25. Juni 2024, 20:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Meningeome sind Tumoren, die von den Hirnhäuten ausgehen – damit unterscheiden sie sich von anderen Arten von Hirntumoren, die oft im Gehirngewebe entstehen – und sind in einem Großteil der Fälle gutartig. Dennoch ist die Diagnose ernst zu nehmen. FITBOOK-Autorin Laura Pomer erklärt, welche Faktoren die Entstehung von Meningeomen begünstigen und welche Symptome auf den Befund hindeuten können sowie das übliche Vorgehen bei der Behandlung.
Meningeome stehen für spezielle Hirntumoren, die aus der Haut entstehen, welche das Hirn umgibt. Sie sind meist gutartig und zeichnen sich dann dadurch aus, verdrängend zu wachsen, sprich langsam und sich an das umliegende Gewebe anpassend. Das bedeutet, dass sie nur selten ins Gehirn eindringen und in der Folge auch meist erst spät Symptome zeigen. Es gibt aber auch deutlich seltenere Formen von Mengiomen, die bösartig sind und deren Krankheitsverlauf und Prognose entsprechen anders verlaufen. Mehr dazu im Folgenden.
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Übersicht
Was ist ein Meningeom?
Für die Beurteilung des Befunds (und ebenso für die Art etwaiger Symptome) spielt vor allem die Lokalisation von Meningeomen eine wesentliche Rolle. Dies erklärt die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC).1 Meistens wachsen sie ausgehend von der Hirnhaut über die Hirnhälften oder in dem bindegewebigen Bereich dazwischen. Man spricht dann von Konvexitätsmeningeomen oder Falxmeningeomen. Seltener sind sogenannte Schädelbasismeningeome. Weiterhin kann es Meningeome im Bereich der Wirbelsäule geben; in diesem Fall befinden sie sich häufig im Rückenmarkskanal.
Einteilung
Bei der Einteilung orientiert man sich an der offiziellen Klassifizierung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO).2 WHO-Grad 1 steht dabei für ein langsam wachsendes (gutartiges) Meningeom, WHO-Grad 2 für ein sogenanntes atypisches Meningeom mit verhältnismäßig hohem Wachstumspotenzial. WHO-Grad 3 bezeichnet das relativ seltene, bösartige anaplastische Meningeom.
Bis zu 90 Prozent der diagnostizierten Meningeome werden als gutartig (Grad 1) eingestuft. In diesem Fall können sie gemeinhin gut und vollständig operativ entfernt werden.3
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Ursachen und Risikofaktoren
Es erkranken öfter Frauen an Meningeomen, meist im Alter zwischen 40 und 60 Jahren.4 Bei den männlichen Betroffenen ist dafür der Anteil an bösartigen Meningeomen höher. Die Ursachen für diese ungleiche Verteilung zwischen den Geschlechtern sind bisher nicht geklärt.
Dahingegen weiß man um ionisierende Strahlung als wichtiger Risikofaktor. Laut der DGNC haben Personen, bei denen als Kinder Schädelbestrahlungen vorgenommen wurden, „ein vielfach erhöhtes Risiko, an einem Meningeom zu erkranken“.
Man erforsche derzeit intensiv, welche Veränderungen der Erbsubstanz zur Entstehung von Meningeomen führen können. Es scheint verschiedene genetische Risikofaktoren zu geben, mit jedoch einzeln betrachtet nur geringfügigem Einfluss. Eine Vererbung von erkrankten Eltern an ihre Kinder gibt es laut der DGNC nicht. Dagegen können Meningeome sehr wohl im Zusammenhang mit erblichen Syndromen auftreten. Hier ist insbesondere die seltene, chronische Erkrankung Neurofibromatose Typ 2 (NF2) zu nennen, welche im gesamten Nervensystemen Tumoren verursachen kann.5 Bei Betroffenen mit NF2 werden häufig gar mehrere Meningeome gefunden.
