18. Juni 2024, 4:11 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Meningitis entsteht durch eine Infektion mit bestimmten Viren oder Bakterien, die zu einer gefährlichen Entzündung der Hirnhaut führt. Dabei wirken die Symptome anfangs wie die einer normalen Grippe – wobei die Erkrankung bereits innerhalb weniger Tage lebensgefährlich werden kann.
Abhängig von der Art der Infektion ist ein plötzliches und rasantes Auftreten von Symptomen möglich: Eine bakterielle Meningitis hat einen besonders schweren Verlauf und gilt fast immer als medizinischer Notfall. FITBOOK-Autorin Julia Freiberger erklärt die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Meningitis.
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Übersicht
Was ist eine Meningitis?
Bei einer Meningitis sorgt eine Infektion mit bestimmten Viren oder Bakterien für eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute. Das Gefährliche an der Erkrankung ist, dass sie die Bindegewebsschichten entzündet, welche das zentrale Nervensystem umgeben. Dabei dringen die Erreger in den Körper ein und können sich über die Blutbahn in das zentrale Nervensystem ausbreiten, woraufhin eine Entzündungsreaktion ausgelöst wird. Diese kann lebensbedrohliche Schäden und Schwellungen am Rückenmark und Gehirn hervorrufen. Sollte sich die Entzündung auf das Gehirn ausbreiten, spricht man von einer sogenannten „Meningoenzephalitis“.1
Eine Meningitis ist ähnlich wie die Enzephalitis eine ernst zu nehmende Erkrankung und muss schleunigst behandelt werden. Eine verzögerte Behandlung oder Komplikationen können langfristige Folgen, wie Gedächtnisprobleme, Konzentrationsstörungen und psychische Störungen nach sich ziehen.
Wie häufig tritt eine Hirnhautentzündung auf?
In westlichen Ländern gehören Viren vorwiegend zu den häufigsten Auslösern einer Meningitis. Dabei sind ungefähr 17 von 100.000 Menschen betroffen, wobei etwa die Hälfte der Fälle auf Enteroviren als Verursacher zurückzuführen sind. Die bakterielle Form ist seltener: Nur ein bis zwei von 100.000 Personen erkranken an einer bakteriellen Meningitis.2
Wer ist besonders gefährdet?
Grundsätzlich kann jeder an Meningitis erkranken. Säuglinge im ersten Lebensjahr, Kinder oder Jugendliche sind am häufigsten betroffen. Das Risiko einer Ansteckung ist bei einem geschwächten Immunsystem, schlechten hygienischen Bedingungen oder in beengter Wohnsituation deutlich höher.3
Wie überträgt sich Meningitis?
Tröpfcheninfektion
Zu den häufigsten Übertragungswegen gehört die Tröpfcheninfektion. Befinden sich die Bakterien im Nasen-Rachen-Raum des Menschen, gelangen sie beim Husten, Sprechen oder Niesen in die Luft und können von anderen eingeatmet werden.
Schmierinfektion
Es ist auch möglich, sich über eine Schmierinfektion anzustecken, wie die Berührung eines infizierten Nasensekrets.
Ursachen für die Entstehung
Eine Hirnhautentzündung kann unterschiedliche Auslöser haben: Meistens erfolgt die Infektion durch Viren, Bakterien und im seltenen Fall durch Pilze. In einigen Fällen können auch Krebs, bestimmte Medikamente und Autoimmunerkrankungen eine Meningitis verursachen.
Man spricht von einer eitrigen Meningitis, wenn die Entzündung durch Bakterien entsteht. Eine nicht eitrige Meningitis liegt vor, wenn die Erkrankung nicht bakteriellen Ursprungs ist. Sie entsteht meist im Zusammenhang mit einer allgemeinen Infektionskrankheit wie Borreliose, Tuberkulose, Syphilis und Leptospirose.
Aufgrund ihrer Varietät verläuft die Erkrankung bei jedem individuell. Dabei spielen Faktoren wie die Verfassung des Immunsystems, Vorerkrankungen und die Krankheitsursache eine große Rolle. Für gewöhnlich gelangen die Erreger nicht direkt in das Rückenmark oder das Gehirn eines Menschen, nachdem man sich infiziert hat. Die Ausbreitung erfolgt erst, nachdem sie sich über den Nasen-Rachen-Raum im Blut angesiedelt haben. Danach ist es ihnen möglich über die Blutbahn zu den Hirnhäuten zu gelangen.4
Infektion durch Pilze
Eine Hirnhautentzündung kann manchmal auch durch Pilze auftreten. In der Regel erkrankt ein Mensch mit einem gesunden Immunsystem kaum an einer Meningitis, die durch Hefe- oder Schimmelpilze ausgelöst wurde. Gänzlich unmöglich ist es aber nicht. Wenn das Immunsystem durch eine andere Infektion (z. B. HIV) geschwächt sein wollte, lässt sich auch keine Infektion durch Pilze ausschließen.
