18. März 2023, 7:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer nachts nicht so gern Auto fährt, sagt manchmal, er sei wohl ein bisschen „nachtblind“. Gemeint ist in der Regel, dass man im Dunkeln nicht so gut sieht. Mit einer echten Nachtblindheit hat das meist nichts zu tun, denn die ist äußerst selten. Doch was steckt sonst dahinter?
Manche Menschen haben das Gefühl, nachts nicht gut sehen zu können. Einfach hinnehmen müssen Sie das nicht. Und sollten Sie auch nicht: Denn eine Nachtblindheit lässt sich zwar nicht behandeln, in den meisten Fällen steckt aber etwas ganz anderes dahinter. Darum ab zum Arzt.
Übersicht
Was ist Nachtblindheit?
Nachtblindheit beschreibt eine medizinische Krankheit, bei welcher Individuen bei wenig Licht kaum sehen können. Sobald zu wenig Licht im Raum oder ihrer Umgebung vorkommt, wird es sehr schwierig für sie, Objekte anhand der Sehkraft auszumachen.
Das hängt allen voran mit der Netzhaut zusammen. Die Netzhaut besteht aus den sogenannten Fotorezeptoren. Diese wandeln Licht in bioelektrische Impulse um, welche über unseren Sehnerv dann ans Gehirn weitergeleitet werden. Diese Rezeptoren wiederum bestehen aus den Zapfen und Stäbchen. Die Zapfen sind dabei für das Sehen am Tag und die Stäbchen für das Sehen bei Dämmerung oder Nacht zuständig. Sollten die Stäbchen jedoch geschädigt sein und das Licht nicht richtig aufnehmen bzw. verarbeiten können, fällt es dem Auge schwer, sich an die Dunkelheit anzupassen. Das Resultat, der Mensch sieht schlecht.
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Formen der Nachtblindheit (Hemeralopie)
Nachtblindheit kann erblich bedingt oder im Laufe des Lebens erworben sein.
Erblich bedingte Nachtblindheit
Eine erblich bedingte Nachtblindheit ist, wie der Name verrät, angeboren und nicht behandelbar. In diesem Fall arbeiten die Stäbchen der Fotorezeptoren nicht richtig. Die Stäbchen der Netzhaut können leider nicht wiederhergestellt werden, sobald sie einmal beeinträchtigt sind. Von dieser erblichen Form der Nachtblindheit sind nur 0,04 Prozent der Deutschen betroffen.
Erworbene Nachtblindheit
Wie erwähnt, kann sich Nachtblindheit auch im Laufe des Lebens entwickeln. Der Unterschied zur erblich bedingten Form ist dabei, dass es hierfür einen Ursprung gibt. Dabei kann Nachtblindheit als Symptom einer anderen Krankheit auftreten oder durch einen Vitamin-A-Mangel entstehen. Einem solchen Mangel kann man gut entgegenwirken – wie, lesen Sie hier. Außerdem kann die Nebenkrankheit, wenn früh genug erkannt, eingedämmt oder behandelt werden. Dadurch sollte auch die Nachtblindheit behoben werden können.
In den meisten Fällen steckt etwas anderes dahinter
Wichtig: Eine Hemeralopie kann auch durch schlecht eingestellte Sehhilfen wie Brillen und Kontaktlinsen, einen gestörten Tränenfilm, Linsentrübung oder unerkannte Kurz- bzw. Weitsichtigkeit falsch selbst diagnostiziert werden. Medizinisch handelt es sich hierbei nämlich genaugenommen nicht um eine Nachtblindheit.
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Diagnose
Der Arzt untersucht das Gesichtsfeld und den Augenhintergrund mithilfe eines sogenannten Adaptometers. Das Gerät misst die Zeit, welche das Auge braucht, um sich an abdunkelndes Licht anzupassen. Anschließend kommt das Nyktometer zum Einsatz. Es ermittelt, bis zu welchem Punkt das Auge überhaupt noch in der Lage ist, Licht wahrzunehmen.
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Behandlung
Eine genetisch bedingte Nachtblindheit lässt sich, wie bereits erwähnt, nicht therapieren. Diese Form bemerkt man in der Regel aber auch nicht erst in seinen Dreißigern, sondern bereits im frühen Kindesalter. Forscher arbeiten derzeit an Gentherapien und medikamentösen Therapien, um Nachtblindheit, sowie andere Formen von vererbbaren Augenkrankheiten, zu behandeln.
Entwickelt sich Nachtblindheit erst im Laufe des Lebens, kann man mithilfe eines Arztes den Ursprung der Krankheit ermitteln und so in eine Behandlung starten. Falls Hemeralopie als Folge eines Vitamin-A-Mangels auftritt, kann das Vitamin durch eine regulierte Zufuhr verabreicht werden. Dadurch sollte sich die Sehkraft bei Nacht wieder normalisieren bzw. verbessern. Falls Nachbtlindheit als Symptom einer weiteren Krankheit vorliegen sollte oder Nebeneffekt dieser ist, so muss die eigentliche Krankheit behandelt werden.
Bei welchen Erkrankungen kann Nachtblindheit als Nebeneffekt auftreten?
Sowohl vererbte Netzhaut-Erkrankungen aus auch Stoffwechselerkrankungen erhöhen das Risiko für Nachtblindheit. Dazu gehören:
- Oguchi-Syndrom
- Retinitis pigmentosa
- Grauer Star
- Grüner Star
- Hornhauttrübung
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Typ-2-Diabetes (Diabetes mellitus)
- Malaria
Da viele dieser Krankheiten schwerwiegende Folgen haben, sollte man bei Symptomen einer Nachtblindheit direkt einen Arzt aufsuchen. Besonders, wenn die Seheinschränkung als Nebeneffekt weiterer Krankheiten entstanden ist, ist schnelles Handeln gefordert.
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Augengesundheit 7 Lebensmittel, die gut für die Sehkraft sind
Volkskrankheit Kurzsichtigkeit (Myopie) – Ursachen und wie man ihr vorbeugen kann
Quellen
- American Academy of Ophthalmology (2016). Shedding Light on Night Blindness (abgerufen am 16.03.2023)
- Kuratorium Gutes Sehen. Nachtblindheit – Ursachen, Symtome und Behandlung (abgerufen am 16.03.2023)
- Pschyrembel (2020). Nachtblindheit (abgerufen am 16.03.2023)
- Augenarztpraxis Blankenese (2023). Schlechtes Sehen bei Dunkelheit und Dämmerung (abgerufen am 16.03.2023)
- Pro Retina (2023). Fakten zu Retinitis pigmentosa (RP) (abgerufen am 16.03.2023)
- Spektrum. Hemeralopie (abgerufen am 16.03.2023)
- Zeiss. Das menschliche Auge (abgerufen am 16.03.2023)