
6. Juli 2023, 20:07 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Gehören Zahnlücken womöglich bald der Vergangenheit an? Japanische Forscher arbeiten an einem Medikament, das Zähne nachwachsen lassen soll. FITBOOK erklärt, was dahintersteckt.
Nach den Milchzähnen und den zweiten – bleibenden – Zähnen werden im Alter oft die künstlichen „dritte Zähne“ notwendig. Doch Prothesen oder Zahnlücken könnten zukünftig vielleicht Geschichte sein. Denn japanische Forscher haben ein Medikament entwickelt, dass in Tierversuchen bereits erfolgreich Zähne nachwachsen ließ. Für das Jahr 2024 stehen nun klinische Studien (also mit Menschen) an.
Übersicht
Bestimmtes Protein steht im Zusammenhang mit Zahnwachstum
In früheren Untersuchungen hatten die Forschenden um Katsu Takahashi, Leiter der Abteilung für Zahnmedizin und Oralchirurgie am Medical Research Institute Kitano Hospital in Osaka, bemerkt, dass offenbar das Protein USAG-1 im Zusammenhang mit Zahnwachstum steht. So stellten sie etwa fest, dass Mäuse, denen ein bestimmtes Gen, das für die Produktion des Proteins verantwortlich zu sein scheint, fehlte, mehr Zähne hatten. Deshalb kam den Wissenschaftlern die Idee, durch Blockieren des Proteins USAG-1 Zahnwachstum herbeizuführen – also Zähne wachsen zu lassen.
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Wie funktioniert das Medikament?
Entwickelt wurde dann ein Antikörpermedikament, das tatsächlich in der Lage ist, die Funktion von USAG-1 auszuhebeln. Dieses testeten die Wissenschaftler an Frettchen, weil diese Zahnmuster haben, die denen von Menschen ähneln.1 Das Experiment erwies sich als erfolgreich. Den Tieren, die das Medikament erhielten, wuchsen neue Zähne.2
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Nächster Schritt: Klinische Studie
Nach dem Erfolg in Tierversuchen machen sich die Forscher nun für klinische Studien – also Tests mit menschlichen Probanden – bereit. Start soll im Juli 2024 sein, berichtet die japanische Zeitung „The Mainichi“.
Behandlung von Anodontie
In der Annahme, dass auch die klinischen Studien bestätigen, dass das neue Medikament Zähne wachsen lassen kann, plant das Forschungsteam mit einem für die Zulassung fertigen Präparat im Jahr 2030. Dieses soll in erster Linie zur Behandlung von zwei- bis sechsjährigen Kindern mit (partieller) Anodontie verwendet werden.
Hinter der Bezeichnung Anodontie verbirgt sich angeborene Zahnlosigkeit. Bei betroffenen Personen sind die Zahnkeime nicht angelegt, sodass keine Zähne wachsen. Bei der partiellen Form fehlen nicht alle Zähne, aber es bildet sich auch kein vollständiges Gebiss aus.3

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Quellen
- 1. Kyoto University. New drug to regenerate lost teeth. (aufgerufen am 6.7.2023)
- 2. Takahashi, K., Murashima-Suginami, A., Kiso, H. et al. (2021). Anti–USAG-1 therapy for tooth regeneration through enhanced BMP signaling. Science.
- 3. Opti-Dent. Anodontie, eine Zahnlosigkeit. (aufgerufen am 6.7.2023)