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Studie

Hoffnung für MS-Kranke! Antiallergikum zeigt reparierende Effekte im Gehirn

Die Nervenzellen (blau) werden hier von Autoimmunzellen (gelb) angegriffen, was zur Schädigung des Myelins (rot) führt
Die Nervenzellen (blau) werden hier von Autoimmunzellen (gelb) angegriffen, was zur Schädigung des Myelins (rot) führt Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

14. Juni 2023, 4:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS) hat viele Gesichter und kann sich bei Betroffenen unterschiedlich äußern. Oft führt sie zu Lähmungserscheinungen und somit zur Einschränkung der Mobilität. Bislang ist die Krankheit nicht heilbar. Doch es gibt Hoffnung für MS-Kranke, wie eine aktuelle Studie zeigt.

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Wie die „Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e. V.“ erklärt, leben in Deutschland rund 280.000 MS-Patienten.1 Jedes Jahr werden etwa 15.000 neue MS-Fälle registriert. Dabei sind Frauen fast doppelt so oft betroffen wie Männer. Zum ersten Mal macht sich die Krankheit in der Regel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr bemerkbar. Dabei verläuft die Schädigung der Nerven im Gehirn, in Augen und im Rückenmark oft über Jahre hinweg und tritt meist in Schüben auf. Bislang lässt sich der Verlauf nicht gänzlich aufhalten, sondern mit unterschiedlichen Therapieansätzen verlangsamen und die Symptome abmildern. Forscher haben nun in einer Studie mit einem Antiallergikum Erfolge bei der MS-Behandlung erzielt.

Myelin-Wasser als verlässlicher Biomarker für MS-Behandlung

Es ist seit mehreren Jahren bekannt, dass ein Antihistaminikum zur Bekämpfung von Allergien auch wirksam bei einer MS-Behandlung ist. Allerdings konnte bislang keine Therapie aufgrund dieser Erkenntnis entwickelt werden. Nun haben Forscher nicht nur die Wirksamkeit bestätigt, sondern auch einen Biomarker für klinische Studien ausfindig gemacht.2

Bei dieser Studie steht die sogenannte Myelin-Reparatur im Vordergrund. Bei Myelin handelt es sich eine Schutzschicht am Ende von Nervenzellen. MS-Patienten verlieren nach und nach diese schützende Isolierung der Nerven. Dieser Myelin-Verlust löst Verzögerungen bei der Übermittlung von Nervensignalen aus, was zu Muskelschwäche, Sehverlust, kognitiver Verlangsamung und anderen Symptomen führen kann.

Auch interessant: Studie erklärt Zusammenhang zwischen Virus-Infektion und Multiple Sklerose

Verwendete Untersuchungsmethode

Um die Wirkung des Antiallergikums „Clemastin“ an MS-Patienten zu messen, musste eine neue Methode entwickelt werden. Diese basiert auf der Erkenntnis, dass Wasser im Gehirn, welches zwischen den dünnen Myelin-Schichten, die die Nervenfasern umhüllen, eingeschlossen ist, sich nicht so frei bewegt, wie Wasser, das zwischen Gehirnzellen schwimmt. So lässt sich nun anhand von Gehirnaufnahmen feststellen, ob sich der Myelin-Spiegel nach der Verabreichung des Medikaments ändert oder nicht. Dabei ermittelt man das Verhältnis von Myelin-Wasser zum Gesamtwassergehalt im Gehirn. Laut den Forschern ist das Myelin-Wasser ein verlässlicher Biomarker, um die Wirksamkeit von MS-Medikamenten zu messen und kann auch bei zukünftiger Forschung helfen.

Antiallergikum Clemastin repariert offenbar Myelin

In der aktuellen klinischen Studie mit 50 MS-Patienten stellten die Forscher fest, dass jene Probanden, die mit dem Medikament Clemastin behandelt wurden, einen leichten Anstieg des Myelin-Wassers aufwiesen – ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Clemastin Myelin reparieren kann. „Dies ist das erste Beispiel einer Hirnreparatur, die im MRT bei einer chronischen neurologischen Erkrankung dokumentiert wurde“, sagt der Studienautor Ari Green in einer Studienmitteilung.3 Damit wurde erstmals klinisch an Probanden nachgewiesen, dass ein Antiallergikum bei der Reparatur der Nervenzellen helfen kann. Die Forscher rund um Ari Green sind sicher, dass das die Ausgangsbasis für neue Therapieansätze sein wird.

Obwohl die Erkenntnis bahnbrechend ist, muss noch mehr Forschung mit besseren Medikamenten betrieben werden. „Clemastin kann in den Dosen, die wir verwenden können, nur teilweise wirksam sein“, erklärt der Forscher Green. Denn Clemastin wirkt in hohen Dosen sedierend, also beruhigend und senkt zudem das Schmerzempfinden ab. Deswegen muss man auf Basis dieser Studie neue Medikamente ohne solche Nebenwirkungen entwickeln, erklärt der Forscher. Dennoch: Eine gute Ausgangsbasis für eine effektive MS-Behandlung ist mit dieser Studie gelegt.

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Quellen

Themen Multiple Sklerose
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