20. Januar 2025, 20:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wie bei allen Krebsarten scheint auch bei Prostatakrebs die beste Maßnahme zur Vorbeugung der Erkrankung ein gesunder Lebensstil zu sein. Dazu gehört ausreichend Bewegung und Schlaf, sowie eine ausgewogene Ernährung. Doch nicht alle Lebensmittel sollten dabei unbedingt auf dem Speiseplan stehen – laut einer Studie sollten Männer auf ein ganz bestimmtes Lebensmittel lieber verzichten, um ihr Prostatakrebs-Risiko niedrig zu halten…
Ein Glas Milch pro Tag – gesund oder riskant? Eine Studie der Loma Linda University Health aus dem Jahr 2022 zeigt: Männer, die regelmäßig größere Mengen Milch konsumieren, haben ein deutlich höheres Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Dabei stehen nicht der Kalziumgehalt, sondern andere Inhaltsstoffe von Milch im Verdacht. Sollte Milch also vom Speiseplan gestrichen werden? Obwohl sie auch wichtige Inhaltsstoffe, wie unter anderem die Vitamine A, B, D, E und K sowie Kalzium, Phosphor, Jod sowie Fluorid enthält, die der Gesundheit beitragen?1
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Übersicht
Hintergrund der Studie
Die Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Milchprodukten und dem Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken aufgrund der Beobachtung, dass Länder mit hohem Konsum oft höhere Erkrankungsarten aufweisen. Da frühere Untersuchungen gezeigt hatten, dass Kalzium in Nichtmilchprodukten das Risiko für Prostatakrebs nicht beeinflusst, gingen die Forscher davon aus, dass andere in der Milch enthaltenen Stoffe eine Rolle bei der Entstehung der Krankheit spielen könnten.2 Ein weiterer Aspekt der Studie war, herauszufinden, ob das Risiko proportional mit steigendem Milchkonsum zunimmt.
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Mehr als 28.000 Männer acht Jahre lang begleitet
Die Studie ist Teil der Adventist Health Study-2, einer Langzeitstudie, die den Einfluss von Lebensstil und Ernährung auf die Gesundheit erforscht.3 Für die vorliegenden Untersuchungen wurden über 28.000 Männer in Nordamerika daraus einbezogen, die zu Beginn krebsfrei waren. Am Ende des Beobachtungszeitraums von etwa acht Jahren diagnostizierte man bei 1.254 Probanden Prostatakrebs.
Ernährungsgewohnheiten erfasste man mit Food-Frequency-Fragebögen (FFQ) und wiederholte 24-Stunden-Ernährungsrückrufe. Um besser differenzieren zu können, trennten die Wissenschaftler die Aufnahme von Kalzium aus Nichtmilchprodukten, wie z. B. Nüsse, Samen, Gemüse etc., von der Aufnahme des Mineralstoffes in Form von Milchprodukten.
Zusätzlich fragte man Faktoren wie Alter, familiäre Vorbelastung, BMI, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität und Prostatakrebs-Screenings ab. Um potenzielle Krebsfälle ausfindig zu machen, nutzte man das nationale Krebsregister.
Täglicher Konsum von Milch erhöht Risiko für Prostatakrebs um 25 Prozent
Die Ergebnisse zeigten, dass Männer mit hohem Milchkonsum ein signifikant höheres Risiko für Prostatakrebs haben. Im Detail ergab sich: Männer, die täglich 430 Gramm Milch konsumierten, wiesen ein 25 Prozent höheres Risiko auf, an Prostatakrebs zu erkranken, im Vergleich zu Männern, die nur 20,2 Gramm Milch konsumieren. Der Risikoanstieg verlief jedoch nicht linear. Das heißt, bis zu einem Verzehr von 150 ml pro Tag stieg die Risikokurve stark an – danach verringerte sich der rasante Anstieg. „Es ist fast so, als ob ein biologischer oder biochemischer Weg bei etwa zwei Dritteln einer Tasse Milch pro Tag gesättigt wäre“, kommentiert Gary Fraser, der leitende Prüfarzt der Studie und Professor an der Loma Linda, die Forschungsergebnisse.4 Zudem entdeckten die Wissenschaftler keine wesentlichen Unterschiede zwischen Vollmilch, fettreduzierter oder Magermilch.