Infektion durch Viren
Bestimmte Viren, wie Herpes- oder Arboviren können eine Entzündung der Hirnhaut hervorrufen. Dabei werden fast schon Grippe-ähnliche Symptome ausgelöst, die für gewöhnlich nach mehreren Wochen von allein wieder abklingen. Weitere Viren, die die Entstehung begünstigen könnten, wären:
- Herpes-Viren
- SARS-CoV-2 (Corona)
- Arboviren (durch Mücken oder Zecken übertragen)
- Varizella-Zoster-Virus (Windpocken)
- Epstein-Barr-Virus
- Coxsackie-Viren (Hand-Fuß-Mund-Krankheit)
Infektion durch Bakterien
Hirnhautentzündungen, die durch Bakterien ausgelöst werden, sind zwar seltener – haben jedoch einen schwerwiegenden Verlauf. Der größte Unterschied zu den viralen Infektionen ist der, dass die Symptome plötzlich und stark auftreten können. Aufgrund der schweren Komplikationen stellt eine bakterielle Infektion fast immer einen medizinischen Notfall dar und muss im Krankenhaus behandelt werden. Folgende Bakterien könnten die Erkrankung auslösen:
- Haemophilus influenzae
- Streptokokken der Gruppe B
- Pneumokokken
- Meningokokken (Neisseria meningitidis)
- Listerien
- Bei Neugeborenen: Escherichia coli
- Borrelien
Meningitis durch Borrelien
Ein Zeckenstich kann zur Übertragung von Bakterien namens Borrelien führen. Diese Bakterien können das Nervensystem infizieren und nach mehreren Wochen oder Monaten eine Neuroborreliose verursachen, die sich oft als leichte Meningitis zeigt. Bei Kindern kommt es im Zusammenhang mit einer Neuroborreliose häufiger zu einer Hirnhautentzündung als bei Erwachsenen.
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Meningokokken-Meningitis
Aufgrund der verfügbaren Impfung sind Meningokokkeninfektionen in Deutschland relativ selten. Allerdings ist die Infektion ernst zu nehmen, da in fast zwei Dritteln der Fälle eine Entzündung der Hirnhaut verursacht wird und in einem Drittel sogar zu Sepsis führen kann.5
Die Symptome einer Hirnhautentzündung
Die Erkrankung kann sich durch folgende Symptome äußern:
- Starke Kopfschmerzen
- Hohes Fieber
- Abgeschlagenheit
- Nackensteifigkeit (bei Säuglingen oft nicht erkennbar)
- Übelkeit und Erbrechen
- Hohe Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen und Licht (Lichtscheue)
- Verwirrtheit, Krampfanfälle
- Bewusstseinsstörungen und Bewusstlosigkeit
- Punktförmige Hautblutungen
Zu den ersten Anzeichen einer Meningitis gehören hohes Fieber, Abgeschlagenheit und starke Kopfschmerzen. Bei den meisten Betroffenen entwickelt sich auch eine Nackensteifigkeit, die durch die Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute verursacht wird. In diesem Fall ist es für die Betroffenen kaum möglich den Kopf zur Brust zu beugen.
Liegt eine Infektion mit Meningokokken vor, kann es auch sein, dass sich kleine punktförmige Flecken auf der Haut bilden, welche durch Blutungen entstehen. Ebenfalls problematisch: In dem Anfangsstadium der Erkrankung ist es schwierig festzustellen, ob es sich um eine bakterielle oder virale Meningitis handelt. Letztere macht sich allerdings weniger stark und eher langsamer bemerkbar.6
Folgen
Bei Meningitis kommt es auf die frühzeitige Behandlung der Erkrankung an. Anderenfalls kann es zu unterschiedlichen Komplikationen oder Spätfolgen kommen – die auch nach einer erfolgreichen Behandlung auftreten können.
