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Nachgefragt beim Experten

Nabelbruch durch exzessives Sit-up-Training – ist das möglich?

Nabelbruch durch exzessives Sit-up-Training – ist das möglich?
Bauchtraining erhöht den Druck im Bauchraum – aber kann ein Nabelbruch die Folge sein? Ein Experte antwortet. Foto: Getty Images / skynesher
Anna Echtermeyer
Redakteurin

22. März 2024, 11:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

FITBOOK-Redakteurin Anna Echtermeyer wurde kürzlich ein Fall von Nabelbruch geschildert, zu dem es gekommen sein soll, nachdem die betreffende Person – ein Mann Ende sechzig – exzessiv Sit-ups trainiert hatte. Eine Ausbuchtung, groß wie ein Tischtennisball, sei plötzlich herausgeploppt. Ist das wirklich möglich, wollte sie von Dr. Mathias Schettle, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, wissen.

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Die gerade Bauchmuskulatur – Musculus abdominis – besteht aus zwei längs verlaufenden Muskelsträngen. Die Mittellinie dazwischen ist ein bindegewebsartiger Strang, linea Alba. An dieser Stelle befindet sich kein Muskel und das macht sie zur Schwachstelle im ganzen System. Durch zu viel Druck kann es passieren, dass sich diese Mittellinie erweitert. Bei einer sogenannten Rektusdiastase gehen die vorderen Bauchmuskeln auseinander, man hört davon häufig im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft. Wenn Sie sich jetzt fragen: Was hat das mit einem Nabelbruch durch Sit-ups zu tun? Eine Rektusdiastase ist die Grundvoraussetzung für eine sogenannte Epigastrische Hernie, zu der auch der Nabelbruch zählt und bei dem Bindegewebe aus dem Bauch herausploppt. FITBOOK hat bei einem Experten in Erfahrung gebracht, ob das durch Bauchtraining geschehen kann, wer zur Risikogruppe gehört und wie man sich das genau vorstellen muss.

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„Sit-ups sind dafür prädestiniert“

FITBOOK: Herr Dr. Schettle, kann man sich durch exzessives Bauchtraining wie etwa durch zu viele Sit-ups tatsächlich einen Nabelbruch zuzuziehen?
Dr. Mathias Schettle: „Sit-ups erhöhen den abdominellen Druck im Bauchraum. Deshalb sind sie dafür prädestiniert, eine Nabelhernie zu provozieren. Allerdings passiert dies nicht einfach so, sondern es gibt selbstverständlich entscheidende Grundvoraussetzungen wie weiches Bindegewebe im höheren Lebensalter oder mehrere durchgemachte Schwangerschaften.“

Reicht dann schon ein einmaliges, intensives Sit-up-Training?
„Ich hatte Patienten in der Praxis mit Vorwölbungen, die im Vorfeld exzessiv Sit-ups gemacht hatten. Eine richtige Hernie, also einen Nabelbruch, aufgrund von Bauchtraining habe ich in meiner Praxis bisher noch nicht behandelt. Diese Fälle gehen auch eher direkt in die Klinik. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist jedoch davon auszugehen, dass ein einmaliges, wenn auch intensives Sit-up-Training nicht zu einer entsprechenden Problematik führen würde.“

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„Es besteht immer die Gefahr, dass sich etwas darin verfängt“

Was genau geschieht da, ist das schmerzhaft und was befindet sich hinter dieser Vorwölbung?
„Bei einem Nabelbruch stülpt sich Bindegewebe nach außen. Es ist das gleiche Prinzip wie beim Leistenbruch. Wenn so etwas geschieht, besteht immer die Gefahr, dass sich etwas darin verfängt. Die Vorwölbung kann mit einer Darmschlinge gefüllt sein oder mit Versorgungsstruktur aus Gefäßen und Nerven, dem sogenannten großen Netz. Das ist sehr schmerzhaft und gefährlich, weil solches Gewebe aus dem Bauch abgeklemmt und im schlimmsten Fall absterben kann. Ein Bruch, in dem ein Stück Darm steckt, muss häufig notoperiert werden.“

„Wie bei einer Kaugummiblase“

Wie muss man sich den Moment des Nabelbruchs vorstellen?
„Wir als Ärzte sind in der Regel nicht dabei, wenn es passiert. Manche Patienten berichten, sie hätten eine Vorwölbung bemerkt, dass sich etwa beim Bauchtraining etwas hervorgewölbt habe. Ein richtiger Nabelbruch ist es, wenn das Ganze größer wird, das kann bis zur Größe eines Tennisballs oder noch größer sein. Man muss es sich wie bei einer Kaugummiblase vorstellen, die mit Gewebe gefüllt ist. Man kann sie auch nicht so richtig zurücksaugen. Deshalb muss eine Epigastrische Hernie operativ verschlossen werden.“

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Nabelbruch – wer zur Risikogruppe gehört und bei welchen Symptomen man zum Arzt sollte

Wer ist besonders gefährdet, einen Nabelbruch zu erleiden?
„Zur Risikogruppe zählen ältere Menschen aufgrund ihres zumeist schwächeren Bindegewebes, Übergewichtige, Schwangere sowie Frauen nach mehreren Schwangerschaften und mit nicht ausreichender Rückbildung.“

Bei welchen Symptomen sollte man zum Arzt?
„Alles, was sich aus dem Bauch hervorwölbt und Schmerzen bereitet, muss umgehend ärztlich abgeklärt werden. Wenn eine Darmschlinge in der Hervorwölbung eingeklemmt ist, bereitet das ziemlich starke Schmerzen.“

Themen Training Übungen

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