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Hoffnung für Betroffene

MS kann laut Studie Jahre vor dem ersten Schub im Blut erkannt werden

MS kann Jahre vor dem ersten Schub im Blut erkannt werden
In Zukunft könnte bei Risikopatienten von Multipler Sklerose ein Bluttest zur Früherkennung beitragen Foto: Getty Images/Westend61
Martin Lewicki
Freier Autor

24. April 2024, 16:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose (MS) ist nicht heilbar. Ihr Verlauf lässt sich aber mit Medikamenten und anderen Maßnahmen positiv beeinflussen. Forscher haben nun herausgefunden, dass sich MS bereits Jahre vor dem ersten Schub im Blut nachweisen lässt. Das könnte die Behandlung deutlich verbessern. FITBOOK-Autor Martin Lewicki erklärt die Hintergründe.

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Bei Multipler Sklerose, kurz MS, handelt es sich um eine chronische Entzündung des zentralen Nervensystems. Dabei zerstören Immunzellen, sogenannte T- und B Lymphozyten in Gehirn und Rückenmark, die Umhüllung der Nervenfasern sowie die Nervenzellen und deren Fortsätze.1 Weil diese Zellen (Autoantikörper) körpereigenes Gewebe angreifen, zählt MS zu den Autoimmunerkrankungen. Die Erkrankung verläuft meist über Jahre hinweg und kann unterschiedliche Verlaufsformen haben. Anfangs treten Empfindungsstörungen, Sehstörungen und Muskellähmungen auf. Im späteren Verlauf kann es zur Körperlähmung (meist der Beine) oder schwerwiegenden Bewegungs- und Koordinationsbewegungen kommen. In Deutschland sind rund 280.000 Menschen betroffen, davon etwa 70 bis 80 Prozent Frauen.2 Amerikanische Forscher haben jetzt herausgefunden, dass sich MS schon Jahre vor dem ersten Schub im Blut erkennen lässt. Die Erkenntnis könnte helfen, frühzeitige Therapieansätze zu entwickeln.

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Blutwerte von Multiple-Sklerose-Patienten und gesunden Personen im Vergleich

Eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht wurde, berichtet über eine neue Methode zur leichteren Früherkennung von Multipler Sklerose (MS).3 Hierfür haben Forscher von der amerikanischen „University of California“ die Blutproben von 250 MS-Patienten untersucht, die sie unter zehn Millionen Angehörigen der Streitkräfte der Vereinigten Staaten rekrutierten. Die Serum-Analysen stammten aus dem Zeitraum, als die Soldatinnen und Soldaten für den Militärdienst rekrutiert wurden. Im Durchschnitt wurden die Blutproben fünf Jahre vor den ersten MS-Symptomen entnommen. Eine weitere Blutprobe wurde ein Jahr nach dem ersten MS-Schub entnommen.

Die Ergebnisse der Blutproben hat man mit denen einer Kontrollgruppe verglichen. Hierzu wählten die Wissenschaftler Probanden aus, die hinsichtlich Alter, Geschlecht und ethnischer Herkunft den MS-Patienten entsprachen. Auch ihre Blut-Analysen fanden in den selben Zeiträumen bzw. Jahren statt. Außerdem überprüften die Forscher die Serum-Ergebnisse anhand der Daten aus einer anderen MS-Studie, die ebenfalls an der „University of California“ stattfand. Die Daten stammen von 103 Patienten, die zu Beginn ihrer MS-Erkrankung untersucht wurden.

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Forscher können Multiple Sklerose anhand einer „Autoantikörper-Signatur“ erkennen

Mithilfe eines molekularen Profilings von Autoantikörpern und der Analyse von neuronalen Schäden wurden die Blut-Daten der insgesamt 500 Studienteilnehmer ausgewertet. So konnten etwaige Schäden an den Nervenzellen festgestellt werden. Die Analyse ergab, dass Patienten, die Jahre nach der ersten Blut-Untersuchung an MS erkrankten, höhere Werte für die Aktivität der Autoantikörper hatten als gesunde Patienten. Die Ergebnisse sind ein Hinweis darauf, dass die Schädigung der Nervenzellen vermutlich schon lange vor dem Auftreten der ersten Symptome beginnt. In vergangenen Studien wurden bisher überraschende Frühsymptome identifiziert.

Zudem fanden die Wissenschaftler heraus, dass viele derjenigen, die später an Multiple Sklerose erkrankten, ein bestimmtes Muster von Autoantikörpern aufwiesen, welches sie als „immunogenes Cluster“ bezeichneten. Dabei blieb dieses Cluster im Laufe der Zeit stabil und ähnelte den Vergleichspersonen, die aus der früheren MS-Studie herangezogen wurden. Die gesunden Probanden wiesen hingegen nicht diese „Autoantikörper-Signatur“ auf. Laut den Forschern ist diese Signatur ein früher Prädiktor für das Auftreten von Multipler Sklerose.

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Früherkennung von MS vor allem für Risikopatienten wichtig

„Angesichts seiner Spezifität für MS sowohl vor als auch nach der Diagnose könnte ein serologischer Autoantikörpertest gegen die MSIC-Peptide in einem Überwachungsumfeld für Patienten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, MS zu entwickeln oder, was entscheidend ist, bei einer ersten klinisch isolierten neurologischen Episode eingesetzt werden“, konstatieren die Wissenschaftler in ihrer Auswertung. Ein Test, der hilft, MS frühzeitig im Blut zu erkennen wäre somit ein wichtiger Beitrag, zu einer effektiven Behandlung von Risikopatienten.

Tatsächlich könnten insbesondere Menschen von solch einem Test profitieren, die ein erhöhtes Risiko für eine Multiple Sklerose haben. So ist zum Beispiel die familiäre Vorbelastung einer der großen Risikofaktoren, wie uns ein Mediziner in einem früheren FITBOOK-Beitrag erklärte. Laut Dr. Patrick Thilmann, Facharzt für Neurologie, gibt es in manchen Fällen eine familiäre Häufung von MS. So liegt ein erhöhtes Risiko bereits vor, wenn nur die Mutter oder nur der Vater an MS erkrankt ist. Wenn beide Elternteile betroffen sind, ist die Wahrscheinlichkeit für die Kinder auch daran zu erkranken, nochmals höher. Gerade in solchen Fällen könnte man schon frühzeitig das Blut der Kinder untersuchen, ob die in der Studie beschriebene „Autoantikörper-Signatur“ zu erkennen ist.

Betroffene könnten dann zum Beispiel durch eine Anpassung ihrer Lebensgewohnheiten das Eintreten der Krankheit verzögern oder womöglich sogar vermeiden.

Themen #AmazonNutrition Multiple Sklerose

Quellen

  1. Universitäts Spital Zürich (USZ): Multiple Sklerose (aufgerufen am 24.4.2024) ↩︎
  2. Charité Universitätsmedizin Berlin: Charité leitet Public-private-Partnership zur Entwicklung einer Diagnoseplattform (aufgerufen am 24.4.2024) ↩︎
  3. Zamecnik C.R., Sowa G.M., Abdelhak A., et. al. (2024). An autoantibody signature predictive for multiple sclerosis. Nature Medicine. ↩︎
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