13. November 2024, 4:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Marke More Nutrition möchte mit ihren Produkten gesunde Alternativen zu herkömmlichen, kalorienreichen Lebensmitteln anbieten, gerät damit jedoch immer wieder in Kritik. Denn es handelt sich um hoch verarbeitete Lebensmittel – und die gelten als ungesund. Verbraucherschützer werfen der Marke irreführende und illegale Gesundheitsversprechen vor. Auch ein Gericht urteilte, dass gewisse, getätigte Werbe-Aussagen gegen die offizielle Health-Claims-Verordnung verstießen. Im FITBOOK-stellte sich More-Nutrition-Produktchef Nicolas Lother der Kritik, gab Fehler in der Kommunikation vor, verteidigt die More-Nutrition-Produkte aber auch.
Ein Verkaufsschlager bei More Nutrition ist der „Zerup“. Ein Sirup, der aus hoch konzentrierten Fruchtextrakten, Aromen, Süßungsmitteln, Farbstoffen und Konservierungsstoffen besteht. Natürliche Inhaltsstoffe findet man darin dagegen nicht. Solchen hoch verarbeiteten Lebensmitteln haftet nicht gerade der Ruf an, gesund zu sein. Trotzdem rechtfertigt Produktchef Nicolas Lother „Zerup“ und andere Lebensmittel der Marke als „gesundheitlich vorteilhaft“. Wie passt das zusammen?
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Ist Kritik an stark verarbeiteten Produkten mit Gesundheitsanspruch berechtigt?
Lebensmittel, die fast ausschließlich aus stark verarbeiteten Zutaten bestehen: Ernährungsexperten weisen darauf hin, dass diese Art der Lebensmittelproduktion nicht zwangsläufig gesundheitsförderlich ist. Studien zeigen, dass eine Ernährung mit hoch verarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für Adipositas, Diabetes-Typ-2 und sogar Krebs erhöhen kann.1 Damit konfrontierte FITBOOK More-Nutrition-Produktchef Nicolas Lother. Er ist überzeugt, dass man nicht pauschal einzelne Lebensmittel für Krankheiten verantwortlich machen könnte. Vielmehr sei der gesamte Lebensstil entscheidend. So würden Studien zeigen, „dass Menschen, die einen allgemein nicht so gesunden Lebensstil haben, häufiger auch zu ungesunden Vertretern der verarbeiteten oder hoch verarbeiteten Lebensmittel greifen“.
„Ich mag dieses Schubladendenken nicht und klassifiziere Lebensmittel eher in Bezug auf gesundheitlich vorteilhaft oder nicht“
Lother betont, dass die Produkte von More Nutrition ernährungsphysiologisch sinnvoll konzipiert seien und darauf abzielten, ein gesundes Essverhalten zu unterstützen. Das einfache Einordnen von Lebensmitteln in „gesund“ oder „ungesund“ hält er für nicht zielführend. „Ich mag dieses Schubladendenken nicht und klassifiziere Lebensmittel eher in Bezug auf gesundheitlich vorteilhaft oder nicht. Wir achten strikt darauf, dass unsere Produkte ernährungsphysiologisch sinnvoll sind und gesundheitlich vorteilhaft.“
Kritiker, wie etwa die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, werfen More Nutrition vor, die gesundheitlichen Risiken von hoch verarbeiteten Produkten zu verschleiern und diese unkritisch als „gesunde Alternativen“ darzustellen. Sie verweisen auf die Tatsache, dass die Werbung von More Nutrition oft gezielt über Influencer verbreitet wird, die durch persönliche Erfahrungsberichte die Vorteile der Produkte loben.
„Mir ist nicht bekannt, dass jemals kommuniziert wurde, man könne unsere Produkte unbegrenzt konsumieren“
Influencer vermittelten ihren Followern dabei oft ein idealisiertes Bild von „Genuss ohne Reue“, das die möglichen Gesundheitsrisiken stark verarbeiteter Lebensmittel nicht berücksichtigt. Lother dazu: „Mir ist nicht bekannt, dass jemals kommuniziert wurde, man könne unsere Produkte unbegrenzt konsumieren. Was wir kommunizieren: Dass das Kaloriendefizit entscheidend ist, ob man zu- oder abnimmt.“
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Kritik an Förderung von Kalorienangst durch More Nutrition
More Nutrition ist auch dem Vorwurf ausgesetzt, ein ungesundes Verhältnis zu Kalorien zu fördern und damit Kalorienangst zu schüren. Die Influencerin Milena Reszka und manche ihrer Follower behaupteten, More Nutrition fördere ein gestörtes Essverhalten. Produktchef Nicolas Lother wies dies jedoch zurück und betonte, dass More Nutrition keinesfalls restriktive Essgewohnheiten fördern wolle. Essstörungen seien eine wirklich ernste Angelegenheit, so Lother. „Aber Lebensmittel dafür verantwortlich zu machen, dass man eine Essstörung entwickelt, halte ich für nicht angemessen“.