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Trotz immer mehr Hundertjähriger

Laut Studie hat Menschheit die Obergrenze der Lebenserwartung erreicht

Unsere Obergrenze für die Lebenserwartung sei erreicht, sagen amerikanische Forscher in einer aktuellen Studie
Unsere Obergrenze für die Lebenserwartung sei erreicht, sagen amerikanische Forscher in einer aktuellen Studie Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

9. Oktober 2024, 19:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der Traum vom ewigen Leben wird wohl auf lange Zeit – wenn nicht gar für immer – ein Traum bleiben. Nicht nur das: Wie eine aktuelle Studie zeigt, haben die Menschen schon jetzt die Obergrenze der Lebenserwartung erreicht.

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Während einige Menschen vom ewigen Leben träumen, empfinden es andere eher als Albtraum. Freddie Mercury, der Lead-Sänger der Rockband Queen, fragte schon in einem gleichnamigen Song von 1986 „Who Wants to Live Forever“? Realistisch betrachtet würde es zur Überbevölkerung und den damit einhergehenden Problemen wie einem Mangel an Ressourcen führen. Allerdings ist die Menschheit noch weit von Unsterblichkeit entfernt. Zudem gibt es Hinweise dafür, dass wir schon jetzt die Obergrenze der Lebenserwartung erreicht haben. Dies zumindest zeigt eine aktuelle Studie. Allerdings gibt es Faktoren, die Zukunftsprognosen schwierig machen.

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Lebenserwartung hat sich in Deutschland verdoppelt

In den letzten Jahrzehnten ist die Lebenserwartung enorm gestiegen. Besonders eindrucksvoll zeigt es die Aufzeichnung der Daten des Statistischen Bundesamtes zur Lebenserwartung in Deutschland seit 1871 auf.1 Kaum zu glauben, aber damals betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt für Männer lediglich 35,6 Jahre und für Frauen 38,5 Jahre. Rund 150 Jahre später hat sich die Lebenserwartung verdoppelt! Sie liegt derzeit bei 78,2 Jahren für Männer und 83,0 Jahren bei Frauen. FITBOOK hat bereits über die steigende Lebenserwartung in Deutschland in einem früheren Beitrag berichtet.

Da es sich hier um statistische Durchschnittswerte handelt, gibt es für den deutlichen Anstieg der Werte auch Erklärungen. Laut dem Statistischen Bundesamt liegt der rasche Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zum Großteil am Rückgang der Säuglingssterblichkeit. Als weitere wichtige Gründe werden der Fortschritt in der medizinischen Versorgung, Hygiene, Ernährung und Wohnsituation genannt sowie verbesserte Arbeitsbedingungen und ein gestiegener materieller Wohlstand.

Verdopplung in den nächsten 150 Jahren eher unwahrscheinlich

Ohne tiefer in das Thema einzusteigen, könnte man annehmen, dass sich die Lebenserwartung in den nächsten 150 Jahren wieder verdoppelt oder zumindest einen deutlichen Anstieg der Obergrenze erreicht. Doch das ist eher unwahrscheinlich, wie Forscher in einer aktuellen Studie erklären.2 Trotz neuer Fortschritte in der Medizintechnik und der Genforschung sowie steigender Zahl Hundertjähriger wird es nicht mehr zu einem deutlichen Anstieg der Lebenserwartung kommen, schlussfolgern amerikanische Wissenschaftler von der „University of Illinois-Chicago“.

„Wir müssen akzeptieren, dass es eine Grenze gibt“, kommentiert der Studienleiter S. Jay Olshansky die Ergebnisse seiner Untersuchung in der Fachzeitschrift „Nature Aging“.

Daten für die Studie stammen vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung

Um den Verlauf der Lebenserwartung und seine Obergrenze zu untersuchen, nutzten die amerikanischen Forscher Daten des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung für den Zeitraum 1990 bis 2019. Der Fokus lag dabei auf acht Regionen der Welt, in denen die Menschen am längsten leben:

  • Australien
  • Frankreich
  • Italien
  • Japan
  • Südkorea
  • Spanien
  • Schweden
  • Schweiz

Zudem wurden noch Hongkong sowie die USA miteinbezogen, um die Entwicklung dort zu beobachten. Dabei tauchen die USA nicht mal in der Top-40 der Länder mit der höchsten Lebenserwartung auf.

Auch interessant: Das bewirkt Humor für die Lebenserwartung

Frauen werden weiterhin länger leben als Männer

Anhand der Analyse der Daten der letzten 30 Jahre können die Wissenschaftler beobachten, wie sich die Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten entwickelte und daraus Rückschlüsse für die Zukunft ziehen. Die erste Erkenntnis lautet: Frauen leben nach wie vor länger als Männer.

Die zweite Erkenntnis: Die Lebenserwartung wird zwar weiter steigen, aber deutlich langsamer. Zwischen 1990 und 2010 stiegt die Lebenserwartung noch um rund 2,5 Jahre pro Jahrzehnt. Seit 2010 sind es nur noch 1,5 Jahre in den Ländern mit der höchsten Lebenserwartung. In den USA dagegen fand nahezu gar kein Anstieg der Obergrenze bei der Lebenserwartung im letzten Jahrzehnt statt. Allerdings sind die USA wenig repräsentativ, da die Bevölkerung mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen hat, die zu einem vorzeitigen Tod führen. Dazu gehört ein weitverbreiteter Drogenkonsum, Schießereien, Fettleibigkeit sowie oftmals eine schlechte medizinische Versorgung bei Menschen, die sich keine Krankenversicherung leisten können.

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Die Obergrenze der Lebenserwartung ist erreicht, aber …

Die Studie deutet darauf hin, dass es eine Obergrenze bei der Lebenserwartung gibt, unabhängig vom technologischen Fortschritt und medizinischer Versorgung. „Wir quetschen immer weniger Leben aus diesen lebensverlängernden Technologien heraus. Und der Grund dafür ist, dass uns das Altern in die Quere kommt“, sagt Studienleiter S. Jay Olshansky.

Laut der Datenanalyse erreichten im Jahr 2019 knapp zwei Prozent der Amerikaner das 100. Lebensjahr. In Japan waren es dagegen fünf Prozent und in Hongkong sogar neun Prozent. Insgesamt wird die Zahl der Hundertjährigen in den kommenden Jahrzehnten wahrscheinlich steigen, der Grund dafür wird aber vorrangig das Bevölkerungswachstum sein. Der Prozentanteil der Hundertjährigen wird aber weiterhin gering bleiben. Olshansky schätzt, das in den meisten Ländern weniger als 15 Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer dieses Alter im jetzigen Jahrhundert erreichen werden.

Die Forscher schreiben in der Studienauswertung, dass aus ihrer Sicht unter Berücksichtigung der aktuellen Daten die Obergrenze der Lebenserwartung nahezu erreicht ist. Allerdings können sie nicht in die Zukunft schauen und prognostizieren, wie medizinischer Fortschritt (z. B. Krebstherapien) und gesundheitliche Versorgung (insbesondere im hohen Alter) die Lebensspanne weiter nach oben treiben werden.

Quellen

  1. Statistisches Bundesamt: Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland seit 1871/1881 (aufgerufen am 9.10.2024) ↩︎
  2. Olshansky, S.J., Willcox, B.J., Demetrius, L., et al. (2024). Implausibility of radical life extension in humans in the twenty-first century. Nature Aging. ↩︎
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