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Erfahrungsbericht

„15 Tage Kopfschmerzen im Monat! Jetzt soll Migräne-Spritze helfen“

FITBOOK-Redakteurin Mareike Schmidt hat die Migräne-Spritze ausprobiert
Bei der Migräne-Spritze handelt es sich um eine teure Therapie, deren Kosten die Krankenkassen nur in bestimmten Fällen übernimmt Foto: Getty Images/@wolf_lux_photography; Collage: FITBOOK

17. März 2025, 4:01 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Starke Kopfschmerzen gepaart mit Seh- und Sprachstörungen und Erbrechen gehören für FITBOOK-Redakteurin Mareike Schmidt seit mehr als 15 Jahren zu ihrem Alltag. Im Teenageralter wurde bei ihr Migräne mit Aura diagnostiziert. In diesem Erfahrungsbericht spricht sie über gescheiterte Prophylaxetherapien und ihre Hoffnung auf Erfolg der Antikörperspritze.

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Starke Kopfschmerzen begleiten mich mittlerweile seit mehr als 15 Jahren in meinem Alltag. Für mich sind sie kaum noch wegzudenken. Daher habe ich in den vergangenen Jahren einiges probiert, um Herr über die Schmerzen zu werden. Mal mit mehr, meist aber mit weniger Erfolg. Seit einigen Jahren bin ich nun in neurologischer Behandlung. Gemeinsam mit meinem Arzt habe ich wichtige Verhaltensmuster entwickelt, um die Migräne, so gut es nun mal gehen kann, in meinem Alltag zu managen. Dazu gehört so einiges. Das Wichtigste, was ich in all den Jahren mit Migräne gelernt habe: Jede Migräne ist individuell und hat unterschiedliche Trigger. Wichtig ist, seine persönlichen Triggerpunkte zu finden und diese so gut es geht zu vermeiden. Darüber hinaus gibt es für besonders stark betroffene Migränepatienten noch unterschiedliche Therapiemöglichkeiten, um den Alltag mit der Migräne zu verbessern und die Schmerzen zu minimieren. Eine große Hoffnung setzte ich dabei auf die Wirkung einer Migräne-Spritze.

Akuttherapie mit Triptanen

Seitdem ich in neurologischer Behandlung bin, habe ich gemeinsam mit meinem Arzt einiges erarbeitet, um die Migräne besser managen zu können. Dazu gehörte zunächst das Finden einer geeigneten Akuttherapie. Bei der sogenannten Akuttherapie geht es darum, bestmöglich mit einer Migräneattacke umzugehen und den einhergehenden Schmerzen unter anderem medikamentös entgegenzuwirken. Am häufigsten kommen dabei Triptane zum Einsatz. Diese sind die am besten untersuchten Wirkstoffe bei der Migräne-Akuttherapie. Sie wirken schmerzlindernd und gefäßverengend und können auch bei Übelkeit und Erbrechen helfen. In Deutschland gibt es sieben verschiedene Triptane. Nicht jedes Triptan schlägt bei jedem an, daher muss man sich in einigen Fällen durchtesten.

Im Idealfall nehme ich Triptane nach der Aura (visuelle oder sensorische Wahrnehmungsstörungen) und vor dem Beginn der Kopfschmerzphase ein. Für eine gute Wirkung ist der richtige Zeitpunkt daher sehr wichtig. Aber auch während einer Migräneattacke können sie eingenommen werden und wirken dann auch noch. Allerdings haben Triptane eine begrenzte Wirkdauer, weshalb es bei einer längeren Migräneattacke hilfreich sein kann, nach einigen Stunden erneut eine Tablette zu nehmen.

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Etliche Prophylaxe-Versuche scheiterten

Neben der Akuttherapie ist eine Prophylaxe, also eine Vorbeugung der Migräne, ebenso wichtig. Das Ziel einer medikamentösen und vorbeugenden Behandlung der Migräne ist es, die Häufigkeit, Dauer und Intensität von Migräneattacken zu vermindern. Ein weiterer Aspekt ist die Verhinderung eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes. Dieser kann durch eine zu häufige Einnahme von Migräne- und Schmerzmitteln ausgelöst werden.

Die medikamentöse Migräneprophylaxe kann mit verschiedenen Mitteln erfolgen. Häufig werden dafür Betablocker eingesetzt, die eigentlich zur Blutdrucksenkung verwendet werden. Aber auch der Einsatz von Epilepsiepräparaten kann erfolgreich sein. Ich habe etwa ein Dreivierteljahr Betablocker eingenommen, mit zunehmender Steigerung der Dosierung. Leider ohne spürbaren Erfolg. Danach nahm ich für einige Monate ein Präparat gegen Epilepsie. Auch dieses bewirkte bei mir keine Verbesserung der Migräne und verursachte eher stärkere Nebenwirkungen. Aufgrund dieser Lage verschrieb mir mein Neurologe die Migräne-Spritze.

