20. März 2025, 13:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die einen gehen bevorzugt früh ins Bett und stehen am Morgen entsprechend zeitiger auf, die sogenannten Nachteulen sind dagegen nachtaktiv und werden am Folgetag auch erst später munter. Derartige Routinen, die mit dem sogenannten Chronotypen des Menschen zusammenhängen, haben Einfluss auf verschiedene gesundheitliche Lebensbereiche. Eine Studie zeigte nun, welcher der Typen eher gefährdet ist, an einer Depression zu erkranken.
Schlafstörungen gelten als eines der vielen Symptome einer Depression. Umgekehrt geht man davon aus, dass lange Wachzeiten in der Nacht – neben weiteren Faktoren – das Risiko erhöhen können, an der psychischen Störung zu erkranken. In diesem Zusammenhang liefern die Ergebnisse einer neuen Studie wertvolle Hinweise auf den Einfluss der Schlafroutine.1 Genauer: auf die Auswirkungen davon, dem Chronotyp der Nachteule anzugehören.
Übersicht
Vorab: Was bedeutet Chronotyp?
Dem klassischen Modell zufolge gibt es drei wesentliche Chronotypen: den auch als Lerche bekannten Morgentyp, der früh aufsteht und morgens besonders aktiv ist, den Abendtyp alias Nachteule, der spät aufsteht und vor allem nachts produktiv ist, sowie den neutralen Typ, der keine ausgeprägten Tendenzen für Morgen oder Abend zeigt.
Welchem Chronotyp man angehört, ist weitgehend genetisch bedingt. Zwar kann er sich im Laufe des Lebens durch verschiedene Faktoren verändern. Dies selbst zu erzwingen, kann jedoch negative Folgen haben, wie ein Schlafmediziner FITBOOK in diesem Beitrag näher erklärt. So wirke sich ein Leben entgegen der eigenen inneren Uhr nicht nur auf die Schlafqualität und Leistungsfähigkeit aus. Es könne auch das Immunsystem schwächen und das Risiko für verschiedene gesundheitliche Probleme erhöhen.
Nachteulen haben laut Studie erhöhtes Risiko für Depression
FITBOOK berichtete über eine Untersuchung, die zeigte, dass Nachteulen ein höheres Risiko für chronische Krankheiten aufweisen.2 Nachtaktivität geht demnach unter anderem häufig mit einer schlechteren Fettverbrennung und entsprechenden gesundheitlichen Problemen einher. Wie die neue Studie zeigt, begünstigt der Chronotyp auch die Entwicklung einer Depression.
Die Untersuchung beleuchtete speziell die Frage, wie sich die Zugehörigkeit zum Chronotyp Lerche oder Nachteule auf das Vorkommen depressiver Symptome auswirkt. Hierfür verwendete das Forscherteam unter der Leitung des Neurowissenschaftlers Simon Evans Informationen von 546 Studenten der University of Surrey. Die Datensammlung erfolgte per Online-Fragebögen und lief vom 16. April 2021 bis zum 30. März 2023.
Details zur Untersuchung
Der Chronotyp der 17- bis 28-jährigen Teilnehmer wurde mithilfe einer verkürzten Version des anerkannten Morningness-Eveningness Questionnaires (rMEQ) ermittelt.3 Dieser bestand aus Fragen zum Schlaf-Wach-Rhythmus und zur subjektiven Einschätzung des Energielevels zu verschiedenen Tageszeiten. Zur Erfassung der Schlafgewohnheiten und -qualität verwendeten die Forscher einen bewährten Selbstbeurteilungsfragebogen. Dieser umfasste sieben relevante Komponenten, wie Schlafdauer und Schlafstörungen.
Der Alkoholkonsum der Teilnehmer wurde in Alkoholeinheiten pro Woche erfasst. Dabei entsprach eine Einheit einem kleinen Glas Wein oder einem halben Pint (etwa 284 Milliliter) Bier. Zudem wurde das Grübeln abgefragt, also das Verweilen in Sorgen und negativen Gedanken. Hierfür nutzten die Forscher einen speziellen Fragebogen zur Unterscheidung zwischen Grübeln und Reflektieren. Zur Messung der Depressionen kam ein offizieller 14-teiliger Fragebogen zur Beurteilung von Angst und Depression zum Einsatz.
Sonderpunkt Achtsamkeit
Ein weiterer Schwerpunkt war das Thema Achtsamkeit. Der Begriff stamme aus dem Buddhismus, heißt es in der Studie. Er könne als bewusste, nicht wertende Wahrnehmung gegenwärtiger Erfahrungen definiert werden. In den vergangenen Jahren sei die Bedeutung von Achtsamkeit als Schutzfaktor für die psychische Gesundheit immer deutlicher geworden. Dieser Aspekt wurde anhand eines Fragebogens mit 24 Fragen untersucht.
Die Forscher verwendeten ein Mediationsmodell, also ein statistisches Programm, um zu verstehen, wie sich die verschiedenen Chronotypen und weiteren Daten auf das Depressionsrisiko auswirken. Dabei berücksichtigten sie Begleitfaktoren wie Alter und Geschlecht der Studienteilnehmer.
Ergebnisse und Bedeutung
Die Auswertung zeigte, dass bei den Nachteulen die Hinweise auf eine Depression deutlich stärker ausgeprägt waren. Die Forscher stellten bei ihnen eine schlechtere Schlafqualität, einen höheren Alkoholkonsum und mehr kreisende Gedanken (Grübeln) fest. Auch schnitten sie in den abgefragten Bereichen zum Thema Achtsamkeit schlechter ab.
Achtsamkeit, Schlafqualität und Alkoholkonsum – diese drei Faktoren waren entscheidend für die Entstehung einer Depression bei Nachteulen, wie die Forscher auf Basis ihrer Mediationsanalyse hervorheben. Die Ergebnisse liefern demnach wertvolle Hinweise auf mögliche Maßnahmen zur Verringerung des Depressionsrisikos, insbesondere bei jungen Erwachsenen. So empfehlen die Studienautoren unter anderem Strategien zur Förderung der Achtsamkeit, angeleitete Meditation, Maßnahmen zur Verbesserung der Schlafqualität und eine Reduktion des Alkoholkonsums als sinnvolle Interventionen gegen die psychische Störung.

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Einschränkungen der Studie
Es ist zu bedenken, dass die Ergebnisse der Untersuchung ausschließlich auf den Selbstauskünften der Studienteilnehmer basieren. Daher ist die Belastbarkeit der Ergebnisse eingeschränkt. Zudem hatten die Probanden ein Durchschnittsalter von 19,77 Jahren, weshalb eine Übertragbarkeit auf ältere Erwachsene mit einer anderen Lebensqualität nur begrenzt möglich ist.