3. Juli 2021, 9:08 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Dass Mate-Tee im Trend liegt, zeigt ein Blick in die sozialen Netzwerke. Food- und Fitness-Influencer hypen die appetitzügelnde und stoffwechselanregende Wirkung des südamerikanischen Gebräus. Doch auch kritische Stimmen erheben sich, das Getränk soll angeblich krebserregend sein. FITBOOK hat sich die Studienlage genau angesehen.
Mate-Tee ist inzwischen so beliebt, dass er sogar ein eigenes Emoji bekommen hat. Dieser zeigt das Getränk im traditionellen, bauchigen Gefäß: der sogenannten Kalebasse mit dem dazugehörigen Trinkrohr namens Bombilla. Der aus Südamerika stammende Aufguss wurde hierzulande vor allem durch limonadenähnliche Mate-Geetränke wie „Club-Mate“ oder „Mio Mio Mate“ bekannt und zunächst vornehmlich in Hackerkreisen getrunken. Anschließend erfreute sich das Getränk auch unter Hipstern großer Beliebtheit. Inzwischen haben Fans von Fitness und gesunder Ernährung die traditionelle Yerba Mate für sich entdeckt und schwören auf ihre angeblich leistungssteigernden und therapeutischen Eigenschaften. So gilt Mate unter anderem als Geheimtipp unter Abnehmwilligen. Doch was ist Mate eigentlich genau und wie gesund ist der daraus zubereitete Tee wirklich?
Übersicht
Was ist Mate-Tee?
Mate, auch als Yerba Mate (spanisch), Erva Mate oder Chimarrão (portugiesisch) bezeichnet, ist ein Tee aus Blättern des Matestrauchs (Ilex paraguariensis). Streng genommen handelt es sich bei Mate gar nicht um einen Tee, sondern um ein Aufgussgetränk. Dieses ist vor allem in Südamerika sehr verbreitet, wo es etwa so häufig getrunken wird wie bei uns Kaffee. Als größte Mateproduzenten der Welt gelten Brasilien, Argentinien und Paraguay. Der Name Mate bezeichnet dabei eigentlich gar nicht das Getränk an sich, sondern ist in der Quechua-Sprache der Name für das Trinkgefäß, in dem der Tee serviert wird. Dieses wird traditionell aus einem ausgehöhlten und getrockneten Flaschenkürbis gefertigt, welchen man auf Spanisch als Mate oder Calabaza und auf Portugiesisch als Cuia bezeichnet.
Wie wird Mate-Tee zubereitet?
Zum Trinken verwendet man einen speziellen Sieb-Strohhalm aus Metall, die Bombilla. Für den Aufguss füllt man die Kalebasse nun mit der Mate-Mischung, genannt Yerba. Diese wird auf eine bestimmte Art vorbereitet, die im südamerikanischen Raum teils recht strengen Regeln folgt. Anschließend wird die Yerba mit heißem Wasser aufgegossen. Die Trinktemperatur sowie die Süße des Gebräus variiert je nach Region.
Wie schmeckt Mate-Tee und wie trinkt man ihn?
Mate-Tee zeichnet sich durch einen leicht herben, bitteren Geschmack aus, der anfangs gewöhnungsbedürftig sein kann. Je nach Sorte oder Aromatisierung kann Mate aber auch eine milde Süße aufweisen. Dies hängt auch davon ab, welche Teile des Matestrauchs verwendet werden, beispielsweise nur Blätter oder auch Stängel, und ob diese geröstet, geräuchert oder pur verarbeitet werden. Ein Mate-Tee kann mehrmals hintereinander neu aufgegossen werden. Die genaue Art der Zubereitung und des Aufgießens wird in Südamerika in Form von zahlreichen überlieferten Regeln vorgeschrieben und zelebriert. Daher eignet sich Mate-Tee dort vor allem für gesellige Runden und wird beispielsweise Gästen serviert.
In unseren westlichen Kulturkreisen schätzt man Mate-Tee insbesondere aus zwei Gründen: Zum einen macht er wach und ist damit eine gute Alternative zu Kaffee; zum anderen wirkt er aufgrund des enthaltenen Koffeins appetithemmend, kurbelt den Stoffwechsel und die Fettverbrennung an. So hilft er nebenbei auch noch beim Abnehmen. Gleichzeitig gibt es aber auch kritische Stimmen und Sorge unter Mate-Fans. Studien zufolge soll das Getränk nämlich krebserregend sein. Was stimmt nun wirklich? In unserem Artikel erfahrt ihr alles über den südamerikanischen Tee und seine Auswirkungen auf die Gesundheit.
Ist Mate-Tee krebserregend? Studienlage
Großes Aufsehen erregte eine Studie aus dem Jahr 2008, die Mate als krebserregend einstufte.1 Den Forschenden zufolge wurden in Yerba-Mate-Blättern sowie in heißem und kaltem Mate-Aufguss sehr hohe Konzentrationen an karzinogenen (krebserzeugende) sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (kurz PAK) gefunden. In weiteren Untersuchungen fanden sich tatsächlich ähnliche Ergebnismuster. Eine ältere Studie mit Klinikpatienten zeigte, dass Mate-Konsum signifikant mit einem erhöhten Risiko für Speiseröhrenkrebs verbunden war und hierbei insbesondere Menge und Temperatur entscheidend seien.2 Probanden, die täglich mehr als einen Liter heißen Mate-Tee tranken, hatten ein dreifach erhöhtes Risiko im Vergleich zu denjenigen, die weniger als einen halben Liter am Tag warmen Mate-Tee tranken. Auch in mehreren neueren Studien wurde die Hypothese eines Zusammenhangs zwischen Mate-Tee und Krebs erneut bestätigt, insbesondere in Bezug auf Speiseröhrenkrebs – so etwa in einer Fall-Kontroll-Studie aus dem Jahr 2010 und einer Meta-Analyse aus 2013.3,4
Der Faktor Trinktemperatur
Ein 2009 veröffentlichtes Review5 analysierte mehrere Studien und stellte fest, dass viele der Daten einen Zusammenhang zwischen der Temperatur des Mate-Aufgusses und dem Risiko für Mund-, Speiseröhren- und/oder Kehlkopfkrebs nahelegten. Einige wenige Untersuchungen wiesen darüber hinaus auf krebserregende Schadstoffe durch die industrielle Verarbeitung der Blätter hin. Das Risiko stieg mit der täglichen Menge und der Trinktemperatur; zudem war es für Frauen im Allgemeinen höher.
