich am wohlsten fühlt. Wenn ich mich mit unbequemen Klamotten ins Bett lege und unwohl fühle, ist die Schlafstörung vorprogrammiert.“
*mit Material von dpa