31. Januar 2025, 20:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Herzinfarkt eines nahestehenden Menschen verändert oft schlagartig den Alltag. Viele Angehörige setzen alles daran, stark zu bleiben und ihre eigenen Sorgen zurückzustellen – doch genau das kann zu neuen Herausforderungen führen. Wie gelingt es, sowohl die herzkranke Person als auch sich selbst gut zu unterstützen?
Die Diagnose einer Herzerkrankung stellt nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Häufig versuchen sie, Belastungen von der kranken Person fernzuhalten – doch das kann unbeabsichtigt Distanz schaffen. Experten raten daher zu Offenheit, Selbstfürsorge und gegebenenfalls professioneller Unterstützung.
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Übersicht
Emotionen nicht unterdrücken – für einen offenen Umgang
Viele Angehörige möchten die herzkranke Person möglichst schonen und vermeiden daher, eigene Sorgen oder Ängste zu zeigen. Nicht selten heißt es: „Du sollst dich nicht zu sehr anstrengen oder aufregen, ich mach‘ das schon.“ Doch dieses Verhalten kann genau das Gegenteil bewirken. Der Kardiologe Christoph Herrmann-Lingen und der Psychologe Jonas Nagel schreiben in der Zeitschrift „Herz heute“ der Deutschen Herzstiftung, dass eine solche Zurückhaltung den offenen Austausch erschweren und emotionale Distanz schaffen kann.
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Eigenen Zustand reflektieren
Ein wichtiger erster Schritt ist, sich der eigenen Gefühle bewusst zu werden. Angst, Überforderung oder Frustration können eine Rolle spielen. Besonders, wenn sich die eigenen Lebensumstände durch die Herzerkrankung eines Angehörigen stark verändern. Wer diese Emotionen erkennt, kann leichter Worte dafür finden und in den Austausch mit der betroffenen Person gehen.
Auch wenn es Mut kostet, ein offenes Gespräch zu beginnen, lohnt es sich. Beide Seiten können Verhaltensweisen besser verstehen, Missverständnisse klären und möglicherweise neue Lösungen entwickeln. Da solche Gespräche zwischen Tür und Angel oft schwerfallen, raten Experten dazu, gezielt eine Familienkonferenz einzuplanen.
Aktive Unterstützung im Alltag
Einnahme der Medikamente
Abgesehen von der emotionalen Unterstützung, können Angehörige auch praktische Hilfe leisten. Es ist unter anderem wichtig darauf zu achten, dass die vom Arzt verordneten Medikamente regelmäßig eingenommen werden. So kann man als Angehöriger die Beschaffung der Medikamente übernehmen oder gemeinsam mit dem Betroffenen einen Einnahmeplan erstellen, der dazu beiträgt, dass die Therapie zuverlässig umgesetzt wird.
Ausgewogene Ernährung
Aber auch eine gesunde Lebensweise spielt eine entscheidende Rolle. So können Angehörige den Betroffenen ermutigen, auf eine gesunde Ernährung zu achten – oder sogar gemeinsam ihre Essgewohnheiten umstellen.
Regelmäßige Bewegung
Die Förderung regelmäßiger Bewegung ist ebenfalls vorteilhaft. Motiviert man seine Angehörigen, häufiger zu Fuß zu gehen oder gemeinsame Spaziergänge zu machen, hat das nicht nur einen Vorteil für die körperliche Gesundheit. Es können so gemeinsame positive Erlebnisse geschaffen werden. Zusätzlich kann auch die Wahl eines geeigneten Sportprogramms sinnvoll sein.
Einhalten von Untersuchungen
Besonders nach einem Herzinfarkt sind regelmäßige Untersuchungen essenziell, um frühzeitige Veränderungen festzustellen. Allerdings vermeiden Betroffene manchmal Arzttermine – aus Angst oder dem Gefühl heraus, dass sie nicht notwendig wären. Angehörige können in diesem Fall helfen, an die Termine zu erinnern oder aber die herzkranke Person zu dem Termin zu begleiten. Gleiches gilt für Kontrolluntersuchungen beim Kardiologen, die keinesfalls vernachlässigt werden sollten.
Anzeichen erkennen
Als Angehöriger kann es ebenfalls ratsam sein, sich über die Symptome eines erneuten Herzinfarkts zu informieren. Diese können bei Männern und Frauen unterschiedlich ausfallen. Ist man gut vorbereitet (und auch möglicherweise einen Erste-Hilfe-Kurs besucht), kann man im Notfall schneller reagieren.
Unterstützung mit Feingefühl
Ein Herzinfarkt verändert das Leben. Nicht nur für die erkrankte Person, sondern auch für ihr Umfeld. Bei der ganzen Fürsorge, die man als Angehöriger empfindet, ist es umso wichtiger, die Eigenständigkeit des Betroffenen zu respektieren. Unterstützung sollte hilfreich sein, ohne die Selbstständigkeit der betroffenen Person einzuschränken.1
Wann professionelle Hilfe nötig ist
Fühlen sich Angehörige dauerhaft überlastet, erschöpft oder von Ängsten überwältigt, könnte das auf eine psychische Erkrankung wie eine Depression oder eine Angststörung hinweisen. In diesem Fall raten Experten dazu, frühzeitig das Gespräch mit dem Hausarzt oder der Hausärztin zu suchen, um eine erste Einschätzung zu erhalten und mögliche Unterstützungsangebote zu besprechen.
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Rehabilitation: Auch Angehörige können profitieren
Nicht nur die Herzpatientinnen und -patienten selbst, sondern auch ihre Angehörigen werden in kardiologische Rehabilitationsmaßnahmen einbezogen. In diesem Rahmen lassen sich Fragen zum gegenseitigen Umgang klären und hilfreiche Strategien entwickeln, um die gemeinsame Bewältigung der Erkrankung zu erleichtern.
*Mit Material von dpa