Symptome von Meningeomen
Die Symptome eines Meningeoms hängen vor allem davon ob, wo der Tumor sich befindet. Sie entstehen, wenn etwa benachbartes Gehirngewebe tangiert wird. Häufig reizen Meningeoms die Hirnhäute, was Krampfanfälle auslösen kann. Daneben sind Kopfschmerzen und verschiedene Arten neurologischer Auffälligkeiten möglich, etwa Seh-, Riech- oder Sprechstörungen oder Taubheitsgefühle in den Armen oder Beinen. Auch zählen Müdigkeit und psychische oder persönlichkeitsbezogene Veränderungen zu den häufigen Symptomen.
Es kann einige Zeit vergehen, bis langsam wachsende Meningeome Symptome zeigen. Etwa beim prominenten Fall der verhältnismäßig jung erkrankten Kim Gloss war es noch nicht so weit, als die zu dem Zeitpunkt 30-Jährige ihre Diagnose zufällig erhielt. Bei der Influencerin war nach einem Sportunfall im Krankenhaus eine Computertomographie (CT) vorgenommen worden. Dabei stellte man die Veränderungen fest. Sie wurde 2024 operiert.
Untersuchung und Diagnose
Mit Auffälligkeiten, die möglicherweise Symptome eines Meningeoms sein könnten, ist man bei einem Facharzt für Neurologie an der richtigen Stelle. Bei der Untersuchung werden neben Vorerkrankungen und allgemeinem Gesundheitszustand die Art und Häufigkeit der Beschwerden abgefragt. Im nächsten Schritt folgen neurologische und dann bildgebende Untersuchungsverfahren. Per CT oder Magnetresonanztomografie (MRT) lassen sich krankhafte Veränderungen und Schwellungen erkennen, messen und lokalisieren. Als Goldstandard gilt das MRT, schreibt das DGNC, allerdings ist ein möglicher Knochenbefall durch das Meningeom besser per CT zu beurteilen. Weiterhin ist demnach eine Gefäßdarstellung (Angiografie) speziell im Hinblick auf eine Operation sinnvoll, um herauszufinden, mit welchen Gefäße der Tumor verbunden ist.
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Behandlung von Meningeomen
Bei sehr kleinen Meningeomen, die keine Symptome zeigen, ist eine Behandlung manchmal umgänglich. In diesem Fall muss die Entwicklung des Hirntumors regelmäßig kontrolliert werden. Mit der Größe der Tumoren und dem Alter der Patienten nehmen auch die Gefahren einer OP zu.
Operation
Die chirurgische Entfernung eines Meningeoms ist die Standardbehandlung. Dabei wird bestenfalls beabsichtigt, neben dem vollständigen Tumor auch seinen Ansatz an den Hirnhäuten sowie womöglich befallene Knochenstrukturen zu entnehmen. Abhängig von der genauen Lokalisierung sind derart radikale Eingriffe aber nicht immer bei einem verhältnismäßigen Risiko durchführbar.
Bei gutartigen Tumoren sind die Prognosen nach einer OP allgemein gut. Die Wahrscheinlichkeit eines Rezidiv liegen bei zwischen 7 und 20 Prozent. Bei einem Meningeom von WHO-Grad 2 kommt in rund 40 Prozent der Fälle der Tumor im Verlauf von etwa fünf Jahren zurück.6 Unter den behandelten WHO-Grad-3-Patienten erleiden rund 78 Prozent ein Rezidiv, rund 30 Prozent davon mit Metastasen.
Bestrahlung
Eine Strahlentherapie kann in Einzelfällen alternativ zur OP erfolgen.7 Üblicher ist die Bestrahlung im Anschluss an einen Eingriff – insbesondere bei WHO-Grad-3-Meningeomen, da Tumoren mit schnell wachsenden und bösartigen Eigenschaften besonders gut auf die Therapie anschlagen. „Kleine Tumoren oder Tumorreste können je nach Lage häufig mit sehr gutem Erfolg strahlenchirurgisch behandelt werden“, schreibt dazu die DGNC, und betont hiervon die Bedeutung für spezielle Schädelbasistumoren.