Am besten so wenig Milch wie möglich verzehren
Da das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, bei einem Verzehr von bis zu 150 ml täglich am stärksten ansteigt, empfehlen die Wissenschaftler, so wenig Milch wie möglich zu trinken. Oder nicht mehr als 20 ml täglich. Männer, die bereits im engen familiären Umfeld Fälle von Prostatakrebs haben, sollten idealerweise komplett auf Milch verzichten. „Wenn Sie der Meinung sind, dass Sie einem überdurchschnittlichen Risiko ausgesetzt sind, sollten Sie Milchalternativen aus Soja, Hafer, Cashewnüssen und anderen pflanzlichen Rohstoffen in Betracht ziehen“, empfiehlt der verantwortliche Wissenschaftler Prof. Fraser.
Fraser und sein Team stellen die Vermutung auf, dass der Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milch und Prostatakrebs auf den in der Milch enthaltenen Hormonen begründet sein könnte. Bis zu 75 Prozent der milchproduzierenden Kühe sind trächtig, was zu einem erhöhten Gehalt an Geschlechtshormonen in der Milch führt. Diese Hormone könnten das Wachstum von hormonabhängigen Tumoren wie Prostatakrebs fördern. Zudem wird diskutiert, ob Milchproteine den Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1) erhöhen, ein Hormon, das mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht wird.
Käse, Joghurt und pflanzliches Calcium sind unbedenklich
Immerhin gibt es auch gute Nachrichten. So haben die Forscher keinen Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und dem Verzehr von Milchprodukten wie Käse und Joghurt gefunden. Als Grund wird vermutet, dass die Bakterien in fermentierten Milchprodukten die schädlichen Hormone abbauen. Und auch die Einnahme von Calcium aus pflanzlichen Quellen hatte keine risikosteigernde Wirkung auf die Probanden. Laut dieser Studie können Männer also deutlich ihr Risiko für Prostatakrebs senken, wenn sie lediglich Milch aus ihrem Speiseplan streichen. Fermentierte Milchprodukte können hingegen weiterhin genossen werden.

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Einschränkung der Studie
Die Studie stützt sich auf eine große und vielfältige Kohorte, die ein breites Spektrum an Milch- und Kalziumkonsum abdeckt. Dies stärkt die Aussagekraft der Ergebnisse. Allerdings handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, die keine kausalen Zusammenhänge beweisen kann. Es bleibt unklar, ob andere unbekannte Faktoren die Ergebnisse beeinflusst haben könnten.
Ein weiterer möglicher Schwachpunkt ist die Erhebung der Ernährungsdaten, die auf Fragebögen basiert. Diese Methode ist anfällig für Ungenauigkeiten, da sich Teilnehmer möglicherweise nicht an ihre tatsächlichen Essgewohnheiten erinnern.
Auch ist nicht klar, inwiefern die gesamte Ernährung das Prostatakrebs-Risiko beeinflusst – und ob möglicherweise eine ballaststoffreiche Ernährung einen moderaten Milchkonsum ausgleichen kann. „Verfügbare Daten legen nahe, dass eine Ernährung mit Schwerpunkt auf ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Vollkorn, Obst und Gemüse bei gleichzeitiger Einschränkung des Milch- und Milchproduktkonsums – ähnlich dem mediterranen Ernährungsmuster – das Krebsrisiko verringern könnte“, heißt es in einer Studie aus dem Jahr 2024.5 Laut den Wissenschaftlern sei es unerlässlich, mithilfe von weiteren Untersuchungen die genaue Rolle von Milchprodukten beim allgemeinen Krebsrisiko aufzuklären.