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Nicht jeder bekommt die Migräne-Spritze verschrieben

Die Migräne-Spritze ist mit etwa 450 bis 500 Euro pro Spritze eine teure Therapie. Um sie verschrieben zu bekommen, muss man daher bestimmte Auflagen erfüllen. Nur so wird sie von den Krankenkassen übernommen. Zu den Auflagen gehört der Nachweis von mehreren erfolglosen medikamentösen Prophylaxetherapien und mehr als etwa vier Migränetage im Monat. Durch meine gescheiterten Prophylaxeversuche und den weiter anhaltenden Migräneattacken von bis zu zehn oder mehr Tagen im Monat qualifizierte ich mich daher nach etwa anderthalb Jahren für die Migräne-Spritze.

Die Migräne-Spritze ist seit etwa 2018 auf dem Markt und hat in der Regel eine schnelle und gute Wirksamkeit und nur geringe Nebenwirkungen – was sie für Migränepatienten wie mich sehr vielversprechend macht. Dementsprechend hoch waren meine Hoffnungen vor Beginn der Behandlung.

Wie wirkt die Spritze?

Bei der Entstehung von Migräne spielen Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP, calcitoninbezogenes Gentranskript-Peptid) eine wichtige Rolle. Dieser Botenstoff wirkt gefäßerweiternd, fördert Entzündungen und wird von vielen Migränepatienten im Überschuss gebildet. Genau dort setzt die Migräne-Spritze an. Die monoklonalen Antikörper, die sich in der Spritze befinden, setzen am Botenstoff an oder binden sich an dessen Rezeptor und deaktivieren die Bindungsstellen. Dadurch blockieren sie den Signalweg, was zur Verhinderung von Migräneattacken führen kann. Daher werden sie auch als CGRP-Antikörper bezeichnet.

Meine Erfahrungen nach acht Monaten Anwendung

Monatlich spritze ich mir das Antikörperpräparat, wobei das Selbstinjizieren überraschend problemlos läuft. Gelegentlich brennt es während dem Injizieren etwas, aber das ist kein Vergleich zu den Schmerzen, die die Migräne verursacht.

Die ersten Verbesserungen spürte ich nach etwa drei Monaten Anwendung. Ich habe an weniger Tagen im Monat Migräne und die Attacken sind teils kürzer als zuvor. In besonders stressigen Zeiten hatte ich bisher an bis zu 15 Tagen im Monat Migräne, was für mich eine immense Einschränkung in meinem täglichen Leben darstellte. Ständig musste ich Termine und Verabredungen spontan absagen und mich beim Ansturm einer Attacke möglichst schnell in einen abgedunkelten Raum flüchten und Schmerzmittel einnehmen. Dort verharrte ich dennoch stundenlang unter Schmerzen, bis diese anfingen, nachzulassen. Entsprechend hoch waren meine Hoffnungen in die vielversprechende Migräne-Spritze.

Mir war klar, dass die Spritze die Migräne nicht völlig verschwinden lassen kann, denn Migräne ist eine chronische Erkrankung und nicht heilbar. Aber selbst die kleinste Besserung ist für mich ein Erfolg und lässt mich etwas an Lebensqualität zurückgewinnen.

Mittlerweile nehme ich die Migräne-Spritze seit acht Monaten und sehe zum ersten Mal in all den Jahren eine Verbesserung meiner Situation. Aber auch wenn die Spritze bei mir aktuell zwar schon eine Besserung bewirkt, ist es für mich weiterhin wichtig, eine feste Routine im Alltag beizubehalten und möglichst stressfrei und Trigger vermeidend zu leben. Das fällt nicht immer leicht, ist oft anstrengend und hat mit Verzicht zu tun, aber für weniger Schmerz und Einschränkungen im Alltag ist es mir das wert.

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Migräne-Spritze nicht als dauerhafte Behandlungsmöglichkeit gedacht

Für eine lebenslange Verwendung ist die Migräne-Spritze nicht gedacht, daher kommt früher oder später der Punkt, an dem man sie absetzen muss. Bei mir wird das nach circa einem bis eineinhalb Jahren Anwendungsdauer der Fall sein. Dann planen mein behandelnder Arzt und ich einen Auslassversuch und wollen schauen, wie mein Körper ohne die Spitze zurechtkommt. Davor habe ich Respekt, denn die Angst ist da, dass die Beschwerden wieder stärker werden. Doch viele Patienten erleben nach der Absetzung weiterhin eine Verbesserung und fallen nicht in ihre alten Beschwerden zurück, was mir Hoffnung macht.

Was gerade noch für Frauen wichtig ist, zu erwähnen: Im Fall eines Kinderwunsches oder gar einer Schwangerschaft, wird aktuell empfohlen, die Spritze direkt abzusetzen, da es zu einer Anwendung dieser Art noch keine genauen Daten gibt. Daher ist die Anwendung der Spritze gerade bei vielen Frauen mit Überlegungen im Vorfeld verbunden.

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