Ein klares Ergebnis fand sich in der ungünstigen Wechselwirkung zwischen Mate, Alkohol und Tabak. Auch Defizite in der Ernährung sowie schlechte Mundhygiene könnten das Krebsrisiko für Mate-Tee negativ beeinflussen. Kein erhöhtes Risiko wurde mit kalten Mate-Getränken in Verbindung gebracht. Eine Studie der Universität Freiburg wies eine deutliche Verbesserung der Fettverbrennung nach bei Probanden, die kalte Yerba Mate getrunken hatten, FITBOOK berichtete.
Positive Eigenschaften von Mate-Tee
In allen Studien wird darauf hingewiesen, dass die Datenlage noch nicht ausreichend ist, um endgültige Aussagen zu treffen. Hier sind weitere Untersuchungen nötig. Im Vergleich zum möglicherweise krebserregenden Effekt von Mate-Tee gibt es nämlich auch viele Hinweise auf positive gesundheitliche Auswirkungen des Getränks.
Eine In-vitro-Studie der Universität Illinois6 stufte Mate sogar als Nahrungsmittel ein, das gegen Krebs wirksam sei. Die Forschenden behandelten dabei menschliche DDarmkrebszellen mit bestimmten Koffeinbestandteilen aus Mate-Tee namens CQA – dabei handelt es sich um Chlorogensäure, ein Ester der Kaffeesäure mit leicht Magen-belastender Wirkung. Wurde die CQA-Konzentration erhöht, starben die Krebszellen ab. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Mate-Tee Dickdarmkrebs und ebenso auch anderen Entzündungskrankheiten vorbeugen könnte. Ein Übersichtsartikel7 fand außerdem Hinweise darauf, dass das Getränk den Cholesterinspiegel senkt, die Leber schützt, das zentrale Nervensystem stimuliert, harntreibend wirkt und gut für das Herz-Kreislauf-System ist. Zudem sei Mate reich an Antioxidantien, könne Übergewicht reduzieren und Entzündungen hemmen.
Südamerikanisches Nationalgetränk Die Wirkung von Mate-Tee auf die Gesundheit
Bereits 65 Grad können schädlich sein Wer seinen Tee zu heiß trinkt, erhöht sein Risiko für Speiseröhrenkrebs
Studie legt nahe Kalter Tee könnte beim Abnehmen helfen
Fazit
Eine aktuelle Studie8 aus dem Jahr 2020 fasst den derzeitigen Forschungsstand gut zusammen: Der Verzehr von Mate-Tee kann sich einerseits positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken. Andererseits sollte bedacht werden, dass große Mengen des Aufgusses – vor allem, wenn dieser sehr heiß getrunken wird – möglicherweise das Krebsrisiko erhöhen können. Eine eindeutige Bestätigung hierfür durch wissenschaftliche Studien fehlt jedoch noch. Möglicherweise kommt es beim Mate-Tee – wie bei so vielen anderen Dingen auch – einfach auf ein gesundes Maß an.
Quellen
- 1: Kamangar F, Schantz MM, Abnet CC, Fagundes RB, Dawsey SM. High Levels of Carcinogenic Polycyclic Aromatic Hydrocarbons in Mate Drinks. Cancer epidemiology, biomarkers & prevention. (2008, aufgerufen am 2.7.2021)
- 2. Sewram V, De Stefani E, Brennan P, Boffetta P. Maté consumption and the risk of squamous cell esophageal cancer in uruguay. Cancer epidemiology, biomarkers & prevention. (2003, aufgerufen am 2.7.2021)
- 3: Szymańska K, Matos E, Hung RJ, Wünsch-Filho V, Eluf-Neto J, Menezes A, Daudt AW, Brennan P, Boffetta P. Drinking of maté and the risk of cancers of the upper aerodigestive tract in Latin America: a case-control study. Cancer causes & control. (2010, aufgerufen am 2.7.2021)
- 4: Andrici J, Eslick GD. Maté consumption and the risk of esophageal squamous cell carcinoma: a meta-analysis. Disease of the Esophagus. (2013, aufgerufen am 2.7.2021)
- 5: Loria D, Barrios E, Zanetti R. Cancer and yerba mate consumption: a review of possible associations. Pan American journal of public health. (2009, aufgerufen am 2.7.2021)
- 6: Puangpraphant S, Berhow MA, Vermillion K, Potts G, Gonzalez de Mejia E. Dicaffeoylquinic acids in Yerba mate. Molecular nutrition & food research. (2011, aufgerufen am 2.7.2021)
- 7: Heck CI, de Mejia EG. Yerba Mate Tea (Ilex paraguariensis): a comprehensive review on chemistry, health implications, and technological considerations. Journal of food science. (2007, aufgerufen am 2.7.2021)
- 8: Lutomski P, Goździewska M, Florek-Łuszczki M. Health properties of Yerba Mate. Annals of agricultural and environmental medicine. (2020, aufgerufen am 2.7.2021)