17. April 2024, 13:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Melatonin als Präparat könnte in Zukunft eine wichtige Rolle im Kampf gegen Fettleibigkeit spielen. Neue spanische Studien liefern jetzt Hinweise dafür, dass das Schlafhormon Übergewicht vorbeugen und zusammen mit einem kühlen Bad sogar das schädliche viszerale Fett zum Schmelzen bringen kann. FITBOOK-Autorin Friederike Ostermeyer erklärt, was genau die Forscher herausgefunden haben.
Sie sind kostengünstig in jeder Drogerie oder Apotheke erhältlich und helfen, sanft in den Schlaf zu gleiten. Melatonin-Präparate in Form von Sprays, Dragees oder Weichgummis sind beliebte Einschlafhelfer. Doch der Taktgeber unseres Schlaf-Wach-Rhythmus scheint noch mehr für unser Wohlbefinden zu tun. Zwei internationale Studien unter der Leitung der Universität Granada konnten kürzlich zeigen, dass Melatonin Fettleibigkeit vorbeugen und zudem die Fettverbrennung ankurbeln kann. Dies gilt zumindest für übergewichtige Ratten, an denen die Untersuchungen durchgeführt wurden. Die Forscher hoffen nun, dass sich ihre Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen lassen.
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Übersicht
Melatonin scheint ungesundes viszerales Fett zu reduzieren
Die Wissenschaftler verabreichten stark übergewichtigen, diabetischen Ratten beiderlei Geschlechts täglich eine vergleichsweise hohe Dosis Melatonin. Drei Monate später zeigte sich, dass die bis dahin stetige Gewichtszunahme gestoppt war. Mehr noch: Sie stellten fest, dass sich das sogenannte viszerale Fett um durchschnittlich drei Prozent verringert hatte. Dabei handelt es sich um eine besonders gefährliche Art von Fett, das sich um die inneren Organe legt, chronische Entzündungen auslöst und für zahlreiche Leiden, unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verantwortlich ist. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt in den Fachzeitschriften „Antioxidants“ und „Biomedicine & Pharmacotherapy“ erschienen.1,2
Muskelabbau trotz Gewichtsabnahme gebremst
Bei der genaueren Analyse stellten die Forscher fest, dass die Melatonin-Methode dazu beitrug, dass sich die Muskeln nicht so stark abbauen, wie es bei Fettleibigkeit normalerweise der Fall wäre. Es scheint auch die Art der Muskelfasern so zu verändern, dass sie effizienter arbeiten können. Außerdem wurden in den Studien die Aktivität und die Anzahl der Mitochondrien in den Zellen erhöht, was ebenso dazu beitrug, die Gewichtszunahme sowohl bei weiblichen als auch bei männlichen Ratten zu verringern.
Ein kühles Bad verstärkte den Effekt
Es zeigte sich obendrein, dass die Wirkung des Melatonins noch verstärkt werden kann, indem die Ratten in 17 Grad kalten Wasser badeten. Dies förderte laut der Studie die Gewichtsreduktion zusätzlich. Die Wissenschaft vermuten schon lange, dass kalte Bäder auch Menschen mit Fettleibigkeit helfen können.
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Was wir tun können, um unsere eigene Melatonin-Produktion anzukurbeln
Ungesunde Ernährung, ständiges Naschen, Schlafstörungen, Nachtlicht, Stress und zu wenig Bewegung brächten den natürlichen Melatoninhaushalt durcheinander, erklärt Studienleiter Prof. Ahmad Agil in einer Mitteilung der Universität. Er empfiehlt daher, sich an der eigenen inneren biologischen Uhr zu orientieren: „Tagsüber ist es gut, sich dem natürlichen Licht auszusetzen, sich ausreichend zu bewegen, eine kalorienarme Ernährung mit vielen unverarbeiteten Lebensmitteln zu wählen und sich nicht zu warm anzuziehen“.3 Dazu gehöre auch, die Heizung nicht unnötig aufzudrehen, ausschließlich kalt zu duschen, im Dunkeln zu schlafen und spätestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr zu essen. Ob die zusätzliche Gabe von Melatonin im Kampf gegen Übergewicht bald medizinisch zum Einsatz kommen sollte, werden künftige Studien zeigen. Doch diese sind offenbar bereits vielversprechend: Es gebe bereits Tests am Menschen, die positive Ergebnisse zeigten, so Agil.