3. Januar 2024, 16:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Zuletzt gab es für Sie immer häufiger ein Gläschen und Sie wollen jetzt eine Alkoholpause machen? FITBOOK hat bei Experten nachgefragt und erklärt, was ein „trockener Monat“, zu Jahresbeginn auch als „Dry January“ bekannt, dem Körper bringt.
Während schon die Weihnachtszeit meist recht alkoholreich ist, geht den Letzten spätestens nach Silvester ein Licht auf: Man hat zum Jahresende in puncto Sekt, Wein, Bier und Co. etwas über die Stränge geschlagen. Eine Mischung aus momentaner Trinkunlust und schlechtem Gewissen kann dazu veranlassen, auf die toxischen Dezemberwochen mit einer Art „Fastenzeit“ zu reagieren und zumindest im Januar Alkohol zu meiden. Doch das ist leichter gesagt als getan! Laut Dr. Michael Feld, Allgemeinmediziner aus Köln, ist sie dennoch durchaus empfehlenswert. Und nicht nur jetzt, nach der Feiertagssaison.
Übersicht
Wozu ist der „Dry January“ gut?
Weniger Alkohol zu trinken oder komplett auf ihn zu verzichten – sind nicht nur beides gute Vorsätze für das neue Jahr. Das Ziel hinter diesem Aufruf ist es eigentlich, die Menschen dazu zu animieren, über ihren Alkoholkonsum nachzudenken. Erfolgt dieser nämlich exzessiv oder ohne Pausen, kann er sich in Form von unterschiedlichen Erkrankungen oder negativen Einflüssen auf die Gesundheit äußern. Beim „Dry January“ verzichten die Menschen also vom Neujahrstag bis zum 31. Januar auf sämtlichen Alkohol: damit sich die Leber erholen und den Alkohol abbauen kann.
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Wie ist der„Dry January“ entstanden?
Seinen Ursprung hat der Aufruf zum alkoholfreien Monat in Großbritannien. Genauer gesagt war eine britische Wohltätigkeitsorganisation im Jahr 2014 für die Durchführung verantwortlich. Grund dafür war, dass dort Alkohol als die häufigste Todesursache von Menschen im Alter zwischen 15 bis 49 Jahren identifiziert wurde.1 Aber auch weltweit sterben jährlich drei Millionen Menschen (überwiegend Männer) an Alkoholkonsum, laut der WHO.2
Experte rät zu Alkoholpausen
„Alkohol ist ein Zellgift, das insbesondere die Leber und das Gehirn angreifen kann“, erklärt Dr. Feld auf FITBOOK-Nachfrage. Vor allem bei Menschen mit Vorerkrankungen – etwa einer geschädigten Leber, Störungen des Zentralnervensystems oder der Psyche – könne er in großen Mengen ernsthafte Probleme verursachen. „Auch bei Gesunden wird die Leber durch Alkoholkonsum belastet“, räumt er ein. Bei ihnen erhole sich das Organ aber wieder. Voraussetzung: Man gibt ihm Zeit zum Regenerieren.
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Mindestens zwei bis drei Tage in der Woche sollten alkoholfrei sein
Auch Uwe Knop, Diplom-Ökotrophologe aus Eschborn, empfiehlt regelmäßige Trinkpausen – und zwar nicht nur im Januar, sondern das gesamte Jahr über. Mindestens zwei bis drei Tage pro Woche sollten alkoholfrei bleiben. „Alkohol dient weder der primären Ernährung, noch löscht er den Durst. Es handelt sich dabei um eine legale Droge: eine psychotrope Substanz, die der Mensch konsumiert, weil er eine berauschende Wirkung spüren möchte.“ Wie der Ernährungswissenschaftler erklärt, lautet die offizielle Empfehlung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) für Frauen, täglich nicht mehr als 0,3 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein zu trinken. Männer vertragen im Schnitt etwas mehr, sollten jedoch nicht ständig mehr als 0,6 Liter Bier oder 0,2 Liter Wein trinken.3
Wer es gerne übertreibt, sei gewarnt: Werden die absoluten Obergrenzen häufig überschritten, kann das ernsthafte Folgen nach sich ziehen. Diese liegen laut Allgemeinarzt Feld für Frauen bei 40 Gramm Alkohol pro Tag, also zwei 0,2-Liter-Gläsern Wein, bei Männern bei 60 Gramm und entsprechend einer ganzen Flasche. Auf Dauer drohen Leberzirrhose und -krebs, Veränderungen im Hirn wie Verhaltensstörungen, Aggressivität und das sogenannte Korsakoff-Syndrom, „quasi eine spezielle schwere Demenzform, die durch Alkoholmissbrauch entsteht“, so der Experte.
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Wie lange sollte die „Fastenzeit“ dauern?
Knop findet den ambitionierten Vorsatz, einen Monat lang abstinent zu sein, alles andere als verkehrt. „Der temporäre Alkoholverzicht schärft das Bewusstsein für den eigenen bisherigen Konsum. Man reflektiert, was, wann, wie oft, wie viel und warum man normalerweise trinkt.“ Noch bedeutender wirke sich das Nichttrinken bei Vorbelasteten aus – körperlich. „Fachärzte gehen davon aus, dass sich innerhalb von zwei Monaten ohne Alkohol Schäden, wie beispielsweise eine alkoholbedingte Fettleber, zurückbilden können“, so der Wissenschaftler.
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Eine Studie wies Verringerung des Alkoholkonsums nach
In einer Studie der University of Sussex, wurden 800 Menschen befragt, die im Jahr 2018 am „Dry January“ teilnahmen.4 Die Ergebnisse zeigten, dass der Alkoholkonsum bei den befragten Menschen auch im August verringert worden ist und sich allgemein ein besseres Verständnis für den individuellen Konsum entwickelt hat. Allerdings handelt es sich bei der Studie um drei Online-Umfragen, die nach eigenen Angaben von den Befragten ausgefüllt werden konnten. Für konkretere Aussagen bezüglich der langfristigen Wirkungen des „Dry Januarys“ müssen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
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Quellen
Weitere Quellen
- DryJanuaryCH. Dry January. (aufgerufen am 3.1.2024)
- Laori. Was ist Dry January? (aufgerufen am 3.1.2024)
- Kenn dein Limit. Alkoholkonsum in Deutschland. (aufgerufen am 3.1.2024)
- Bundesministerium für Gesundheit. Alkohol. (aufgerufen am 03.1.2024)
- Ökotest. Dry January: So sinnvoll ist der Alkoholverzicht im Januar. (aufgerufen am 3.1.2024)