
20. Juli 2021, 14:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Was lauert eigentlich alles unter unserer Decke? Eine Londoner Mikrobiologin erklärt, welche Bakterien, Viren, Tierchen und Pilze sich womöglich in unseren Betten tummeln, was man dagegen tun kann und wie oft man die Bettwäsche wechseln muss.
So herrlich es sich auch anfühlt, abends unter die Bettdecke zu kriechen, sich in die Kissen zu mummeln, um auf ihnen sanft in den Schlaf zu gleiten – in Wahrheit ist das Bett alles andere als ein sauberer Ort. „Tatsächlich kommt das Bett einer Petrischale gleich“, erklärt die Londoner Mikrobiologin Dr. Manal Mohammed in ihrem in „The Conversation“ veröffentlichten Fachartikel.1 Damit die allabendliche Reise ins Land der Träume nicht zur Ekelaktion wird, gibt die Expertin nützliche Tipps zur Betthygiene mit auf den Weg. Darunter auch, wie oft man wirklich die Bettwäsche wechseln muss.
Überblick
Welche Bakterien mit uns schlafen
Niemand schläft allein. Da wären zunächst eine Vielzahl von Bakterien, darunter auch Staphylococcus- Bakterien. „Diese Bakterien sind zwar eher auf Krankenhausbettwäsche zu finden und sind normalerweise harmlos, können aber schwere Krankheiten verursachen, wenn sie durch eine offene Wunde in den Körper gelangen“, warnt Mohammed. Darunter Akne, Hautinfektionen oder Lungenentzündung. Einige Stämme sind sogar Antibiotikaresistent. „Tatsächlich trägt etwa ein Drittel der Menschen Staphylococcus aureus im Körper. Was bedeutet, dass sie recht einfach ins heimische Bett wandern können. Auch durchfallerzeugende E.coli-Stämme können sich zwischen den Kissen breitmachen. „Aus diesem Grund ist es wichtig, sich auch nach jedem nächtlichen Toilettengang die Hände richtig zu waschen“, so die Expertin.
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Milben ernähren sich von Hautzellen
Dies sei aber nur die Spitze des Eisbergs. Rund 500 Millionen Hautzellen verliert jeder Mensch am Tag – die Leibspeise der Milben, die ebenfalls wohl oder übel in unseren Betten hausen. Die Hinterlassenschaften der winzig kleinen Tierchen gehen dementsprechend ins Bettzeug über, was Allergien und sogar Asthma auslösen könne. „Auch Bettwanzen sind eine Gefahr. Obwohl diese winzigen, fünf Millimeter großen Käfer keine Krankheiten übertragen, können sie juckende rote Bissspuren und somit Angstzustände und Schlaflosigkeit verursachen.“ Das Fiese: Sie klammern sich an Kleidung oder Rücksäcke und können daher auch von Übernachtungsgästen oder Partnern eingeschleppt werden.
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Ein unordentlicher Haushalt führt zu einem schmutzigen Bett
Mikroben, Viren und Keime haben die unangenehme Angewohnheit, sich ebenfalls regelrecht an Stoffe zu krallen. Baumwolle oder Fell finden sie besonders gemütlich. „Sie verbergen sich auf Handtüchern, Küchentüchern, überleben dort bis zu zwei Wochen und können auch durch Haustiere ins Bett getragen werden“, warnt die Mikrobiologin. Bestimmte Pilzarten, die zum Beispiel eine unangenehme genitale Infektion hervorrufen können, halten sich auf Frottee oder anderen Stoffen bis zu einem Monat über Wasser. Das ist längst nicht alles: „Einige andere Arten von Viren, wie das Vaccinia–Virus (gehört zu den Pockenviren), können bis zu 14 Wochen auf Wolle und Baumwolle haften.“
Wie oft sollte man laut der Expertin die Bettwäsche wechseln?
Wirklich einladend klingt das alles nicht. Im Gegenteil rauben einem diese ekligen Fakten wohl eher den Schlaf. Die wirksamste Gegnerin von Keimen und Milben ist und bleibt die Waschmaschine. Wie oft sollte man also die Bettwäsche wechseln bzw. waschen? Mohammeds Antwort: „Mindestens alle zwei Wochen und zwar bei 60 Grad. Das tötet Keime wie Milben wirksam ab.“ Wer viel schwitzt, sollte die Maschine einmal die Woche anschmeißen und Kissenbezüge dürfen sogar alle drei Tage gewechselt werden. „Stellen Sie sicher, dass die Bettwäsche vor der Verwendung vollständig getrocknet ist.“
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Weitere Profi-Tipps zur Betthygiene
Beachten Sie Ihr Bett als eine Art Heiligtum, für das es strenge Regeln gelten. Laut Mikrobiologin Dr. Manal Mohammed sind das:
- Keine Haustiere im Bett
- Direkt vor dem Schlafengehen duschen
- Keine Kleidung vom Tag im Bett liegen lassen
- Pyjama tragen oder nackt bleiben
- Socken vom Tag nicht anlassen, bei Bedarf frische Socken anziehen
- Keine Handtücher ins Bett tragen
- Make-up vollständig entfernen, keine Cremes und Lotions vor dem Schlafengehen auftragen
- Bettdecke täglich lüften/ausschütteln
- Matratze einmal im Monat absaugen
- Alle zehn Jahre in eine neue Matratze investieren
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Quellen
- Mohammed, M. : „Your bed probably isn’t as clean as you think – a microbiologist explains“ (2021), The Conversation, aufgerufen am 20. Juli 2021