- Sepsis
- Gedächtnisprobleme
- Hirnödem
- ARDS (akutes Lungenversagen)
- Nierenversagen
- Waterhouse-Friderichsen-Syndrom
- Lernschwierigkeiten
- Epilepsie
- Tod
Wie diagnostiziert man eine Meningitis?
Falls ein Verdacht auf Meningitis besteht, ist schneller Handlungsbedarf gefragt. So kann ein Besuch beim Arzt oder der Notaufnahme unter einigen Umständen lebensrettend sein. In den ersten Schritten der Untersuchung ist es wichtig herauszufinden, ob es sich um eine virale oder bakterielle Meningitis handelt, da sie sich in ihrer Behandlung voneinander unterscheiden.
Anamnese
Bei der Anamnese wird zunächst die Krankengeschichte des Patienten mit dem Arzt durchgesprochen, wobei insbesondere Vorerkrankungen, Symptome oder aktuelle Erkrankungen im Fokus stehen.
Körperliche Untersuchung
Der Arzt untersucht zuerst die Anzeichen einer Meningitis. Hierbei kann überprüft werden, ob bei dem Betroffenen eine Nackensteifigkeit vorliegt, indem man versucht, den Kopf mit dem Kinn zum Brustkorb zu führen. Erfolgt diese Bewegung mit Schmerzen, könnte eine Meningitis vorliegen. Ein weiteres Zeichen ist das sogenannte „Brudzinski-Zeichen“. Bei diesem ziehen die Betroffenen der Erkrankung im Liegen reflexartig die Beine an, wenn sie starke Schmerzen bei einer Kopfneigung empfinden.
Besonders wichtig ist auch die Untersuchung der Haut beim Betroffenen. Sollten nämlich kleine blaue oder bräunliche Pünktchen zu sehen sein, kann es sich um Einblutungen an der Haut handeln – die auf eine bakterielle Meningitis schließen lassen.
Blutabnahme
Durch Blutproben lassen sich die Erreger nachweisen und bestimmen. Anschließend kann der Arzt ein passendes Antibiotikum für die Behandlung empfehlen.
Bildgebende Verfahren
Mithilfe eines MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) kann der Zustand des Gehirns festgestellt werden. In einigen Fällen ist es auch möglich Aussagen, über den Ursprung der Erreger zu treffen.
Entnahme von Nervenwasser
Eine weitere Möglichkeit ist die Entnahme des Nervenwassers, welches dann ebenfalls auf mögliche Erreger im Labor untersucht wird.
Behandlungsmöglichkeiten
Der Verlauf und die Entwicklung einer Meningitis lässt sich kaum einschätzen. Deswegen ist es wichtig, schnell mit der Behandlung zu beginnen – am besten in einem Krankenhaus. Nachdem Blut- oder Nervenwasserproben entnommen worden sind, kann eine Therapie angesetzt werden.7
Behandlung bei einer viralen Meningitis
Die Therapie bei einer viralen Meningitis ist abhängig von den Symptomen sowie dem Schweregrad der Erkrankung. Heilt die Entzündung nicht von selbst nach einigen Tagen oder Wochen ab, benötigen die Betroffenen eine intensive Behandlung im Krankenhaus.
Folgende Maßnahmen können zur Linderung der Beschwerden verwendet werden:
- Regelmäßige Zufuhr von Flüssigkeiten (auch intravenös)
- Medikamente gegen Übelkeit
- Schmerzmittel zur Linderung von Kopfschmerzen
- Antivirale Medikamente zur Hemmung des Virus
Behandlung bei einer bakteriellen Meningitis
Leidet die Person unter einer bakteriellen Meningitis, ist Schnelligkeit gefragt, um Folgeschäden oder Komplikationen so gut es geht auszuschließen. Zuerst führt man eine Antibiotikatherapie durch – häufig mit einem Breitbandantibiotikum wie Penicillin. Das lindert die Beschwerden reduziert die Ansteckungsgefahr. Nach der Identifizierung des Erregers kann im nächsten Behandlungsschritt ein Antibiotikum ausgewählt werden, welches gezielt gegen den Erreger wirkt.
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So kann man einer Meningitis vorbeugen
Eine Vorbeugung ist in dem Sinne möglich, dass man sich gegen die meisten Erreger einer Meningitis impfen kann. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Meningokokken-B- sowie C-Impfung, die man so früh wie möglich durchführen sollte. Gerade bei Kindern und Säuglingen ist das Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift, wodurch sie einem höheren Risiko ausgesetzt sind an Meningitis zu erkranken.8